Church building / Kirchengebäude in Thembalethu

... God has chosen the weak things of the world to confound the things which are mighty; And base things of the world, and things which are despised, has God chosen ... (1Cor 1:27.28) p>p>p>

Freitag, 30. April 2010

Die Geschichte vom kleinen blonden Bub.

Zunaechst: wegen eines Defektes des Seekabels waren in Suedafrika alle Internetverbindungen bis heute gekappt, das galt also auch fuer dieses Internetcafé. Das war aergerlich, denn ich dachte staendig an eine unglueckliche Formulierung, die ich im letzten Blogeintag gebrauchte, als ich wiedergab, dass Jesus Alicia sagte, dass sie mir 'folgen' solle. Gemeint ist natuerlich nicht ein blindes Nachlaufen wie bei einem Guru, sondern es ist  positiv im Sinne einer Wegweisung und eines Vorbildes zu verstehen. Das bedeutet demnach eine sehr grosse Verantwortung fuer mich. Dies nur kurz zur Klarstellung.

Ich kann nicht alles schreiben was so passiert, aber es ist und bleibt spannend.


Am gestrigen Donnerstag war ich stundenlang mit Alicia (Spoony) unterwegs, um bei Home Affairs, im Krankenhaus ihrer Geburt und in verschiedenen Schulen etwas ueber ihre Identitaet zu ermitteln. Sprach mehrfach mit Alicias Mutter, aber auch sie weiss nicht genau, wann die Tochter geboren ist. Das total ueberlastete Krankenhaus muss manuell in Buechern die Geburtslisten durchforsten (kein PC). Selbst der Nachname des Maedchens steht nicht fest. Das ist noch dramatischer, als es bei Sami war. Als Ergebnis flossen bei Alicia hemmungslos die Traenen im KH, als man uns sagte, man finde keinen entsprechenden Eintrag. Ein Mensch ohne Identitaet ist etwas Schlimmes. Das spuert sie wohl. War nochmal bei der Mutter im Township Nu Dawn Park, in Pacaltsdorp. Demnaechst packe ich sie ein und fahre mit ihr selbst zum Krankenhaus. Vielleicht kommen wir so weiter.

Im Zuge der Ermittlungen fand ich bei den Schulen heraus, dass Alicia gar keine Schule mehr besucht. Sie hatte mich angeschwindelt. War ihr nicht boese, denn wie soll sie denn in ihren Lebens- und Familienumstaenden wo das Wort 'Wertevermittlung' nicht mal in einem Buch vorkommt, etwas wie 'Aufrichtigkeit' mitbekommen. Ich glaube sie schaemt sich und kommt sich noch minderwertiger vor, wenn sie zugibt, keine Schule zu besuchen. Habe ihr von der Liebe Gottes, meiner Liebe zu ihr, Jesus dem Licht, das die Dunkelheit vertreibt, dem Wandel in Wahrheit und dem Gegensatz dazu, Satan dem Vater aller Luegen (Joh 8,44) erzaehlt. Es ist nicht leicht, mit diesen Menschen: sie sind traumatisiert und sie brauchen Zeit, umzulernen.

Ich hatte den starken Drang mit Sami zusammenzusein und so redeten wir laenger im Auto an der Muellkippe.Wir sprachen darueber, dass die Menschen, auch Alicia, auf der Muellkippe Gebet brauchen. Schliesslich fuhren wir fuer ein paar Haehnchenteile zum Kentucky. Sami war total (so richtig!) verdreckt. Wir beteten dort recht lange und relativ laut fuer die Menschen auf der Muellkippe. Dann begannen wir zu essen und Sami hatte den Blick aus dem Fenster.

Er zeigte irgendwann nach draussen und siehe da: helle Aufregung. Eine juengere Mutter schuettelte ihren leblosen Buben, einen ca. 1 bis 2 Jahre alten Blondschopf und war voellig verzweifelt. Sie lief auf die Strasse, aber kein Auto hielt. Dennoch bildete sich ein Menschenauflauf (Innenstadt) und man legte das Kind aufs Gras. Ein Mann bearbeitete seinen Brustkorb und versuchte Mund-zu-Mund-Beatmung. Dann nahm man ihn wieder hoch und schuettelte ihn. Aber Kopf und Gliedmassen baumelten leblos umher. Wieder wurde er aufs Gras gelegt. Ich sagte zu Sami: Lass uns rausgehen und beten. Wir knieten uns nebeneinander direkt vor den  Kopf des Kindes, fassten es aber nicht an. Ich legte den Arm um Sami und wir beteten einige Minuten halblaut fuer die Auferweckung des leblosen Kindes. Sami neben mir fing an zu schluchzen und zu weinen, ich hingegen fuehlte gar nichts. Keinen Heiligen Geist, keine Emotionen. Ich betete einfach im Gehorsam.

Nach einer Weile begann das Kind zu husten und sich zu bewegen, ohne dass ihm jemand eine Sprize gegeben haette oder sonst medizinische Eingriffe erfolgt waeren.

Dann kam der Krankenwagen, der Bub bekam eine Sauerstoffmaske aufgesetzt und wurde weggebracht.

Im Auto sagte ich zu Sami: Wir wissen nicht, ob unser Gebet etwas bewirkt hat, aber lass' uns Jesus dafuer danken, dass der Bub lebt. Immerhin ist Gott es, ohne den wir und auch der Junge nicht einen einzigen Atemzug mehr machen koennen (Hiob 34,13). Er gibt und erhaelt jedes Leben.

Sami antwortete: doch, wir wissen es. Samis Traenen waren, so sagte er,  sowohl vom Herzschmerz fuer den Jungen, als auch vom Geist herruehrend. Er berichtete von Jesu Worten waehrend des Gebetes. Ich habe das Gebet von dir und deinem Bruder gehoert. Ich gebe dem Kind sein Leben zurueck.
Sami hat das so trocken erzaehlt, wie nur etwas, aber MIR haben die Knie geschlottert (den ganzen Abend und auch jetzt beim Schreiben).

Ich gebe keinen medizinischen Bericht ab. Ich habe keine Geraete angeschlossen und behaupte nichts.
Auch habe ich bei der Geschichte nichts weggelassen und nichts hinzugetan. Das sage ich vor Gott.

Als ich Sami heimfuhr, las ich ihm ein Stelle in meiner afrikaans-Bibel vor und sagte ihm, dass ich ihn von Beginn an mit Hebr 13,2 in Verbindung brachte. Er hat gelacht ...

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Jesus spricht: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zu meinem Vater gehe. (Joh 14,12)

Montag, 26. April 2010

(Fast) alles verloren - viel mehr gewonnen!

Vorgeschichte:
Am Freitag Abend im Jugendgottesdienst, erhielt ich waehrend der Lobpreiszeit von einer Frau ein Wort zugesprochen: "Vergebung". Da ich nicht wusste, wem ich zu vergeben haette oder um Vergebung ersuchen muesste, gab ich es an Gott ab, es mir zu zeigen.

Freitag auf Samstag Nacht traeumte ich, dass ich in afrikaans auf der Muellkippe zu einer Gruppe von Leuten spreche.

Am Samstag fasteten Angela, Sheila (Zimbawe), Smava und ich, und gingen ab 17.30 Uhr zum Beten auf einen Berg ueber George. In einer Phase, als wir uns im Auto aufwaermten und ueber Jeus redeten (was sonst :-) ), hatte ich das dringende Beduerfmis auszusteigen und zu beten. Ich sagte Gott, dass ich zuerst nach Seinem Reich trachten will und mir der Rest egal ist. Dass Er mein Herz rein halten soll usw.

Nachher, um etwa 1 Uhr, habe ich tatsaechlich vor der grandiosen  Zuhoererschaft von "Null" auf "afrikaans" (raeusper) auf dem Berg ueber 1.Joh 5,12 gesprochen.
Gegen Ende unserer Gebetszeit um etwa 4.30 Uhr, empfing Angela ein Bild von einer aufgerichteten Schlange (wie bei Kobras) und einem Haus. Sie betete daher Schutz fuer die daheimgebliebenen Menschen in unseren jeweiligen Haeusern.

Hauptgeschichte:
Um 5.00 Uhr fuhren wir nach Hause und um 5.30 in Thembalethu dann der Schreck. Meine Tuer stand offen, alles verwuestet und fast alles war geklaut. (Fahrrad, Netbook, Brille, Lampen, usw. usw. - Mike, leider auch dein RSA-Trikot, das du mir geschenkt hast).

Da habe ich mich aufs Bett (nunmehr ohne Bettbezug) geworfen und geheult.

NEIN! Spass beiseite. Natuerlich nicht! Ich habe dem Feind, der alten Schlange gesagt, dass er der groesste Loser ist, den das Universum je gesehen hat (siehe Hesekiel 28,12f) und ihn ausgelacht. Habe ihn an seine ewige Bestimmung erinnert. Der Dummbatz! Dann habe ich Jesus gelobt und Ihm gesagt, wer ER ist. Nach 10 Sekunden durfte ich die Gegenwart Gottes koerperlich erfahren. Er war da!
Negative Gedanken habe ich nicht zugelassen, sondern mich nur an Jesus gehalten und ich wusste, dass das mehr ein Segen, als ein Fluch sein muss. Wie bei Joseph in 1.Mo 50,20: "Ihr gedachtet mir Boeses zu tun, Gott aber gedachte, es gut zu machen.".

Dann fuhr ich in die Stadt zu McDaonalds fruehstuecken (mein Muesli und die Milch usw. war auch alles weg). Ich hatte gar keinen Groll in mir, ich war nur etwas traurig, dass ich mit meiner lieben Frau (und anderen Lieben), nicht mehr regelmaessig ueber Skype telefonieren kann.
Dann habe ich ueber die Taeter geweint und fuer sie gebetet (nicht ueber oder fuer meine Sachen!). Erstaunt mich selbst am meisten. Ich wuerde gerne mit ihnen ueber Jesus reden. Es ist ja ein alter Hut, aber wir kaempfen nicht gegen Fleisch und Blut (Menschen), sondern einen geistlichen Kampf mit spirituellen Gewalten.
Ich erinnerte mich daran, dass Elisabeth Elliot (Gattin des 1956 im equadorianischen Dschungel ermordeten Missionars Jim Elliot), ihre einzigartige, jahrelange  linguistishe Arbeit bei der Entwiscklung einer Schriftsprache und einer Bibeluebersetzung fuer die Aucas durch Diebstahl verloren hatte.
Auch an Jackie Pullinger, deren 'Gottesdienstraum' in der Walled City von Hong Kong verwuestet und mit Exkrementen beschmiert wurde.
Satan ist nicht erfreut ueber das, was hier geschieht und so verstehe ich Jakobus um einiges besser, wenn er seinen Brief beginnt:

"Meine Brüder, achtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen geratet, da ihr ja wisst, dass die Bewährung eures Glaubens standhaftes Ausharren bewirkt. Das standhafte Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen und vollständig seid und es euch an nichts mangelt."

Die Bibel ist ja wie ein Erlebnisbuch. Manches versteht man erst jeneits theologischer Diskussionen und eigener Ideen erst richtig, wenn man es erlebt. Dann ist es ploetzlich klar zu sehen.

