Church building / Kirchengebäude in Thembalethu

... God has chosen the weak things of the world to confound the things which are mighty; And base things of the world, and things which are despised, has God chosen ... (1Cor 1:27.28) p>p>p>

Samstag, 27. November 2010

Neues von der Müllkippe: Noch'n Gartenwerkzeug

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Während meiner Anwesenheit geht es üblicherweise auf der Müllkippe halbwegs friedlich zu. Allerdings ist das nicht immer so.

Siehe die Attacke gegen Samie am vergangenen Sonntag.

Am gestrigen Freitag bei meinem Besuch war alles in gewisser Aufregung, als ich mit Alicia vorfuhr, denn der zugedröhnte Freddie hatte den Entschluss gefasst, dem Leben von Willem ein Ende zu setzen.

Hierzu war er mit einer Machete angetreten - siehe unten.

Freddie aus Silvertown mit Machete außer Rand und Band
Willem, der momentane Feind Freddies
Wie man es aus mittelmäßigen Martial-Arts-Filmen kennt, standen sich die Kontrahenten mit langen Stöcken und Machete gegenüber und schlugen aufeinander ein, so dass die Stöcke brachen.

Freddie traf Willem einmal mit der Machete am Hals, offenbar jedoch mit der stumpfen Seite, so dass es keine gravierenden Verletzungen gab.

Zudem wollte er ein 'Speichenmesser', oder wie man das Teil nennen könnte (eine kurze Fahrradspeiche in einen Holzstab als Stichwerkzeug eingelassen), einsetzen.

Überdies bewarf Freddie seinen Kontrahenten 2-mal in seiner Wut mit halben Backsteinen. Einer traf Willem am Bein, ein weiterer sauste aus kurzer Entfernung geworfen, wenige Zentimeter an dessen Kopf vorbei. Unglaublich - wenn der getroffen hätte!

Hier wird Willem von Menschen und 4 Hunden gejagt

So, was nun tun?

Die Lage war unübersichtlich. Wer ergriff für wen Partei? Einige Holzlatten wurden aufgenommen. Andere waren vollkommen verschüchtert. Immerhin sind ja auch Frauen und Kinder am Ort.



Mancher Moment auf der Müllkippe, den ich nicht fotografiert habe, wäre gestern rechtlich betrachtet, einen polizeilichen Schusswaffengebrauch wert gewesen.

Doch ich war abgesehen von der Waffenrüstung Gottes aus Eph. 6,16.17,  dem "Schild des Glaubens und dem Schwert des Geistes, also dem Wort Gottes", lediglich mit Obst und Brot bewaffnet. Dazu ein T-Shirt als Schutzweste.

Es ging dank Jesus alles gut.

Vor ein paar Tagen hatte ich den Vers Mt 5,9 auf afrikaans gelernt, warum wusste ich nicht.

Heute konnte ich ihn lautstark auf der Müllkippe gebrauchen und in die Runde rufen.  Zu all denen, die passiv alles über sich ergehen lassen und zu denen, die sich aktiv am Streit beteiligen.

"Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen!".

Irgendwie unwirklich, wie in einem Film und doch mittendrin, statt nur dabei.

Es hat sich allem Anschein nach bezahlt gemacht, dass die letzten 9 Monate Vertrauen gewachsen ist. Und so konnte ich Freddie schließlich überzeugen, die Machete mit mir gemeinsam wegzulegen und die Kontrahenten trennen. Keine Ahnung, wie die Sache sonst ausgegangen wäre. Der Typ war richtig sauer. So richtig ...

Mein Einwand, dass die Aktion im Krankenhaus und/oder im Knast enden muss, war allerdings nicht ausschlaggebend. Das sehen diese Menschen offensichtlich in ihrem Affekt nicht. Ich meine, das Leben ist ihnen wenig wert. Alkohol oder Drogen, die zu Realitätsverlust führen, nehmen hier, nach allem was ich weiß, beinahe jeden in Beschlag.

Das Einsatzende naht. Freddie entspannt sich etwas
Was war der Grund der Auseinandersetzung? Freddie bezichtigte Willem, ihm 20 Rand, also umgerechnet gut 2 € geklaut zu haben. Wow. 2 € !

Alicia sagte, dass es einen Totschlag für 1 Rand, also 10 Eurocent oder 20 Pfennig gab.
Das erinnert mich an eine Bildzeitungsüberschrift von vor Jahrzehnten: "Rentner wegen 40 Pf. erschlagen!"

Jedenfalls habe ich Freddie 2 € gegeben, damit an dieser Stelle Ruhe ist.

Das löst das Grundproblem nicht, trug aber erst mal zur Befriedung bei. 

Illustre Runde nach dem Sturm: Justin, Willie und
Smoky - Alicias mutmaßlicher Schänder
Den Willie in der Bildmitte, hatte ich hinterher einige Zeit im Arm. Ihm waren die Tränen beim Anblick der Aktion gelaufen. Es ist ja auch wirklich traurig.

Tja, hier auf der Müllkippe gibt es sehr unterschiedliche Charaktere. Sensible, scheue Vertreter und Streitsüchtige.

Alicia hat mich gefragt, ob ich ihr helfen könnte, für 2 oder 3 Wochen aus ihrem Umfeld heraus zu kommen. Schreien, Saufen und dergleichen sind für das Mädchen logischerweise belastend. Tag für Tag und Nacht für Nacht. Zudem wird stets versucht, sie zum Rauchen und Trinken anzustiften. Es ist sooo schwer, in dieser Umgebung standhaft zu bleiben. Ich wäre in dem Alter wohl schon längst eingeknickt. Bzw. ich bin es ja ...

Wir werden also sehen, was sich arrangieren lässt.

Was mich betrifft, so habe ich eine regelrechte Abneigung gegen Alkohol und jegliche Art von Drogen entwickelt. Jeden Tag mit den Folgen konfrontiert zu sein, macht nachdenklich.
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