Church building / Kirchengebäude in Thembalethu

... God has chosen the weak things of the world to confound the things which are mighty; And base things of the world, and things which are despised, has God chosen ... (1Cor 1:27.28) p>p>p>

Freitag, 23. April 2010

Jesus auf der Müllkippe. Das schönste Kompliment. Trevors Lasten.

Man kennt das ja: "Der Anzug steht dir aber gut", "Eine hübsche neue Frisur hast du", "Du hast ein super Fußballspiel abgeliefert", "Das hast du gut gemacht", "Du hast es aber weit gebracht im Job". "Das ist aber ein schönes Haus, Auto, Pferd".  Komplimente, die das Ego mehr oder weniger streicheln ...

Als ich heute auf der Müllkippe war, kommt als erstes im Überschwang ein angetrunkener Mann namens Ricardo auf mich zu und begrüßt mich freundlichst. Er ist trotz des deutlichen Alkoholkonsums sehr ernst und sagt, dass er am Sonntag mit mir zum Gottesdienst gehen möchte. Hatte ich doch in Ricardo gleich wieder ein neues Umarm-Opfer gefunden :-)
Dieser Sami redet mit breiter Brust zu allen auf der Müllkippe und erzählt ihnen die gute Nachricht, dass Gott erfahrbar und Ihm jeder einzelne Mensch wichtig ist.

Auf der Müllkippe wundere ich mich immer wieder, dass selbst die größten Gegenstände abgefackelt werden, um ein bisschen Metall freizusetzen. So wie hier unter anderem eine Matratze.



Nach Samis Dankgebet und dem Essen auf der Müllkippe fuhr ich zu Alicia (Spoony) nach Hause, um den Regenschirm und die Jacke, die ich heute früh in der Stadt für sie gekauft hatte, abzugeben.
Dort angekommen, stand am Haus ein selbst gebasteltes "Partyzelt" mit sehr lauter "Kreisch"-Musik und einigen Menschen drin. Alicia sah mich, und sofort wurde die laute Musik von jemandem leise gedreht, als es offenbar hieß, ich sei im Anmarsch. Die Menschen hier, auch die, die Jesus nicht kennen, haben eine besondere Sensibilität im Umgang mit mir. Irgendwie erstaunlich.
Alicia kam heraus zu mir (ich habe das Grundstück bislang noch nie betreten) und hat sich sehr über die Jacke und den Schirm gefreut.

Nachdem sie die Jacke anprobiert hatte, sagte sie:

"Weißt du, ich möchte dir was sagen. Ich habe angefangen an Jesus zu glauben, weil du das machst, was du sagst. Weil Gott dir das ins Herz sagt. Ich vertraue dir. Ich sehe in dir Sein Herz"

Booaah! Da musste ich schlucken. Das war mit größtem Abstand das schönste Kompliment, das ich je für mich gehört habe. Alles von der Art des eingangs Gesagten verblasst daneben zu völliger Unwichtigkeit. Dass ein (junger) Mensch "wegen mir" glaubt. Das ist mit nichts vergleichbar, was ich kenne! Danke Jesus! Ich gebe es an dich zurück! Danke, dass DU mich das erleben lässt.

Alicia und ich haben uns in den Arm genommen und uns gaaanz fest gedrückt. Mann, was sind das hier für Momente. Da kann mir jedes neue Auto und jeder sonstige "Erfolg" gestohlen bleiben für solche Situationen im Leben.

Ich fuhr sie und ihre Freunde Esmeralda (16) und Franzisco (15) zum "Checkers" einkaufen.

 (Franzisco. Unter der Wäscheleine erahnt man das grüne "Partyzelt")

Dann habe Alicia  gefragt, ob sie meinen Rat am Abend ihrer Bekehrung befolgt hat, mit Jesus zu reden. Sie fing an zu erzählen:

"Ja. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen". 
"Konnte kein Auge zumachen"
"Jesus hat mir gesagt, dass Er mich liebt!". 
"Die ganze Nacht sind mir die Tränen gelaufen". 
"Er möchte nur von mir, dass ich nicht trinke, rauche, oder Drogen nehme. Und dass ich bete". "Meine Mutter hat mich morgens im Bett mit laufenden Tränen gefunden"



Ist das nicht schön?