Weil ich es dem Feind zeigen wollte, bin ich losgezogen und habe als Kontrapunkt zu seiner Albernheit 2 Fussbaelle gekauft. Einen fuer Silvertown (wo Sami wohnt. Er gibt ihn an Kinder seiner Wahl weiter) und einen fuer meine Nachbarskinder in Thembalethu.
Jetzt holte ich Sami, Franzisco und Amaresia zuhause fuer den Gottesdienst ab. Alicia (Spoony) begleitete ihre Freundin Esmeralda im Krankenhaus, da sie Hund gebissen wurde und konnte nicht mitkommen.

Im Gottesdienst ging es prompt um das Thema "Vergebung". (Jesus am Kreuz und Stephanus bei seiner Steinigung). Da fiel mir das Wort von Freitag Abend wieder ein und ich wusste sofort, was gemeint war. Der Einbruch! Den Taetern hatte ich aber schon vorher vergeben.
Nun hatte ich Franzisco neben mir stehen und zu Jesus gebetet, dass ich zum Ausgleich fuer meine verlorenen Sachen den Kleinen (ist 15, sieht aber aus, wie 11) gerettet sehen moechte. Waehrend des Gebetes habe ich den Heiligen Geist koerperlich gespuert und Jesus sagte mir, dass ER mein Gebet gehoert hat. Tatsaechlich. machte der Pastor einen Aufruf und Franzisco und ich gingen nach vorne. Da war ich auf 'Wolke 7'.

Nach dem Gottesdienst fuhr ich zu Alicia und erwaehnte kurz, dass ich ihr die versprochene Lobpreis-CD nicht brennen kann, weil alle meine Sachen geklaut seien. Sie kommentierte es nicht. Dann redeten wir ueber dies und das. Auch sagte ich ihr, dass sie jetzt der Pastor im Haus sei und Franzisko von ihren Erfahrungen erzaehlen soll, wie man die Stimme Gottes hoert. Spaeter, bei der Verabschiedung sagte sie mir woertlich:

"Du wirst deine Sachen wiederbekommen und die, die das gemacht haben, werden sich bei dir entschuldigen".

Ich fragte ohne jeden emotionalen Ueberschwang, ob ihr das Jesus gesagt haette. Sie antwortete, "Ja Jesus hat es mir eben gesagt, waehrend wir zum Tor gingen. Vor einigen Tagen sagte Er auch, dass ich dir vertrauen kann und das machen soll, was du sagst". Ich zeigte ihr die Wichtigkeit von echter Gemeinschaft in Christus auf, da wir aufeinander angewisesen sind. Das was sie sagte freute mich enorm fuer sie UND fuer mich.

"Das mit Jesus ist wundervoll", sagte sie.

Wir umarmten uns und weg war ich. (Fuhr Esmeralda und Franzisco zum Einkaufen und zurueck).  Mittlerweile auf einer doppelstoeckigen 'Wolke 7' angekommen. Das ist doch so klasse mit Alicia und Sami, allen anderen und mit Jesus, der hinter allem steckt.

Hatte unterwegs noch 2 Coloured-Anhalter mitgenommen und als Ricardo (so hiess einer der Beiden) meine Musik hoerte, sagte er, "Oh, you are a man of God". Dann verstand ich, dass er  fragte, ob ich mal fuer ihn beten koenne. Claro.Mach ich.
Missverstaendnis! Er wollte mit mir mal ein Bier trinken (beten und Bier hoert sich auf afrikaans aehnlich an). Wir konnten kaum noch vor Lachen. Habe den beiden auch wieder alles erzaehlt. Aber total locker - ich war schliesslich auf Doppelwolke 7. Ich habe staendig laut gelacht, als haette ich gerade im Lotto gwonnen. Alles war so Klasse. Auch Ricardo und sein Kumpel, der hinten sass haben sich gefreut. :-)

Zuhause angekommen, musste ich erst mal die arme Smava aufbauen. Sie war am Boden zerstoert und lernt erst noch, dass Glauben Vertrauen heisst  Bei Gegenwind faellt es ihr noch schwer, stehen zu bleiben. Aber sie ist auf einem klasse Weg. Sie wird staerker in Christus. Ich habe ihr erklaert, dass wenn wir "Faith" (Glauben) bekennen, der auch abgeprueft wird. Wir muessen eine bewusste Entscheidung treffen, wem wir glauben! Erst jetzt entscheidet sich der Weg des Christen. Dann zeigt sich, ob 'Glaube' ein blosses Lippenbekenntnis ist, das nur bei Sonnenschein traegt, oder mehr ist. Entweder ich werde der jammervolle, stets leidende Christ, der immer fragt, warum, ausgerechnet ihm das immer passieren muss, oder der, der lernt zu vertrauen und weiss, dass weil er Gott liebt (=Voraussetzung), ihm alle Dinge zum Besten dienen muessen. Dass ihn dann nichts von der Liebe Gottes scheiden kann. Der weiss, dass folglich aus Fluch durch Vertrauen in Jesus Segen werden muss. Jesus ist kein Backup oder Sahnehaeubchen des eigenen Lebens.

Beim Essen (Smava lud mich zu sich und den Kindern ein), etwa um 16.00 Uhr, hatte ich den Eindruck, dass ich  zu Smavas Sohn Lwazi in seine Spelunke Nathans gehen sollte. Das tat ich und trank dort eine Cola, womit ich mich als Exot outete. Nach einer Weile war eine leere Bierkiste neben Lwazi frei geworden und so setzte ich mich und redete mit ihm. Ich sagte ihm, dass es mir das Herz bricht, wenn ich ihn so sehe. Dass er ein feiner Kerl ist usw. Als die Traenen fuer ihn zu stark wurden, um zu weiterzureden, ging ich weg. Nach kurzer Zeit kam er mir nachgelaufen und ich konnte unter anderem das Evangelium in Kurzform sagen. "uThixo utheta: nceda yiza" (Gott spricht: Bitte Komm!)  Da hat er sich gefreut. Wir haben laenger gesprochen.

Dann trafen wir unterwegs seine Kumpels Biza, George, Sticks und Loyesu. Die hatten durch Lwazi bereits vom Einbruch gehoert, waren aergerlich und hatten nur Vergeltungsgedanken. Polizei, Knast etc. Ich erzaehlte hingegen von der Liebe Gottes selbst fuer den schlimmsten Tsotsi und auch auch fuer sie. Ich habe eine halbe Stunde ueber die lebensveraendernde Kraft in Christus gesprochen. Dass wir uns nicht aus uns selbst verbessern koennen. Gleiches mit einem entfernten Nachbarn am Zaun. Dieser riet mir, zu einem Sangoma zu gehen, der wuerde mir sagen, wer es war. Ich erzaehlte ihm vom "Grossen Sangoma Jesus". Hatte am gleichen Mittag noch weitere solcher Gespraeche.

Endlich zuhause, sassen meine Nachbarn Omdi und Reti mit 5 anderen vor ihrem Haus und als sie mich sahen, hatten sie eine Jammermine aufgesetzt und mir gesagt, wie schlimm das ja alles sei. Allerdings war ich voller Friede und Freude und hatte ihnen gesagt, dass das Gegenteil der Fall sei! Ich hatte im Kommen bereits ein Lied gepfiffen, gesungen und nun der Gruppe noch mal 'ne halbe Stunde erzaehlt, dass es gar nicht auf die Lebensumstaende ankommt, wenn Jesus in einem wohnt. Im Gegenteil. Wenn ich fuer Ihn in den Knast ginge, waeren Liebe, Friede und Freude wohl noch groesser (Paulus und Silas lobten und priesen auch im 'hintersten Stock'). Hingegen ist meine Freude (=Frucht des Hl. Geistes) als Christ geringer, wenn ich vor der Glotze abhaenge. Die haben jedenfalls echt gestaunt (das sage ich wie immer zu Gottes Ehre!) und ein paar Mal hat der Geist bei irgendetwas bezeugt, was ich sagte (oder ER sagte ;-)). Ich habe dem Trauervolk glaube ich, etwas weitergeben koennen. Zumal sie offen sind. Omdi und seine Frau Reti waren unabhaengig voneinander schon bei mir und haben mir ihr Eheleid geklagt.  

Reti geht, wie andere auch 'in die Kirche'. Habe der Gruppe liebevoll gesagt, dass Kirche ohne Jesus (mit der Kraft des Heiligen Geistes) im Herzen ist, wie ein Auto ohne Benzin. Man kann jahrzehntelang drinsitzen und nix passiert. Man kommt nirgedwo hin. Nur der Frust wird groesser.
Waehrend und nach dem Gespraech schwebte ich auf einer nunmehr 3-stoeckigen "Wolke 7".

War noch kurz bei der Polizei, aber nur, um eine Beschreibung des Fahrrades abzugeben. Anzeige habe ich nicht erstattet. Das wollte ich nicht.

Hatte immer noch nicht geschlafen und war dennoch hellwach. War mit Smava und Wami (11) im Abendgottesdienst. Es ging um Worte des Lebens. Auf dem Heimweg hat Smava derart Worte des Lebens fuer mich und Moni gesagt, das war sehr gut.

Ein Wochenende mit Verlust und viel mehr Gewinn, nach dem ich aus Ueberzeugung sagen kann:  

"Satan gedachte mir Boeses zu tun, Jeus aber gedachte, es gut zu machen."

So, das war ein "Lagebericht Thembalethu" aus dem Internetcafe in George. Werde jetzt kommunikationsmaessig kuerzer treten muessen. Habe auch keine E-Mail Kontakte und Geburtstagsliste mehr. Also sorry, wenn ich nicht passend reagieren kann und Geburtstage nicht mehr parat habe.

Liebe Gruesse

Gott ist gut - Allzeit!
Komm!

Nachtrag 13.15 Uhr: Das Internetcafe ist einige Haeuser neben einem grossen und beliebten Hehlergeschaeft gelegen. Bei Cash Converters tragen Leute ihre Gueter (auch gestohlene) hin und machen sie zu Geld. Andere Kunden koennen dann die Waren kaufen. Ich war kurz versucht, reinzugehen und nach ein paar Sachen zu sehen, wie mir Smava (und auch die Polizei) rieten.
Doch ich "wandle im Glauben und nicht im Schauen". Glaube und Schauen sind wie Oel und Wasser. Sie gehen nicht zusammen. Ich vertraue ausschliesslich Jesu Zusage aus Alicias Mund und nicht meinen eigenen Ermittlungsfaehigkeiten.

Also ging und gehe ich nicht zu Cash Converters rein und sehe nicht mal in die Schaufenster! Halte auf der Strasse auch nicht nach meinem Rad Ausschau um aufgeregt und dann wieder enttaeuscht zu sein, wenn es doch nicht mein Rad war.
Bin schon richtig gespannt, wann und wie Jesus das nun wieder alles hinkriegt! :-)

Schon jetzt Danke fuer die Rueckgabe!

Freitag, 23. April 2010

Jesus auf der Müllkippe. Das schönste Kompliment. Trevors Lasten.

