Unlängst war ich mit Willie, den ich auf dem Missionstrip nach Lesotho kennenlernte, im Township Borchards unterwegs.
Links: Willie. Unser Enthusiasmus findet hier nur bedingt Widerhall :-) |
Nach einer Weile bot ein ziemlich herunter gekommener Herr, der sich später mit "Johnnyboy" vorstellte, seine Dienste als Autoelektriker an. Da ich eine Stunde lang vergeblich auf meinen bevorzugten Automechaniker Koos wartete, schlug ich ein und Johnnyboy begann mit der Fehlersuche, nachdem Willie irgendwann seinen einstündigen Heimweg zu Fuß angetreten war.
Der Mann entpuppte sich:
Wer wird denn gleich in die Luft gehen? |
2. als die Person, die seit ich denken kann, die meisten Flüche und Schimpfworte benutzte,
3. als ungeduldig / gereizt / unbeherrscht hoch 10.
Das gute alte "HB-Männchen" erschien leibhaftig vor mir zu stehen. Offensichtlich rauchte es/er jedoch die falsche Marke "Kette", denn sein Gemütszustand verbesserte sich zu keinem Zeitpunkt.
'Johnnyboy', 45 Jahre alt |
Um 8.00 Uhr fuhr ich vereinbarungsgemäß im Township Parkdene, seinem Wohnort, vor, doch der Herr HB Johnnyboy frönte dem morgendlichen Alkoholkonsum in einer nahe gelegenen Spelunke.
Mit einigem Alkohol im Blut ging es trotz feinmotorischer Einschränkungen dennoch an die Arbeit. Dabei traten die vorgenannten Phänomene 1.-3. noch stärker zutage. Der Motor läuft nun besser als je zuvor!
Teilzerlegter Motor und Vergaser des treuen NISSAN |
Ich gewann zunehmend den starken Eindruck, dass Jesus genau diesen Mann erreichen möchte. So machte ich mir stattdessen Gedanken um das Seelenheil von HB-Johnny.
Irgendwann saßen wir im Auto und ich bat ihn um 5 Minuten seiner Zeit, um zuzuhören.
Ich habe angefangen zu erzählen und es wurde still im Auto. HB-J wurde einfach Johnny. Ohne HB-Syndrom, etwas bewegt und mir sehr sympathisch. Ich durfte sogar für ihn beten. In der Folge waren die Flüche deutlich weniger und manchmal entschuldigte er sich sogar, wenn ihm einer über die Lippen kam, ohne dass ich sein Verhalten zuvor je kritisiert hätte.
HB-J beim Ersatzteilkauf. Gleich legt er sich auch mit den Verkäufern an! ... |
Nun traf ich auf einen nüchternen, sehr verletzlichen, verwundeten Mann, der vom Leben enttäuscht ist und immens strauchelt.
Dass wir beide an diesem Morgen zusammen gebetet hatten und Johnny aus der Tiefe seines Herzens Hilfe bei Jesus gesucht hat, war für mich wie ein Wunder nach den vorangegangenen Erfahrungen mit ihm.
Für den Freitag Abend waren wir für den Gottesdienst verabredet, doch als ich in Parkdene eintraf, um ihn abzuholen, fand ich ihn wieder in der Spelunke. "Hättest du mich um 4 Uhr hier herausgeholt ... jetzt ist es zu spät".
Es ist also nicht immer alles einfach und flutscht, wie am Schnürchen. Ein paar Tage später war ich wieder bei ihm in der Spelunke. Er ist mir gegenüber lammfromm, doch das reicht nicht. Er sagt sogar, dass, seit wir uns trafen, mehr Aufträge kommen, als er abarbeiten könne. Das ist noch schöner, aber das reicht ebenfalls nicht.
Immerhin, ich bin sicher, der Anfang ist gemacht.
Ich möchte unaufdringlich dran bleiben, denn auch unser Treffen war kein Zufall.
Ach ja: Der treue NISSAN läuft und läuft und läuft.
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