Jetzt möchte ihr auch ihr Vater am Sonntag mit mir sprechen. Alicia hat so ein Feuer, sie steckt die ganze Familie an. Ihr werdet noch sehen.

Dann fuhren wir zur Müllkippe, weil sie unbedingt Sami sehen wollte. Sie hat mit feuchten Augen gesagt, dass sie ihn vermisst. Dass er ihr die Stellen aus der Bibel erklärt, die sie nicht versteht. Er sei so etwas, wie ihr Pastor. Sensationell. Alicia und Sami, ich hab euch lieb!
Im Film "A Man Called Norman", den ich hier im Blog mal vorgestellt habe, gibt es einen Bezug auf die Bibelstelle, dass im Hause des Vaters (im Himmel) viele Wohnungen sind (Joh 14,2). Der "Helfer" im Film sagt am Filmende, dass er sich wünscht, dass seine Wohnung direkt neben der des "Empfangenden" (Norman) ist. Das kann ich jetzt gut nachvollziehen.

Im Auto habe ich eine Lobpreis-CD laufen lassen. Gleich beim ersten Stück, Eagles Wings (aus Feiert Jesus 11), sind Alicia die Tränen gekommen. Ich sagte zu ihr, dass das Lied/der Text für sie bestimmt ist. Dass sich ihr Leben verändern und sie mit Adlers Schwingen in die Freiheit fliegen wird.

Hier warte ich - Here I am waiting
Bleib' in mir, bete ich - Abide in me I pray
Ich sehne mich nach dir - Here I am longing for You
Berge mich in Deiner Liebe - Hide me in Your love
Bring' mich auf meine Knie - Bring me to my knees
Auf dass ich Jesus mehr und mehr kennen lerne - May I know Jesus more and more

Komm', lebe in mir - Come live in me

Übernimm' mein ganzes Leben - All my life take over
Komm', atme in mir - Come breathe in me
Und ich will aufsteigen - And I will rise
Auf Adlerflügeln - On eagles wings





Alicia sagte mir, dass die Leute das mit Jesus wissen müssen. Sie will es erzählen! Willkommen im Club!

Wir suchten dann (erfolglos) ihren Kumpel Wes. Sie möchte unbedingt , dass er am Sonntag mit zum Gottesdienst kommt.

Bedingt durch die Suche nach Wes, waren wir nochmals auf der Müllkippe, als uns einige Männer, die umhersaßen, billigen Wein anboten. Hatten extra die dicken Fliegen für uns aus dem mit Wein gefüllten Wasserglas rausgeschnickt. Alicia legte besorgt den Arm um mich und sagte: "Du wirst doch nicht trinken, oder???" Nein, keine Angst.

Dann wurde sie von den gleichen jungen Männern zu einem "Tanzabend" (was immer das sein soll - vermutlich in einer tavern), eingeladen. Ihre Antwort war: "Nein, ich gehe lieber in den Gottesdienst!"
Und ich stehe mit innerlich offenem Mund dabei und bin so was von happy für die Kleine (und für mich!).
Wenn nur meine Bekannten und Freunde, die nichts glauben (außer vielleicht, dass Bayern Meister wird) sehen würden, wie Gott in ein paar wenigen Tagen Sami und Alicia (und auch Smava) sichtbar - spürbar verändert hat. Wahrscheinlich nützte es aber auch nix, selbst wenn Jesus vor ihren Augen auf dem Steinbrücker Teich laufen würde. Ich kann es leider (!) nicht ändern.

Manche Christen wünschen sich eine Berufung wie die so genannten "Großen" unserer Zeit. Wie die vom Format eines Reinhard Bonnke, Ulrich Parzani, Billy Graham oder anderen bekannten Christenpersönlichkeiten, die vor vielen Tausenden sprechen.
Ich stehe hingegen mit in paar Wenigen auf der Müllkippe oder sonst einem runtergekommen Platz in einem Schlichtwohngebiet und freu' mich über die einzelnen Menschen, von denen Gott nicht einen aufgegeben hat.
So manch einer hat sein ganzes Leben gehört: "Aus dir wird nie was", aber Gott sagt: "Du bist etwas wert und ich mache aus dir und deinem Leben etwas. Ich mache dich zu dem, der du sein sollst. Wenn du das willst und mich lässt."

