Kaum ist das Verbrechen an Alicia einigermaßen verdaut, das nächste, mir gut bekannte Opfer.
Westley, gerade 19 Jahre alt, wurde am Samstag durch Stiche in Hals und Rücken im Township Nu Dawn Park, in dem er aufgewachsen war, getötet.
Der Täter wurde gefasst und sitzt im Gefängnis.
Tags zuvor hatten Wes und ich noch zusammen auf der Müllkippe geredet.
Wenn ich über ihn nachdenke, fällt mir auf, dass ich ihn als sehr liebenswerten und humorvollen Jungen kennen gelernt habe.
Die Townshipbewohner haben ganz überwiegend keinerlei Umweltbewusstsein und so werfen sie Dreck weg, wo immer er anfällt. Das ist ihrer mangelnden Erziehung und Erkenntnis geschuldet. Unlängst hatte Wes mich allerdings verblüfft, als wir im Auto unterwegs zum Gottesdienst waren und er ungefragt seine Mandarinenschalen brav in der Hand hielt, bis ich ihn an einem Abfalleimer am Straßenrand erlöste. Er hatte schon angefangen, etwas mitzunehmen. Nicht nur den Umweltschutz betreffend ...
Alicia mit Westley *1991 - 7. Aug. 2010
Das irdische Dasein kann bekanntlich sehr abrupt zu Ende sein. Allerdings keineswegs nur in den Townships. Ich bin einigermaßen sicher, dass Wes nun nicht an dem Ort ist, an dem er die Ewigkeit verbracht hätte, wenn die Tat vor einem halben Jahr geschehen wäre. Das ist immerhin sehr tröstlich für mich.
Am 25. Mai 2010 hatte ich berichtet, dass Westley sein Leben mit Gott in Ordnung gebracht hatte. Siehe hier.
Man mache keinen Denkfehler. Gott ist nicht für die Tat verantwortlich und er billigt sie auch nicht. Die Frage, wie kann er das zulassen, ist auch nicht angemessen. WIR sind zumeist Opfer unserer eigenen Entscheidungen im Leben und sind zudem geistlichen Feinden ausgesetzt. Ob wir diese Realität anerkennen wollen, oder nicht. Aber das will ich jetzt nicht näher ausführen.
Was mir noch zum Thema einfällt, ist: Christ-Sein ist kein Selbstläufer!
Heute auf der Müllkippe ging alles erkennbar seinen gewohnten Gang. Mein Kumpel Toni M. hatte 1995 den Spruch in Mostar geprägt: "Die Kühe heben kurz ihren Kopf und grasen dann gemütlich weiter." Das ist wahr.
Was mich betrifft, habe ich mir vorgenommen, Westleys Mörder zu treffen. Vielleicht, wenn man mich lässt, klappt es schon übermorgen, am Freitag, wenn ich mit Alicia und Justin ins Jugendgefängnis Mosselbay fahre, um Alicias Cousin die traurige Nachricht zu überbringen.
Tschüss Wes.
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