Man kennt das ja: "Der Anzug steht dir aber gut", "Eine hübsche neue Frisur hast du", "Du hast ein super Fußballspiel abgeliefert", "Das hast du gut gemacht", "Du hast es aber weit gebracht im Job". "Das ist aber ein schönes Haus, Auto, Pferd".  Komplimente, die das Ego mehr oder weniger streicheln ...

Als ich heute auf der Müllkippe war, kommt als erstes im Überschwang ein angetrunkener Mann namens Ricardo auf mich zu und begrüßt mich freundlichst. Er ist trotz des deutlichen Alkoholkonsums sehr ernst und sagt, dass er am Sonntag mit mir zum Gottesdienst gehen möchte. Hatte ich doch in Ricardo gleich wieder ein neues Umarm-Opfer gefunden :-)
Dieser Sami redet mit breiter Brust zu allen auf der Müllkippe und erzählt ihnen die gute Nachricht, dass Gott erfahrbar und Ihm jeder einzelne Mensch wichtig ist.

Auf der Müllkippe wundere ich mich immer wieder, dass selbst die größten Gegenstände abgefackelt werden, um ein bisschen Metall freizusetzen. So wie hier unter anderem eine Matratze.



Nach Samis Dankgebet und dem Essen auf der Müllkippe fuhr ich zu Alicia (Spoony) nach Hause, um den Regenschirm und die Jacke, die ich heute früh in der Stadt für sie gekauft hatte, abzugeben.
Dort angekommen, stand am Haus ein selbst gebasteltes "Partyzelt" mit sehr lauter "Kreisch"-Musik und einigen Menschen drin. Alicia sah mich, und sofort wurde die laute Musik von jemandem leise gedreht, als es offenbar hieß, ich sei im Anmarsch. Die Menschen hier, auch die, die Jesus nicht kennen, haben eine besondere Sensibilität im Umgang mit mir. Irgendwie erstaunlich.
Alicia kam heraus zu mir (ich habe das Grundstück bislang noch nie betreten) und hat sich sehr über die Jacke und den Schirm gefreut.

Nachdem sie die Jacke anprobiert hatte, sagte sie:

"Weißt du, ich möchte dir was sagen. Ich habe angefangen an Jesus zu glauben, weil du das machst, was du sagst. Weil Gott dir das ins Herz sagt. Ich vertraue dir. Ich sehe in dir Sein Herz"

Booaah! Da musste ich schlucken. Das war mit größtem Abstand das schönste Kompliment, das ich je für mich gehört habe. Alles von der Art des eingangs Gesagten verblasst daneben zu völliger Unwichtigkeit. Dass ein (junger) Mensch "wegen mir" glaubt. Das ist mit nichts vergleichbar, was ich kenne! Danke Jesus! Ich gebe es an dich zurück! Danke, dass DU mich das erleben lässt.

Alicia und ich haben uns in den Arm genommen und uns gaaanz fest gedrückt. Mann, was sind das hier für Momente. Da kann mir jedes neue Auto und jeder sonstige "Erfolg" gestohlen bleiben für solche Situationen im Leben.

Ich fuhr sie und ihre Freunde Esmeralda (16) und Franzisco (15) zum "Checkers" einkaufen.

 (Franzisco. Unter der Wäscheleine erahnt man das grüne "Partyzelt")

Dann habe Alicia  gefragt, ob sie meinen Rat am Abend ihrer Bekehrung befolgt hat, mit Jesus zu reden. Sie fing an zu erzählen:

"Ja. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen". 
"Konnte kein Auge zumachen"
"Jesus hat mir gesagt, dass Er mich liebt!". 
"Die ganze Nacht sind mir die Tränen gelaufen". 
"Er möchte nur von mir, dass ich nicht trinke, rauche, oder Drogen nehme. Und dass ich bete". "Meine Mutter hat mich morgens im Bett mit laufenden Tränen gefunden"



Ist das nicht schön?

Jetzt möchte ihr auch ihr Vater am Sonntag mit mir sprechen. Alicia hat so ein Feuer, sie steckt die ganze Familie an. Ihr werdet noch sehen.

Dann fuhren wir zur Müllkippe, weil sie unbedingt Sami sehen wollte. Sie hat mit feuchten Augen gesagt, dass sie ihn vermisst. Dass er ihr die Stellen aus der Bibel erklärt, die sie nicht versteht. Er sei so etwas, wie ihr Pastor. Sensationell. Alicia und Sami, ich hab euch lieb!
Im Film "A Man Called Norman", den ich hier im Blog mal vorgestellt habe, gibt es einen Bezug auf die Bibelstelle, dass im Hause des Vaters (im Himmel) viele Wohnungen sind (Joh 14,2). Der "Helfer" im Film sagt am Filmende, dass er sich wünscht, dass seine Wohnung direkt neben der des "Empfangenden" (Norman) ist. Das kann ich jetzt gut nachvollziehen.

Im Auto habe ich eine Lobpreis-CD laufen lassen. Gleich beim ersten Stück, Eagles Wings (aus Feiert Jesus 11), sind Alicia die Tränen gekommen. Ich sagte zu ihr, dass das Lied/der Text für sie bestimmt ist. Dass sich ihr Leben verändern und sie mit Adlers Schwingen in die Freiheit fliegen wird.

Hier warte ich - Here I am waiting
Bleib' in mir, bete ich - Abide in me I pray
Ich sehne mich nach dir - Here I am longing for You
Berge mich in Deiner Liebe - Hide me in Your love
Bring' mich auf meine Knie - Bring me to my knees
Auf dass ich Jesus mehr und mehr kennen lerne - May I know Jesus more and more

Komm', lebe in mir - Come live in me

Übernimm' mein ganzes Leben - All my life take over
Komm', atme in mir - Come breathe in me
Und ich will aufsteigen - And I will rise
Auf Adlerflügeln - On eagles wings





Alicia sagte mir, dass die Leute das mit Jesus wissen müssen. Sie will es erzählen! Willkommen im Club!

Wir suchten dann (erfolglos) ihren Kumpel Wes. Sie möchte unbedingt , dass er am Sonntag mit zum Gottesdienst kommt.

Bedingt durch die Suche nach Wes, waren wir nochmals auf der Müllkippe, als uns einige Männer, die umhersaßen, billigen Wein anboten. Hatten extra die dicken Fliegen für uns aus dem mit Wein gefüllten Wasserglas rausgeschnickt. Alicia legte besorgt den Arm um mich und sagte: "Du wirst doch nicht trinken, oder???" Nein, keine Angst.

Dann wurde sie von den gleichen jungen Männern zu einem "Tanzabend" (was immer das sein soll - vermutlich in einer tavern), eingeladen. Ihre Antwort war: "Nein, ich gehe lieber in den Gottesdienst!"
Und ich stehe mit innerlich offenem Mund dabei und bin so was von happy für die Kleine (und für mich!).
Wenn nur meine Bekannten und Freunde, die nichts glauben (außer vielleicht, dass Bayern Meister wird) sehen würden, wie Gott in ein paar wenigen Tagen Sami und Alicia (und auch Smava) sichtbar - spürbar verändert hat. Wahrscheinlich nützte es aber auch nix, selbst wenn Jesus vor ihren Augen auf dem Steinbrücker Teich laufen würde. Ich kann es leider (!) nicht ändern.

Manche Christen wünschen sich eine Berufung wie die so genannten "Großen" unserer Zeit. Wie die vom Format eines Reinhard Bonnke, Ulrich Parzani, Billy Graham oder anderen bekannten Christenpersönlichkeiten, die vor vielen Tausenden sprechen.
Ich stehe hingegen mit in paar Wenigen auf der Müllkippe oder sonst einem runtergekommen Platz in einem Schlichtwohngebiet und freu' mich über die einzelnen Menschen, von denen Gott nicht einen aufgegeben hat.
So manch einer hat sein ganzes Leben gehört: "Aus dir wird nie was", aber Gott sagt: "Du bist etwas wert und ich mache aus dir und deinem Leben etwas. Ich mache dich zu dem, der du sein sollst. Wenn du das willst und mich lässt."

Alicia hat mich dann gefragt, ob ich das, was ich für Sami mache, auch für sie tun würde. Sie hat auch keinen Ausweis und keine Geburtsurkunde. Klar, mache ich das für meine neugeborene Schwester in Christus. Ich bin ja fast schon Experte bei Home Affairs und kenne inzwischen den Verfahrensablauf :-)

Auf dem Weg aus der Müllkippe hatte ich noch das Bedürfnis, meinen schwarzen Sonnenschein Themba in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen, dass ich ihn lieb' habe. Er hat es erwidert, und glaube ich, auch so gemeint. Am Mittwoch hat er frei und da hole ich ihn wieder zuhause ab.

Dann war es schon ziemlich spät. Als ich noch schnell beim Kentucky die obligatorischen 3 Hähnchenteile aß, traf ich Bernhard (79), aus dem Altenheim Rosemor und ich aß bei ihm am Tisch. Er hatte vorgestern zwischen Samuels Mutter und mir von Afrikaans in Englische übersetzt. Ich fuhr ihn noch zurück ins Altenheim. Der alte Herr gehört der Neuapostolischen Kirche an, aber wir sprachen wenig über den Glauben.


Dann ging es flugs nach Hause, um kurz darauf mit Trevor zum Jugendgottesdienst zu fahren (ich chauffiere ihn, weil es abends ohne Auto für ihn sonst keine Rückkehrmöglichkeit nach Thembalethu mehr gäbe).
"Jugendgottesdienst" hört sich zu Unrecht etwas verniedlichend an. Die wöchentlichen Treffen sind schiere Power. Die jungen Leute dort haben Gott in ihrem Leben mehrheitlich massiv erfahren (habe einige Lebensberichte gehört) und brennen lichterloh für Jesus. Gehen auch regelmäßig in Krankenhäuser, um für Kranke zu beten und Jesus bestätigt ihren Dienst mit Heilungen (Lk 9,1).

Trevor hat noch Vorbehalte, sein Herz ganz für Gott zu öffnen und ist mehr interessierter Zuschauer. Ist auch o.k. Doch auch er wurde heute berührt. Viele haben ihn sehr freundlich aufgenommen und für ihn gebetet. Zweimal fand er sich auf dem Boden wieder und sagte später: "Eine Last ist heute von mir gegangen". "Etwas, wie eine zweite, schwere Jacke". "Ich wusste gar nicht, dass ich diese schwere Jacke anhatte!".
Sehr wahr, lieber Trevor. Wir wissen gar nicht um die schwere Jacke, bis wir sie los sind. Dann ist der Unterschied erst zu erkennen. Mancher meint, er lebt, bloß weil er biologisch lebt, aber Gott sagt, dass er NICHT lebt (im eigentlichen Sinne). Aber der Mensch weiß es nicht, sondern ahnt es vielleicht bloß und redet sich ein, alles sei in Ordnung! "Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht." (Joh 5,12). Zutreffend.