Alicia hat mich dann gefragt, ob ich das, was ich für Sami mache, auch für sie tun würde. Sie hat auch keinen Ausweis und keine Geburtsurkunde. Klar, mache ich das für meine neugeborene Schwester in Christus. Ich bin ja fast schon Experte bei Home Affairs und kenne inzwischen den Verfahrensablauf :-)

Auf dem Weg aus der Müllkippe hatte ich noch das Bedürfnis, meinen schwarzen Sonnenschein Themba in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen, dass ich ihn lieb' habe. Er hat es erwidert, und glaube ich, auch so gemeint. Am Mittwoch hat er frei und da hole ich ihn wieder zuhause ab.

Dann war es schon ziemlich spät. Als ich noch schnell beim Kentucky die obligatorischen 3 Hähnchenteile aß, traf ich Bernhard (79), aus dem Altenheim Rosemor und ich aß bei ihm am Tisch. Er hatte vorgestern zwischen Samuels Mutter und mir von Afrikaans in Englische übersetzt. Ich fuhr ihn noch zurück ins Altenheim. Der alte Herr gehört der Neuapostolischen Kirche an, aber wir sprachen wenig über den Glauben.


Dann ging es flugs nach Hause, um kurz darauf mit Trevor zum Jugendgottesdienst zu fahren (ich chauffiere ihn, weil es abends ohne Auto für ihn sonst keine Rückkehrmöglichkeit nach Thembalethu mehr gäbe).
"Jugendgottesdienst" hört sich zu Unrecht etwas verniedlichend an. Die wöchentlichen Treffen sind schiere Power. Die jungen Leute dort haben Gott in ihrem Leben mehrheitlich massiv erfahren (habe einige Lebensberichte gehört) und brennen lichterloh für Jesus. Gehen auch regelmäßig in Krankenhäuser, um für Kranke zu beten und Jesus bestätigt ihren Dienst mit Heilungen (Lk 9,1).

Trevor hat noch Vorbehalte, sein Herz ganz für Gott zu öffnen und ist mehr interessierter Zuschauer. Ist auch o.k. Doch auch er wurde heute berührt. Viele haben ihn sehr freundlich aufgenommen und für ihn gebetet. Zweimal fand er sich auf dem Boden wieder und sagte später: "Eine Last ist heute von mir gegangen". "Etwas, wie eine zweite, schwere Jacke". "Ich wusste gar nicht, dass ich diese schwere Jacke anhatte!".
Sehr wahr, lieber Trevor. Wir wissen gar nicht um die schwere Jacke, bis wir sie los sind. Dann ist der Unterschied erst zu erkennen. Mancher meint, er lebt, bloß weil er biologisch lebt, aber Gott sagt, dass er NICHT lebt (im eigentlichen Sinne). Aber der Mensch weiß es nicht, sondern ahnt es vielleicht bloß und redet sich ein, alles sei in Ordnung! "Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht." (Joh 5,12). Zutreffend.

Sehr große Freude hat sich also auch heute wieder bei mir breit gemacht. Seit ein paar Tagen schon habe ich wieder den Wunsch eine Nacht auf einem Berg zu beten. Heute Abend habe ich die Damen aus Zimbabwe angestiftet und Sheila hat spontan für alle zugesagt. Smava später zuhause auch. Schadrach, dem Xhosa-Pastor aus Thembalethu, habe ich eben eine SMS geschickt und ihn auch eingeladen.

Sheila hat was Putziges auf der Heimfahrt erzählt. Nämlich, dass ihre kleine Tochter, damals 10 Jahre alt, in Sprachen gesungen und gebetet hatte und sie als Mutter das nicht kannte und auch nicht mit dem Heiligen Geist getauft war. Das Defizit wurde sogleich ausgeglichen und im Auto sitzt nun eine absolute "Bombe Gottes", wie mein Freund H.K. gerne sagt.

Morgen Abend ist es also wieder soweit. Sehr schön ist das - im Flow mit Ihm und den Seinen.

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