Sehr große Freude hat sich also auch heute wieder bei mir breit gemacht. Seit ein paar Tagen schon habe ich wieder den Wunsch eine Nacht auf einem Berg zu beten. Heute Abend habe ich die Damen aus Zimbabwe angestiftet und Sheila hat spontan für alle zugesagt. Smava später zuhause auch. Schadrach, dem Xhosa-Pastor aus Thembalethu, habe ich eben eine SMS geschickt und ihn auch eingeladen.

Sheila hat was Putziges auf der Heimfahrt erzählt. Nämlich, dass ihre kleine Tochter, damals 10 Jahre alt, in Sprachen gesungen und gebetet hatte und sie als Mutter das nicht kannte und auch nicht mit dem Heiligen Geist getauft war. Das Defizit wurde sogleich ausgeglichen und im Auto sitzt nun eine absolute "Bombe Gottes", wie mein Freund H.K. gerne sagt.

Morgen Abend ist es also wieder soweit. Sehr schön ist das - im Flow mit Ihm und den Seinen.

Mittwoch, 21. April 2010

Neue Küken für Thembalethu

Neues tut sich in der Tierwelt auf Smavas Grundstück. 2 knackfrische Küken haben sich vom Eipanzer befreit.
Zum Essenfassen (schnabelgerecht zerkleinerte Maiskörner) auf den Tisch gestellt ...

 
 ... und? Nein Danke! Man läuft weg, lässt das Essen Essen sein und riskiert einen tödlichen Absturz aus 1 Meter Höhe !?


Aha. So geht's. Die Kleinen können noch nicht alleine Futtern. Die Mama muss ihnen zeigen, wie das funktioniert.



Ein neues spirituelles Küken ist auch geschlüpft. Die 15 Jahre alte Ava (Smavas Ziehtochter, bzw. Nichte), wurde am Mittwoch Abend im Gottesdienst mächtig vom Heiligen Geist berührt. Tags zuvor erst von neuem geboren (Joh. 3,5), nun bereits mit dem Heiligen Geist erfüllt.

Während wir im Gottesdienst waren, frönte der kleine Wami vermutlich wieder seiner Fernsehsucht. :-)


Einer der beiden Söhne, Trevor (21), war heute erstmals ebenfalls mit im Gottesdienst. Er ist etwas als katholischer Messdiener geprägt und es ist derzeit keine besondere Nähe zum Glauben zu erkennen. Er trägt allerlei schwere Lasten im unsichtbaren Rucksack mit sich herum.
Die intensiven Gebetstreffen im Hause seiner Mutter und der geisterfüllte Gottesdienst, so wie heute, sind für ihn allemal ungewohnt. Dass in einer, ich möchte sagen, "Erweckungsgemeinde" Menschen aller Rassen und unterschiedlichen Alters zusammenkommen, die Jesus lieben und das auch sagen und zeigen, ist ja auch nicht alltäglich.

Bei Smava kann ich auch die Veränderung hin zu einem viel stärker werdenden Vertrauen in Gott und deutlich steigender Lebensfreude feststellen.
In meiner Gastgeberfamilie tut sich viel. Soli Deo Gloria!

Remona, eine richtig schwere Mama aus Zone 7 in Thembalethu, bereits feurige Beterin (aus dem Gebetsteam in Smavas Haus), hatten wir auch heute mit im Gottesdienst. Sie war neugierig und auch sie wurde berührt.

Ich bin immer sicherer, Gott hat Thembalethu (und andere Townships), in besondere Weise auf dem Herzen, und ist es leid, sich dieses Üble, das hier allgegenwärtig ist, länger anzusehen. Hier werden noch Dämme brechen. Immerhin ist Er der Gott der Barmherzigkeit.

Dienstag, 20. April 2010

Sami, der Mann ohne Identität. Ava gibt ihr Leben Jesus.

War Montag beim Opa von Alicia (Spoony), für den wir gebetet hatten und habe ihm etwas Obst vorbeigebracht. Es geht ihm sehr gut. Preist den Herrn.

Am Dienstag früh habe ich Sami zuhause in Silvertown abgeholt, um einen Personalausweis (ID-Book) für die Rente zu beantragen.


War einige Minuten mit ein paar Jungs und einem fast platten Lederfußball zusammen, was immer gut ankommt und von den Erwachsenen umher sehr wohlwollend betrachtet wird.




Als ich mit Sami zusammen den Tag verbrachte, stellte ich fest, wie sehr der Mann unter Dampf steht! Die Frucht des Heiligen Geistes ist ja  Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung (Gal 5,22). Sami hat es. Wie oft er heute Halleluja und "Praise Jesus" mitten in der Stadt laut gerufen hat! Er reißt dabei die Arme hoch, strahlt, lacht, grüßt jeden wildfremden Menschen, gibt vielen die Hand, umarmt andere, als hätte er im Lotto gewonnen. Irgendwann fragte ich nach der soundsovielten überschwänglichen Begrüßung auf der Straße: "Kennst du den?" Antwort: "Nein: Ich arbeite für Jesus! Ich will nichts anderes machen". Es gab heute glaube ich keinen Menschen, mit dem wir zu tun hatten, und dem er nicht irgendetwas in der Art von "Praise Jesus!" zugerufen hätte. Das alles mit einer solch überzeugenden Inbrunst, unfassbar. Und das trotz seiner Wohn- und Lebenssituation.


Er hat mir mit feuchten Augen erzählt, er sei das eine verlorene Schaf gewesen, das Jesus gesucht hat, während er die 99 anderen zurücklies (Lukas 15,3-7).
Immer, falls man an sich selbst zweifeln könnte, ob die Sache mit Gott real ist, brauche ich nur andere anzusehen. Dann weiß ich es.

Wir haben heute über 6 Stunden lang versucht, einen Ausweis bei Home Affairs zu beantragen.

Auf dem Rückweg vom Passfoto anfertigen in der Stadt erhielt er im Vorbeigehen einen Flyer. Jetzt Sami wörtlich: "Was steht da drauf?". Liest selbst: "Herba-Doctor and Healer" (Esoterische Behandlungsmethoden).  "Ä-ä. Das brauche ich nicht!". Knüllt spontan das Papier winzig zusammen und wirft es weg. "Ich brauche nur Jesus!" ruft er. Dann eine verächtliche Geste und ebensolcher Gesichtsausdruck wegen des Flyers.
Erstaunlich, wie ihm der Geist Gottes in Windeseile geoffenbart hat, was das ist. Darüber könntest du mit manchen Christen wochenlang brotlos diskutieren. Genau wie über Harry Potter, Yoga & Co. (was ich nicht mache).

Mit Sami in der Stadt ist es wie mit Crocodile Dundee in New York. Ich darf ich nicht aus den Augen lassen und muss ihn genau anweisen. Alles ist ihm völlig fremd. Er weiß nicht, wie die Warteschlange auf dem Amt funktioniert. Besonders technische Dinge im Alltag, die für uns selbstverständlich sind, stellen ihn vor Rätsel. So kann er z.B. die Sicherheitstüren nicht ohne Hilfe passieren. Sami hat nie einen Ausweis besessen, nie die Schule besucht, kann nicht schreiben. Auf einem Formular hat er, als ich ihm seinen Namen buchstabierte, mit langsamst gemalten Krakel-Lettern S A M U E L "unterschrieben". Beim "E" hat er besonders gerudert, das musste ich ihm auf dem Formular nochmal zum Abmalen zeigen. Sami vermutet für sich das Geburtsjahr 1948 (seine Schwägerin bestätigte es) und er kennt weder seinen Geburtsmonat, geschweige denn den -tag. Er meint, er sei in George geboren, seine Mutter meint, in Dysseldorp. Das übersteigt alles meinen Verstehenshorizont.


Aber mein Freund Sami kann lesen und hat ein sehr großes, frohes Herz!

Im squatter camp Silvertown ist Sami nur geduldeter Mitbewohner bei seiner Nichte (die Dame im Bild mit Baby) in Hütte Nr. 146 ohne WC, Wasser und Strom. In Silvertown stehen ein paar geruchsintensive Dixieklos umher. Gekocht wird im Freien mit Holz.


Unterbrochen wurde unsere Zeit bei Home Affairs durch 2 Fahrten ins Altenheim von Rosemor zu seiner Mutter, Maria (96), die entgegen seiner Vermutung keine Geburtsurkunde hatte.




Das war die Abschiedsumarmung. Die Begrüßung, an der ich teilnehmen durfte, als gehörte ich dazu, fand für die beiden unter vielen Wiedersehens-Freudentränen statt. (Sami bestand darauf, mich seiner Mutter vorzustellen.)

Der Wohnstandard der ansonsten von außen recht ansehnlichen Häuschen im Altenheim ist gering.



Auch bei der zuständigen Kirche waren wir wegen einer Taufurkunde, aber bei einem Brand waren viele Dokumente vernichtet worden. Die sehr zuvorkommende Kirchenbedienstete wälzte leider vergebens die Kirchenbücher.


Nun haben wir seine Schwägerin Patricia (54), mit uns zum Amt gebracht, damit sie Samis Identität bestätigen kann.

 
Wie gesagt über 6 Stunden nonstop. Ergebnis: für Samstag, 08.00 Uhr, ist nun ein "Interview" bei der Behörde anberaumt, um erstmalig eine Geburtsurkunde für den 62-jährigen zu beantragen. Die ist nämlich Voraussetzung, um überhaupt einen Ausweis beantragen zu können, der wiederum zwingende Voraussetzung ist, Rente beantragen zu können, die wiederum Voraussetzung ist, einen Platz im Altenwohnheim im Häuschen bei seiner Mutter beantragen zu können.
Also hole ich die Verwandtschaft und Sami ab und bringe sie zum Amt. Hoffentlich wird das was.

Bürokratie ist unbarmherzig. Auf dem Amt ist Gnade nur ein Wort. Fest steht, dass einer wie Sami, der kein Auto hat, nicht schreiben kann und keinerlei Unterstützung irgendwoher hat und natürlich auch kein Geld für einen Rechtsbeistand besitzt, ein solches Behördenverfahren niemals bewältigen kann. Es war unser Vorteil, dass ich heute für ihn sprechen konnte.

Als ich Sami heimfuhr und ihn zu seiner Unterkunft begleitete, fuchtelte ein Betrunkener mit einer Axt bedrohlich über einem Knirps umher und machte Bewegungen, als würde er zuschlagen. Da bleibt einem das Herz stehen. Kurz darauf überließ der Herr wenig verantwortungsvoll 3 kleinen Buben die Axt, die das Teil nun über Kopf (!) schwangen. Ehrenwort! Was soll man da sagen oder machen?"Gabel, Schere, Messer, Licht, gibt man kleinen Kindern nicht!", wird hier nicht mal müde belächelt.




Es gibt noch Szenen, die sind nicht veröffentlichkeitsfähig, aber es schon erschreckend, was sich so alles abspielt.

Schönes gab's aber auch noch. Ein winziges Hundchen ohne Namen, zum Beispiel. Sehr putzig.


"Grrrr. Pass' bloß auf; ich kann total fest beißen! Schließlich werde ich mal Hund. Rrrawau"




Dann fuhr ich noch zum Baumarkt, um einen einfachen Holzofen für mein Zimmer zu erwerben. Es ist durch die Meeresnähe sehr feucht und kalt in meinem Zimmer. Die Buchseiten kleben zusammen und die Bettdecke ist immer klamm. Elektroheizer ist zu teuer; Paraffinofen stinkt sehr.
Im Baumarkt fragte mich der Verkäufer John Smith (Smithy), warum ich in Thembalethu wohne. Als ich wieder meine Antwort gab "ich erzähle von Jesus", sagte er strahlend: "Oh, jetzt haben wir zwei aber was zu reden ...!".



Man könnte beim Lesen meinen, ich würde ständig übertreiben, aber auch Smithy, der ehemalige Partyhengst, hatte ein wunderbares Zeugnis, nachdem Jesus letztes Jahr in sein Herz kam und sein Leben verändert hat. Er hat angefangen zu erzählen: "Du glaubst es nicht, aber der HERR hat ...". Doch, ich glaube! Gott ist gut. Smithy hat schon viel mit Gott erlebt, rennt seitdem in jeden Gottesdienst, den er kriegen kann und brennt, wie ein Strohhaufen. Fasste sich über die Arme, weil ihm beim Reden über Jesus Gänsehaut kam. Cool.

Bevor ich nach Hause fuhr, sah ich bei Sonnenuntergang den Mond und die Berge (das Handyfoto kann das nicht wiedergeben) und bekam in dem Bewusstsein feuchte Augen, als ich an Jesus dachte: "alles ist durch ihn und für ihn geschaffen". (Kol 1). Schön gemacht.


Heute, am Dienstag Abend war spontanes Gebetstreffen mit Sadrach (siehe Dan 1,7), einem jungen schwarzen Pastor mit einer entstehenden Xhosa-Gemeinde in Thembalethu und ein paar seiner Gemeindeglieder. Wir haben mit 10 Personen in Smavas Häuschen gesungen, gebetet und Sadrach und ich haben das Evangelium verkündigt. Smava hat auch gepredigt. Sich und uns. Unter Tränen. Sie sagte, sie sei es "satt mit der Gottlosigkeit der säkularen Welt". Sie will jetzt "ernst machen und nur noch aufs Kreuz schauen". Meine katholische Schwester, die jetzt schon nachts im Klar-Traum in Sprachen betet, gibt Gas. Danke Jesus!

Ava, die Ziehtochter von Smava, die nächste Woche 16 Jahre alt wird, hat ihr Leben bei unserem Hausgottesdienst Jesus gegeben. Halleluja! "Praise Jesus!", würde mein Freund Sami jetzt laut ausrufen. Er ist nicht da, also rufe ich es: "Praise Jesus!"

"Es sind aber noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat; und wenn sie eines nach dem anderen beschrieben würden, so glaube ich, die Welt würde die Bücher gar nicht fassen, die zu schreiben wären. Amen." (Johannes 21,25)

Montag, 19. April 2010

Gebetsarbeit. 10 Personen im Nissan. Opa ist geheilt!

Mein gestriger Tag begann mit dem  Kauf von ein paar Kilowatt Elektrizität (Prepaid). Den längeren Fußweg zum Laden hatte ich ausgedehnt, um erneut mir unbekanntes Areal in Thembalethu zu erschließen. Dabei traf ich wie immer nette Leute. Einige fragten mich wieder nach umsebenzi (Arbeit). Damit werden Weiße neben Reichtum allgemein oft assoziiert. Auf die Frage, was ich in Thembalethu mache, fiel mir nie wirklich ganz Passendes ein und so sage ich jetzt immer: "ich rede von Jesus". Durch diese Antwort kam es auch, dass mich eine Dame, Monica, für Sonntag einlud, zu ihr zu kommen. Als ich ihr sagte, dass meine Frau auch so heißt, hat sie sich gefreut. Da ich allerdings für Sonntag ausgebucht war, gehe ich nun am Montag zu ihr.

Ebenfalls am Samstag, war ich mit Smava, sowie Angela und Sheila aus Zimbabwe verabredet, um ab dem frühen Abend auf einem Berg zu beten. Wir hatten seit dem Morgen bereits gefastet und der gesamte Tag einschließlich der Gebetszusammenkunft am Abend war stark angefochten. Auch Smava sagte aus Furcht vor Kälte und Regen nur bedingt zu. (Es regnete und nieselte seit längerem sehr unangenehm. Auch am Samstag).

Die beiden Damen aus Zimbabwe sagten zu ihr wörtlich nach dem Mittwoch-Abendgottesdienst: "Keine Angst. Es wird nicht regnen, wir werden beten!" Für mich eine recht kühne Aussage, doch ich schwieg.
Als es am Samstag tagsüber regnete, sagte Smava mir gegenüber ab. Schade, ihr Goliath erschien zu groß.

Also fuhr ich alleine nach Lawaaikamp. Angela war zum verabredeten Zeitpunkt noch ungeplant zu Umzugsarbeiten eingeteilt und als es schließlich losgehen sollte, war der Zugang zum Gebets-Berg geschlossen. Auf wunderbare Weise tat sich aber eine andere Möglichkeit auf.

Auf dem Berg angekommen (siehe Foto), hatte ich wieder etwas neu und live über den Glauben gelernt, was ich bislang nur aus Büchern und Videos kannte. (Clip über Georg Müller, 1:55 Minuten).



Es regnete also tatsächlich keinen einzigen Tropfen und der Sternenhimmel war oft ganz klar.

Wenn eine Gebetsnacht vor einem liegt, steht eines fest: Man hat Zeit und es gibt keinen Grund zur Eile. Aller Lobpreis und alle Fürbitten finden Raum. Sheila (rechts im Bild), hat sehr viel geschluchzt beim Beten und Angela hat eine ausgeprägte Gabe der Prophetie. Sehr beeindruckend diese beiden starken Frauen Gottes. Mein lieber Mann!

Wir trugen mehrere Pullis, dazu Jacken und Mützen, denn es war kalt da oben. Beteten und sangen mit Unterbrechungen, in denen wir uns im Auto aufwärmten und uns gegenseitig über die Größe Gottes predigten, bis fast 04.00 Uhr morgens. Ich gestehe allerdings, dass ich die Zeit streckenweise durchaus auch als "Gebetsarbeit" empfunden habe.

Fast nebenbei hat Jesus Meisheila (Irene), eine relativ frisch bekehrte Dame, ebenfalls aus Zimbabwe, nach unserem Gebet mit dem Heiligen Geist getauft.
Uns war klar, dass wir in dieser Nacht geistliche Durchbrüche erreicht hatten!

Am Sonntag Morgen dann, nach sehr kurzem Schlaf, holte ich Themba in Lawaaikamp ab. Deutsche Pünktlichkeit traf um 08:45 Uhr mit Wucht auf afrikanische Gelassenheit.
Themba, mein Sonnenschein, war nicht annähernd fertig und trödelte mit  - aus meiner Sicht - belanglosen Dingen herum (z.B. Hütte fegen! - siehe Besen auf dem Foto), so dass ich mich beherrschen musste, locker zu bleiben.


Gut, immerhin hatte ich Gelegenheit mit anzusehen, wie man direkt gegenüber 1 Raummeter modrigen Bretterholzes in einem rostigen Einkaufswagen abtransportiert. 

Aber ich war doch um 9.00 Uhr in Silvertown für Sami und um 9.15 Uhr in Gwayang bei Alicia (Spoony) verabredet, um um 9.30 Uhr im Gottesdienst in George sein zu können. Aber Gott gebrauchte heute auch Themba! Als es endlich mit großer Verspätung losging, kamen wir erst um 9.10 Uhr in Silvertown an. Sami war nicht da! Doch Halt! Da kommt er ja zügigen Schrittes und hat Wesley im Schlepptau! Genau diese 10 Minuten von Thembas Verspätung waren die Zeit, die Sami brauchte. Sami hat um 8.00 Uhr angefangen, Wes zu wecken und alle paar Minuten nach ihm geschaut, bis er schließlich um 9.10 Uhr abfahrbereit war. Wesleys Outfit mit seiner verschmutzten Jogginghose wäre für die meisten Kirchengemeinden wohl schwer erträglich und als er auf dem Rücksitz Platz nahm, war meine zweite Reaktion, nachdem ich ihn freundlich begrüßt hatte, mein Fenster herunterzuleiern. Stärkster Alkoholgeruch, an den ich mich erinnern kann. Lag vielleicht auch an meinem nüchternen Magen. Das heeebt! Zügig weiter zu Alicia und dazu noch ihre Freundin Esmeralda, 16, Alicias beide jüngeren Schwestern und ihren Cousin eingeladen. Als wir vorfuhren, las Esmeralda gerade "Mein erstes Buch über Gott", das ich unlängst Alica gegeben hatte. Ich bin sicher, dass Gott dieses Mädchen schon jetzt gebraucht. (Später mehr davon).


Wer die Passagierliste des Nissan durchgegangen ist, kommt nun zutreffend auf die Personenzahl NEUN (+1) für den Pkw. Bravo, altes Pferdchen! Ankunft in der Gemeinde im 09.29 Uhr. Passt. Danke.

(Insassen unmittelbar nach dem Gottesdienst. Fahrer fehlt wegen Fotoaufnahme)

Als wir dann zu sechst in der Gemeinde nebeneinander saßen und eine ganzen Sitzreihe im Gottesdienstraum für uns belegten, (plus noch 3 Kleine im Kindergottesdienst), kamen mir schon wieder einfach so die Tränen, weil ich dachte, wie genial Jesus das macht. Von klein bis groß, sitzen alle in Seinem Namen beisammen. Schwarz, coloured, weiß. Er vergisst keinen. Auch Wes nicht, der neben mir stand/saß und von der letzten Alkohol-/ Drogensession arg gezeichnet war aber bei der Lobpreismusik ziemlich abgegangen ist. Während des 2,5-stündigen Gottesdienstes musste er ein paar Mal das WC aufsuchen. Als ich ihm das erste Mal den Weg wies, habe ich (wie immer unauffällig aus der Hüfte) ein Bild vom Kindergottesdienst geschossen.

(Es gibt für die Kleinen 2 solcher Basteltische mit je einer Betreuerin)

Dann fuhr ich mit dem ganzen Schwung zu mir auf ein Stückchen Kuchen und ein Obst. Dieses Spektakel fand unter den wohlwollenden Blicken meiner angetrunkenen Nachbarschaft statt.

Sie wollten unbedingt, dass ich ein Foto von ihnen mache. Die 5 Liter Weinkanister mit billigem Fusel, wurden behende entfernt, denn diese wollten sie nicht auf dem Bild haben. Das zeigt die Tatsache, dass Jeder Mensch ein Gewissen hat und ein Bewusstsein für die Dinge, die nicht gut laufen im eigenen Leben. Aber er weiß nicht, wohin mit diesen, seinen Mängeln. Dabei wäre es so einfach, nicht nur eine Fotografie, sondern das ganze Leben zu bereinigen ...

Ich würde sooo gerne diesen Menschen auf dem unteren Foto etwas von der Hoffnung und der unbegreiflichen Liebe, die in Christus Jesus auf sie wartet, weitergeben.

(Reti, Mutter von Nela, 2.v.l., gab spontan einige Kinderkleider an Alicias kleine Geschwister weiter)


Nachdem wir Themba nach Hause gefahren hatten, ging es zu acht weiter, um, wie versprochen für Alicias Opa (67) zu beten. Nach einiger Zeit in der im George-Hospital hieß es, dass er entlassen worden sei. Also ging es zu ihm nach Hause, ins Coloured-Township Nu Dawn nach Pacaltsdorp. Dort traf ich zwar Alicias Mutter (mit verschränkten Armen) und Wes konnte sein Fahrrad im Nissan abtransportieren, aber der Opa, so hieß es, war in ein anderes Krankenhaus verlegt worden.
Insgesamt vergingen 2 Stunden Fahrerei und Suche, bis wir den Opa schließlich fanden. Alicia wollte das Gebetsunternehmen zwischenzeitlich auf kommenden Sonntag verlegen, aber ich hatte für den Opa auch heute gefastet und wusste, dass es gestern Nacht geistliche Durchbrüche gab. Also trafen wir ihn schließlich. Das Krankenhaus, in dem er untergebracht ist, erinnerte mich zunächst stark an ein südeuropäisches Tierheim, innen schien es aber o.k.


Die kleinen Enkel durften nicht mit und mussten im Auto warten. Sami, Alicia, ihre Freundin Esmeralda und ich besuchten ihn.
Ich habe Alicia und Sami gesagt, dass wir 3 gemeinsam für den Opa beten. Dass wir alle 3 Kinder Gottes sind, der Heilige Geist in uns wohnt und Er keinen Unterschied zwischen uns macht.
Habe mich kurz mit dem Opa unterhalten und mir von Alicia übersetzen lassen.

Auf seinem Nachttisch lag eine Bibel, aber wir haben nicht über seinen Glaubenshintergrund gesprochen. Völlig uninteressant, jetzt.
Der Opa hat Wasserbefall im Körper (Jutta, keine Ahnung, wie das medizinisch richtig heißt :-)). Besonders im Knie und im wassergeblähten Bauch, so dass er sich schwach fühlt und schwer laufen kann. Habe ihm erzählt, dass Jesus heilt und Sami hat es ihm bestätigt. Als ich dem Opa eine Hand aufgelegt hatte, weil ich ihn im Arm hatte, betete ich ein paar Stellen aus Jesaja 53 für innere und äußere Heilung und sprach dann konkret zu der Krankheit, quasi dem "Berg".

"Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Berg sprechen: Hebe dich weg von hier dorthin! und er würde sich hinwegheben; und nichts würde euch unmöglich sein." (Mt 17,20).

Alicia hat mir einfach im kindlichen Glauben alles nachgemacht. Ihrem Opa die Hand aufgelegt und gebetet. Keine Ahnung was. Aber sie hatte gewiss großen Glauben, denn sie wusste von Samis Heilung nach Gebet. Sami stand vor dem Opa und betete in  im klassischen Albrecht-Dürer-Stil.
Mich hat es die ganze Zeit während des Gebets wie mit Strom durchflossen und Alicia mir gegenüber stehend, sind die Tränen gelaufen. Ich habe sie dann später im Auto gefragt, warum sie geweint hat. Sie sagte mit ihren eigenen, anderen Worten, dass es der Geist Gottes war. Später, als ich mich alleine mit Sami unterhielt, sagte er, er habe es ebenfalls den Geist in seinem Körper gespürt. Sami sagte außerdem, ob ich gesehen hätte, dass der Opa ganz anders, ganz normal lief, als er nach draußen kam, um seine Enkel am Auto zu sehen? Nein, ich hatte nicht darauf geachtet, aber ich wusste, dass er geheilt ist. Das hatte ich ihm auch zugesagt. Allerdings war mir nicht bewusst, dass es sich so schnell manifestieren würde. Morgen oder übermorgen werde ich ihm etwas Obst vorbeibringen, dann weiß ich mehr.
Ich glaube sehr, dass das Fasten und Beten gestern Nacht mit den Damen aus Zimbabwe viel in der geistlichen Welt bewegt hat und das auch deshalb Smavas Anwesenheit und der Besuch beim Opa heute so umkämpft war und nicht recht zustande kommen wollte.

(Opa und ein Enkel am Eingangstor des Hospitals)

Dann habe ich mit Jesus in Opas Krankenzimmer noch was erlebt: Esmeralda, Tabak in Telefonbuchseiten rauchendes, 16 Jahre altes Müllkippenmädchen, hauchdünn bekleidet, klagte, dass es friert. Es war auch kühl. Normalerweise hätte der Geo ja gesagt: "Selbst schuld. Falsche Kleiderwahl." Aber ich hatte in dem Moment so ein Mitgefühl für das Mädchen, dass ich ihr meinen Vliespulli gegeben habe und mir nun selbst kalt war. Aber ich wollte von ganzem Herzen lieber selber frieren, als dass sie es tut. Dabei haben wir noch keinen Satz zusammen geredet. Sie ist mir gegenüber sehr scheu. Das ist so spannend, wie Gott drauf ist und für die Schwachen sorgt! Ihm alle Ehre!
Die Bibel wird immer lebendiger für mich und ich kann vieles nun nachfühlen von den Dingen, die Paulus schreibt. Wenn auch wohl nicht mit dessen erlebter Intensität.

Zum Beispiel in Römer 9,1-3:
"Ich sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht, wie mir mein Gewissen bezeugt im Heiligen Geist, dass ich große Traurigkeit und unablässigen Schmerz in meinem Herzen habe. Ich wünschte nämlich, selber von Christus verbannt zu sein für meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleisch."

Oder Galater 2,20.21:
"Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat"


Jedenfalls bin ich anschließend noch mit Sami beim Kentucky gewesen, bevor ich ihn nach Hause fuhr. Auf dem Weg nach Silvertown sagte ich, dass wir mit dem Auto offensichtlich an einer Kapazitätsgrenze angelangt sind. 9 Personen ging heute, aber es sind noch viele potenzielle Fahrtteilnehmer vorhanden, die nicht ohne weiteres in die Stadt kommen können. Sami schlug vor, gegebenenfalls ein Minibus-Taxi zu erwerben.

Erstens: Leicht gesagt.
Zweitens: Dann kommen wir von 9 oder 10 auf 15-20 Personen. Und dann?
Drittens: Treffe ich keine solche Entscheidung, die nicht von Gott kommt.

Ich habe angehalten und gesagt, dass wir jetzt beten, dass Jesus Türen öffnet und Möglichkeiten zeigt, damit die Menschen, die Er auf dem Herzen hat und uns über den Weg schickt, auch da hinkommen, wo Er sie haben will. Das haben wir gemacht und recht lange gebetet. Ich weiß nicht, was Sami hat, aber der bedankt sich z.B. nach diesem Gebet so überschwänglich. Das versteh` ich ehrlich gesagt gar nicht.

In seinem squatter camp Silvertown fiel mir heute auf, dass er von vielen Menschen gegrüßt wird. Ich glaube, er ist eine ausgesprochen respektierte Persönlichkeit dort. Außerdem, so sagte er auf meine Frage hin, dass er jeden hier kennt.
Wenn wir uns voneinander verabschieden, steige ich immer mit aus und wir umarmen uns dann an einem zentralen Platz im squatter camp in der Nähe seiner Blechhütte. Das ist jedesmal ein Moment größten Staunens für die Coloureds dort, denn das kennen sie so nicht.

Hatte dann auf dem Heimweg noch bei Angela und Sheila angehalten und von Opa erzählt. Wir wollen nun regelmäßig Fasten und Beten. 

Zuhause angekommen fiel das Augenmerk vom Nachbarskind Asol auf ein altes, rostiges Blechauto in unserem Garten und ich wurde gebeten, es fürs Spielen zur Verfügung zu stellen, was ich tat.


Kurz darauf gesellte sich auch der Bruder Sipho (= "Geschenk") hinzu.


Als ich dann in Smavas Haus eintrat, um mich zurückzumelden, kam mir Traurigkeit entgegen. Sie sagte, sie hat einen Telefonanruf erhalten und in einer Familiensache läuft es ganz schlecht. Ich habe sie nochmal in die Stadt gefahren, weil sie in der Angelegenheit etwas erledigen musste.
Sie sagte, dass sie sehr bereut, dass sie gestern Nacht beim Beten nicht dabei war. Sie hat um 21.00 Uhr den sternenklaren Himmel gesehen und gewusst, dass sie hätte dabei sein sollen. Zumal sie schon länger Gott gesagt hatte, dass sie sich Menschen um sich wünscht, die mit ihr beten. "Das  nächste Mal komme ich mit und habe keine Ausrede mehr!"
Die Familienangelegenheit frisst sie innerlich auf. Es gab wieder Tränen und ich habe länger mit ihr darüber geredet, wie sehr unsere eigenen Bemühungen, Dinge nach unseren Vorstellungen regeln zu wollen, kontraproduktiv sind. Wir stehen Gott im Weg (der uns machen lässt), wir erhalten folglich keine Zusagen von Gott und uns fehlt am Ende der innere Friede.

Noch ein Wort zu Alicia (Spoony):
Das Mädchen hat vor exakt 1 Woche Jesus aufgenommen. Sie trägt den Geist des lebendigen Gottes in sich. So wie sie mich vorgestern gebeten hatte, dass ich für ihren Opa bete und wie sie ihm heute selbst die Hand aufgelegt und unter Tränen gebetet hat, das hat mir etwas bestätigt. Gott sieht zuerst auf das Herz. Findet Er dort Vertrauen in Ihn? Schwachheit? Unbekümmertheit? Glauben?
"Setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch zuteil wird in der Offenbarung Jesu Christi". (1.Petr 3,13b)
Das Mädchen wird vielleicht nie sagen können, wo Jerusalem liegt, wie die Stiftshütte ausgesehen hat, wer Melchisedek war oder ein Referat über den Fünffältigen Dienst halten können.
Und sie wird (theologische) Fehler machen, wie wir alle.

Aber: Jesus sucht eines vor allen anderen Dingen, nämlich menschliche Gegenüber von Herz zu Herz. Wahre Anbeter! (Joh 4,23). Man muss die Jungen laufen lassen. Sie bestärken, Mut zusprechen und Fehler zugestehen. Damit kann der Schöpfer der geistlichen Babys bestens umgehen. Es sind SEINE Babys! Sie müssen den himmlischen Vater selbst entdecken und erleben dürfen. Nicht fertige Konzepte von einem schlafenden Riesen "es war einmal ... ein mächtiger Gott" übergestülpt bekommen.

In Matthäus 18,3 sagte Jesus nicht, dass wir werden sollen, wie die Schriftgelehrten und die Erwachsenen, die für alles die passende Erklärung haben, sondern:  

Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel kommen! 

Alicia ist mein Vorbild.


Und noch noch letztes ein Wort in eigener Sache:


Im März/April 2009 besuchte ich innerhalb von 10 Tagen vier verschiedene Gottesdiensten in Deutschland und hier.

In allen diesen 4 Gottesdiensten (!) klang mir jeweils mit Nachdruck das in diesen Predigten von 4 verschiedenen Pastoren ausgesprochene Wort aus Hesekiel 21,30 nach, in dem Gott einen Mann zum Mitreisen sucht. Allerdings wohl nicht für den Auf- und Abbau des Auto Scooter :-):  

Gott spricht: "Und ich suchte unter ihnen einen Mann, der die Mauer zumauern und vor mir in den Riss treten könnte für das Land, damit es nicht zugrunde gehe; aber ich fand keinen." 


Dieser Vers hatte mich regelrecht "verfolgt". Er war offensichtlich (auch) für mich, aber der nach meiner Auffassung enorme Anspruch hat mir Unbehagen bereitet und ich wusste nicht, wie ich in meiner Begrenztheit damit umgehen sollte. Heute erkenne ich, dass die Vielen, die jeweils in den Riss treten, nie allein sind, denn Gott steht im wörtlichen Sinne hinter ihnen ("vor mir").

Das sehe ich beispielsweise bei Angela und Sheila aus Zimbabwe. Die sind auf den Zug aufgesprungen und reisen mit. Ohne Wenn und Aber.
Selbst Alicia und Sami ducken sich nicht ab.

Ich bin hier umgeben von Vorbildern und das stärkt auch mich, "ja" zu sagen.

Freitag, 16. April 2010

Wochenbericht Montag bis Freitag. Menschen haben Namen. Der Knast.


Am Montag Vormittag traf ich mich mit Mark und Nikki in George. Wir haben zusammen gefrühstückt. Die beiden waren wieder in der Nacht losgelaufen, nur um dann beim Social Service, dem hiesigen Sozialamt, die Nummer 63 in der Reihe zu sein. Das wird wohl wieder nicht reichen, heute. Habe angeboten, dass sie irgendwann mal mit einem Schlafsack in Thembalethu schlafen kann, um dann sehr früh am Morgen beim Social Service sein zu können.
Der Doktor sagte unlängst zu ihr, es gäbe keinen bekannten Fall eines Menschen, der 25 Jahre mit AIDS überlebt hätte. 23 Jahre hat sie schon hinter sich und sie sieht gut aus.
Zu mir hieß es, wegen meines Strahlens: "You are glowing!" Das erinnerte mich spontan an den Bericht über Mose, als er vom Berg Sinai stieg. (2.Mo, 34,29). So ähnlich fühlte ich mich auch. Allerdings leichter, als mit so schweren Steintafeln. Innerlich habe ich auf jeden Fall geschienen. (Ähnlichkeiten des Zeichentrick-Mose auf dem Bild mit "Miraculix" sind zufällig und nicht beabsichtigt :-).)  

Später besuchte ich das Sozialamt und habe für Sami nachgefragt. Tatsächlich, er ist altersbedingt nach neuer, geänderter Rechtslage rentenberechtigt! Er weiß es selbst noch nicht, aber ihm stehen umgerechnet die pauschal über 100 Euro monatlich zu. Das wird ihn freuen. Jetzt gehen wir nächste Woche zusammen Passfotos machen, dann zu "Home Affairs", einen Personalausweis beantragen und schließlich wegen des Rentenantrages zum Social Service.

Dann war ich eine Bibel in afrikaanser Sprache für Spoony kaufen. Eine moderne "NLT"-Übertragung.  Dabei traf ich in der Stadt wieder allerlei bunte Vögel.


Mir habe ich ein Kinderbuch in afrikaans gegönnt, weil ich mich mehr mit der Sprache anfreunden möchte: "Mein erstes Buch über Gott". Konnte den Inhalt grob verstehen, da die Themen ja bekannt sind. Dann dachte ich aber, dass es ist ein schönes Büchlein für Spoony ist. Es erklärt nämlich die Trinität, das Geschenk der Sündenvergebung durch Jesus (ohne überhaupt lange auf dem Thema Sünde rumzureiten) und vieles mehr. Auf der abgebildeten Doppelseite geht es um: Lerne, auf Gottes Stimme zu hören. Unten links ist immer eine gelbe Wolke mit Gedanken Gottes über den Leser und rechts eine pinkfarbene Wolke mit einer Anregung, wie man Gott zu diesem Thema im Gebet begegnen kann.



Am Dienstag habe ich mich mit dem Rad auf die Reise nach Gwayang gemacht und Spoony die Bücher nach Hause gefahren. 


Spoony sagte zum Abschied: "I will read it".

In dem linken Haus (es sind vier), wohnt sie. Sieht aus der Distanz recht malerisch aus, ist es aber nicht. Kein Glas in den Fenstern, ziemlich verfallen, schlimme Gauzhunde und viel Müll. Im Haus selbst war ich nicht.


Am Dienstag habe ich auch gesehen, dass Sami jetzt auf der Mülkippe ein Holzkreuzchen offen am Hals trägt. Werde ihn mal fragen, wie das kommt. Er hat wieder gestrahlt (siehe oben). Das hat was von der früheren Werbung auf der Rückseite von Groschenromanen. Diese wundersamen Vorher - Nachher Bilder. Erst dick, dann dünn. Oder erst Glatze, dann Lockenpracht. 7cm größer in 5 Sekunden! So ist es mit Sami auch. Aber von innen heraus. Und "in echt" :-).


"Mein" Themba aus Lawaiikamp war auch auf der Müllkippe. Habe ihn zum Gottesdienst eingeladen und er hat zugesagt. Also hole ich ihn mal zusammen mit den 3 Damen aus Zimbabwe, Angela, Sheila und Irene zuhause ab.
Dann konnte ich noch bei einem jungen Mann auf der Müllkippe von Jesus erzählen, der neben Themba stand. Nur ein klitzekleines bisschen. Dass Er lebt und unser Herz verändern möchte ...

Am Donnerstag kam unerwartet Eunice, eine ältere Xhosa-Dame Alters aus einem anderen Teil Thembalethus und begehrte mich zu sprechen. Ihr 40 Jahre alter Schwiegersohn sei vor zwei Tagen nach einem Streit mit ihrer Tochter verschwunden, berichtete sie unter Tränen. Nachdem wir zusammen mit ihrem Auto mit mir als Fahrer in die Stadt fuhren und bei der Polizei nachfragten, hatte ich eine ganze Zeit gebetet. Ich ging in ein Internetcafé, setzte mich auf den einzigen freien (!) Platz, und: neben mir saß: der Gesuchte! ...
Das ist erneut erstaunlich für mich. Andererseits nicht ganz so erstaunlich, denn ich fange mehr und mehr an, mit dem konkreten Eingreifen Gottes zu rechnen. Nicht zu hoffen, dass er irgendwie irgendwas macht, sondern konkret. Ich bin auf dem Weg, weniger das, was ich mit meinen 5 Sinnen erfassen kann, als letztgültige Wahrheit anzunehmen und lerne, was es heißt: "wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen" (2. Kor 5,7).
Nun führte ich die beiden unauffällig zusammen und fuhr später alleine mit dem Minibus-Taxi nach Hause, da ich den Gefundenen, der mich nicht wahrgenommen hatte, nicht kompromittieren wollte.


Im Taxi (15 Personen eingezwängt in einen VW-Microbus) hatte ich wieder ein nettes Gespräch mit einem Mann aus Zone 9 mit dem (Spitz-)namen Sort. Er hat sich so sehr gefreut, dass sich ein Weißer ins "Teksi" und nach Thembalethu traut.

Am Freitag hatte ich mich nach meinem Besuch bei der Suppenküche für meinen Fahrradausflug reisefertig für die Müllkippe gemacht. Während ich Brote schmierte und packte, hörte ich nebenher zum ersten Mal die knapp zweistündige Beschreibung von Jackie Pullingers Arbeit in Hongkong (Testimony Part 1-11) aus den frühen 1980ern. Nach etwa 75 Minuten musste ich aber los und brach das Zuhören ab. Auf dem Weg zur Müllkippe fiel mir wieder (wie zuletzt täglich), mein Auftrag für das Gefängnis (Correctional Service) ein. 

 

Am 8. März  hatte ich bereits eine Bewerbung an den Anstaltsleiter gesandt, aber die Sache ging nicht weiter voran. Der Mann war damals am Telefon nicht unfreundlich, aber das Erstgespräch war zäh. Ich konnte den Herrn nun auch nicht mehr persönlich oder telefonisch erreichen. Heute fuhr ich auch wieder zum Gefängnis und der Anstaltsleiter vermittelte mich kurzerhand an den zuständigen (uniformierten) Justizvollzugsbeamten weiter.


Ein beleibter Bure holte mich am Eingang ab. An dessen Bürotür klebte von außen ein Papier mit der Mahnung, die gesamte Waffenrüstung Gottes anzuziehen  (Epheser 6,10f) - siehe oben.

Huch?

Im Büro waren die Wände voll mit "eindeutigem Material". Zum Beispiel der afrikaansen Ausgabe des berühmten Posters "Der breite und der schmale Weg" von 1866.

Ich habe das erwähnte alte Bild bewundert und ihm unter anderem erzählt, dass in der modernen Fassung des Posters das Kirchengebäude nun links auf dem breiten Weg steht und lediglich eine kleine Holzbrücke hinüber auf den schmalen Weg führt.

So hatten wir uns nett unterhalten und der Beamte erzählte irgendwann, dass er gemeindemäßig in George zur Assemblies of God, (dem weltgrößten Bund von Pfingstgemeinden und in Südafrika) gehört. Außerdem ist er seines Zeichens "Area Coordinator Spiritual Care Southern Cape". In dieser Eigenschaft ist er für 9 Gefängnisse in der Großregion zuständig.
Kurzum, wir verstanden uns prächtig und das Gespräch lief wie am Schnürchen.

Er schenkte mir eine Bibel mit Lexikon und ein paar von den Postern in englisch, afrikaans und isiXhosa!

Ich erzählte ihm, dass Jesus mich zu diesem Gefängnis in George gesandt hat und ich mehr nicht wisse. Herr Botha entgegnete mir, dass Jesus offensichtlich etwas geplant hat, denn ich sei bereits die dritte Person, der Gott das Gefängnis in George aufs Herz gegeben hat. Ein Reverend soundso und ein Pastor hätten sich kürzlich ebenfalls deshalb mit ihm in Verbindung gesetzt.
Dann kam die Frage, wie ich mich einbringen wollte. Schulungen? Programme? Er zählte mir 9 verschiedene Programme auf, die zugunsten der Insassen abgehalten werden und in die ich mich einklinken könnte. Auch, dass es Fahrtgeld und Spesengelder in begrenztem Rahmen dafür gäbe. Ich teilte ihm allerfreundlichst mit, dass ich "Programmen" in spirituellen Dingen sehr wenig zugeneigt bin (will auch keine Gelder haben). Lieber würde ich mich mit den Menschen unterhalten bzw. ihnen zuhören.  

"Ach so!!!! Ja, da ist ein Riesenbedarf! Manche bekommen nie Besuch. Die Moral ist so weit unten. Ooh, auch bei den Wärtern ... und ..."

Da waren wir zusammen. Während wir uns unterhielten, hat jeder von uns beiden einmal den Heiligen Geist als Schauer wahrgenommen. Mitten im Knast! Das ist so krass. Gott kennt keine Gefängnismauern.
Ich habe Herrn Botha nochmal meine Bewerbung vom März zugesandt (meine erste war verschollen - er hat sie nie gesehen). Jetzt sind wir beide sicher, dass da etwas Fruchtbares rauskommt.
Klasse Jesus!

Nun schnell weiter zur Müllkippe. Ein besonderer Tag dort. Die Menschen bekamen plötzlich Namen! Aber der Reihe nach:
Samuel hat wieder für unser Essen im Gebet gedankt. Dann redete ich länger mit Spoony und fragte, ob sie in der Schule war. Nein, wegen des Regens. Ich fragte, was sie bräuchte, damit sie dennoch in die Schule gehen würde. Eine Regenjacke und einen Schirm. Na, wenn es weiter nichts ist, das lässt sich regeln. (wer läuft auch schon in eine Schule, um dann stundenlang in patschnassen Kleidern dazusitzen und zu schlottern?).

Weiter: Spoony heißt eigentlich Alicia (welch ein wunderschöner Name!) und sagte mir, sie liest das Buch, das ich ihr gegeben habe, jeden Morgen und Nachmittag. Sie hätte Sami auch schon Dinge gefragt und er hätte ihre Fragen beantwortet. Wir sprachen dann noch ein wenig über die Trinität.

Für Sonntag möchte sie, dass ich sie und ihre Schwester Tomoresia wieder für den Gottesdienst abhole. Außerdem ginge gerne noch ein weiteres Mädchen von der Müllkippe mit! Genial!

Dann sagte sie: "ich möchte dich etwas fragen. Mein Opa liegt ganz schwach im Krankenhaus. Können wir am Sonntag zu ihm gehen und für ihn beten?"
Das ist doch so was von ... mir fehlen die Superlative. Wir werden für den Opa ein ganzes Auto voll Beter haben am Sonntag!

Dann sprach ich mit einem Coloured Mann, etwa 45 Jahre alt, dem äußerlich schmutzigsten am Platze. Wir haben uns etwas über Gott unterhalten (er fing davon an). Er stellte sich irgendwann als Ronnie vor. Ich mich mit Geo. Dennoch kommentierte er jeden meinen Sätze mit Yes, Sir oder Yes, Pastor. Immer wieder habe ich gesagt, dass ich weder Sir, noch Pastor bin, sondern Geo. "Yes Sir!".  Er sagte, das mit dem Vornamen ginge nicht aus Respekt gegenüber mir. Ich solle mich und ihn ansehen. Ich habe ihm gesagt, dass Gott die Person nicht ansieht und ich auch nicht. Dass uns beide nur unsere schmutzige Kleidung unterscheidet. Sonst nichts. Dann habe ich Ronnie zum Beweis fest umarmt, weil es ja so ist! Außerdem habe ich ihm angeboten, dass wir zusammen beten, wann immer er möchte. Er möchte.
Einige Zeit später kam er noch mal zu mir und fragte mich, ob ich fischen könne. Mein Freund Jochen weiß: Nein, ich kann es nicht. Aber ich sagte Ronnie, dass ich gerne mitkommen würde, wenn er fischen geht. Nun sind wir für übernächsten Samstag zum Nachtangeln in Thembalethu am Meer verabredet! Vorher treffen wir uns bei mir zum Kaffee. Auch alles genial!

Dann bekamen heute noch mehr Menschen auf der Müllkippe Namen. Außer Sami, Alicia (Spoony), Wesley (Wes), Ronnie (Ronald) und Themba, auch Johannes, Jolandi und Manatschi. Ich habe mich sehr gefreut, dass sich einige auf einmal bei mir mit Namen vorgestellt haben (konnte nicht alle behalten) und ich habe ihnen auch gesagt, dass Namen bedeutsam sind. Sie sind auch ein Zeichen von Würde. Im Gegensatz zu Nummern oder zu "gar nix".
(Wes habe ich übrigens nicht gefragt, warum er nicht mitkam letzten Sonntag)

Am Ausgang begegnete ich Themba und einer Kollegin, denen ich Mandarinen gab. Themba aß genussvoll die Schale!?!?  Würg! Auf meine entgeisterte Frage antwortete er, das beuge jeglicher Erkältung vor. Und die Insektizide? Egal. Ich habe danach testhalber meine erste Mandarine mit Schale gegessen. War gar nicht so schlimm!
Themba ist 41 und berichtete mir viel aus seinem Leben und über seine Wünsche. Ein sonniger Typ, der traurig wurde, als er erzählte. dass sein großer Bruder verstorben ist, und er eine liebe Frau so wie seine Mutter sucht. Ein ganz feiner Kerl ist das! Am Sonntag früh hole ich auch ihn zum Gottesdienst zuhause in Lawaaikamp ab.

Auf dem Heimweg bin ich durch die Stadt geradelt und habe wieder nach unterprivilegierten Obst-Verschenk-Opfern Ausschau gehalten. In einem Falle bin ich einem extrem grimmig dreinschauenden, offensichtlich verarmten, weißen Alt-Hippie begegnet. Uiii, der blickte garstig drein! Nix mehr von Flower-Power! Da half selbst meine Lächel-Offensive nichts. Als ich schon weit von ihm weg war, dachte ich mir: Nein, so geht das nicht nicht! Also zurück geradelt und ihn angesprochen, dass er aussehen würde, wie mein Freund Jesus in den Filmen, und ich ihm gerne Früchte schenken möchte. Seine Mine hat sich nun schlagartig erhellt und er war sehr dankbar. Merke: Nicht von der äußeren Maske abschrecken lassen!

Zuhause angekommen (wie immer allerbestens gelaunt), klagte mir die Nachbarin Reti vor, wie langweilig das Leben ist. Ich erzählte ihr etwas davon, dass das genaue Gegenteil unabhängig von den Umständen der Fall sei, lieh ihr für ihren Sohn meine knallrote Möbel Franz-Umhängetasche für dessen Rugbyspiel am Samstag aus und freute mich dann darauf, das Ende von Jackie Pulligers Zeugnis anzuhören.

Ich schaltete ein und der erste Satz, den ich hörte, war übersetzt:

"Weißt du, wenn du im Namen Jesu in ein Gefängnis gehst, geschehen immer Wunder, denn das ist einer der Dienste, die wir aufgerufen sind, zu tun."

Das lässt sich doch nicht inszenieren, so was. Vor meiner Abfahrt 75 Minuten lang nicht eine Andeutung über "Gefängnis", ich komme nach Hause, schalte nach meinem Besuch im Knast ein, und dann das?!? Jetzt bin ich noch neugieriger geworden und zweifle nicht, dass mein Freund Jesus etwas Großes für dort vorbereitet hat :-)

Morgen ist mit den Schwestern aus Zimbabwe fasten angesagt. Am Abend und die Nacht über wollen wir auf einen Berg über George zum Beten gehen.
Ich werde berichten.

Nachbemerkung:
Man kennt ja als Christ die Passage aus Matthäus 25, in der Jesus zur tätigen Nächstenliebe auffordert. Bei mir ist es so, dass dies "von alleine" durch die Nähe zu Ihm und Gebet zu meinem Herzensanliegen geworden ist und nicht einer bibeltreuen "du musst" Gesetzlichkeit entsprang. Ich habe nie einen Plan dafür gemacht.

Jesus ist das Wort und was im Wort (der Bibel) steht, spiegelt Sein Herz wieder. Wenn Er der Erstgeborene unter vielen Brüdern ist und wir ihm gleichgestaltet werden, kann letztlich nur herauskommen, dass wir denken und handeln wie Er. Oder?

Dann wird der König (=Jesus) denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und erbt das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt; ich bin ohne Kleidung gewesen, und ihr habt mich bekleidet; ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht; ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist, oder durstig, und haben dir zu trinken gegeben?  Wann haben wir dich als Fremdling gesehen und haben dich beherbergt, oder ohne Kleidung, und haben dich bekleidet? Wann haben wir dich krank gesehen, oder im Gefängnis, und sind zu dir gekommen? Und der König wird ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!

Jeder ist berufen. 

Ich habe keine Vorstellung, wie man Christen ganz allgemein ermutigen könnte, sich mehr zu trauen, ohne dass es gesetzlich oder ein Krampf würde.
Vermehrt aus den unzähligen, behüteten Kirchen- und Gemeinderäumen herauszutreten und zu den Menschen in Not hinzugehen. Denn ich kann sagen, dass es sehr lohnend ist, dem Herzenssruf zu folgen. Sehr!

Nicht zuletzt für einen selbst! Versprochen. :-)

Und wenn du glaubst, das kannst du nicht? Prima. Die beste Voraussetzung. Dann kann es losgehen. Denn Jesus kann! Und nur darum geht es.

Also nur Mut.

Apopros Mut: Da fällt mir noch ein Lieblingslied meines Freundes H.K. (und ich hab´ es auch sehr gern) mit dem Text von Joseph Scriven, 1819-1886, ein. Es wurde gerne evangelistisch eingesetzt, wie ich von meinem Pfarrer Friesi weiß, aber ich finde, es richtet sich auch oder gerade (?) an Christen:

1. Heute will dich Jesus fragen: Bist du ganz für mich bereit? Du verlierst dich sonst im Jagen, nach den Gütern dieser Zeit. Wag es mit Jesus, / was deine Not auch sei! / Wag es mit Jesus. / Er macht dich frei! / Wag es mit Jesus. / Er macht dich frei!

2. Rühmst dich deiner Kraft und Gaben, / nur dich selbst bezwingst du nicht. / Mut muss man bei Jesus haben, / Menschenfurcht führt zum Verzicht. / Wag es mit Jesus, / was deine Not auch sei! / Wag es mit Jesus. / Er macht dich frei! / Wag es mit Jesus. / Er macht dich frei!


3. Einmal fällt die Maskerade, / die du vor der Welt beziehst, / wenn du durch Gericht und Gnade / dich im Lichte Gottes siehst. / Wag es mit Jesus, / was deine Not auch sei! / Wag es mit Jesus. / Er macht dich frei! / Wag es mit Jesus. / Er macht dich frei!


4. Lass dich nicht von Menschen leiten, / Menschen sind wie Laub im Wind. / Jesus schafft Persönlichkeiten, / die das Salz der Erde sind. / Vorwärts mit Jesus, / wie schwer der Kampf auch sei! / Vorwärts mit Jesus; / er steht dir bei! / Vorwärts mit Jesus; / er steht dir bei! 


(Hervorhebungen durch mich) 

Und so spreche ich dir und mir die erste Jahreslosung nach meiner Bekehrung zu. Die von 2006 aus Josua 1. Sie gilt noch immer! 

"So will ich auch mit dir sein; ich will dich nicht aufgeben und dich nicht verlassen. Sei stark und mutig"

Wag es (ganz) mit Jesus! :-)