Rodney, ein weißer Zimbabwer nahm mich als Anhalter im Pick-Up mit. Er ist Angehöriger einer Baptistengemeinde in Bulawayo und war auf dem Weg, einen 300 km entfernt liegen gebliebenen Lkw seiner Firma flott zu machen.
Zuerst brachte ich ein paar Kilometer auf der Ladefläche zu, später wurde ich in den Innenraum des Fahrzeugs befördert.
Die Straße, die wir befuhren ist die einzige ihrer Art in dieser Gegend. Sie führt von Bulawayo schnurstracks nach Nordwesten in Richtung. Viktoria-Wasserfälle an der Grenze zu Sambia. Für eine solche Hauptverkehrsader ist die Straße erstaunlich schwach frequentiert. Manchmal kommt für 10 Minuten kein Auto auf der Strecke vorbei.
Zuerst brachte ich ein paar Kilometer auf der Ladefläche zu, später wurde ich in den Innenraum des Fahrzeugs befördert.
Entlang der lila markierten Route bewegte ich mich. |
Erst mal raus aus der Stadt. Auf der "Vic Falls Road" |
Nach 150 Kilometern nordwestlich von Bulawayo ließ ich mich im scheinbaren "Nichts" des Landes absetzen. Hinein in den Busch und erst mal Gedanken sammeln.
Wo war ich also jetzt genau? Meine grobe Mini-Landkarte gab wenig Auskunft, denn gescheite Karten gibt es offenbar keine mehr in diesem Land. Aber selbst gute Karten können ja keine Städte und Wege zeigen, wo gar keine sind. Das habe ich schnell begriffen.
Was ist nun mit der lokalen Fauna - Löwen zum Beispiel? Wie würde ich reagieren, wenn sie nun einfach da stehen oder auf mich zulaufen würden? ...
Angekommen. Bloß wo? |
Schon bald darauf näherte ich mich meinem ersten Matabeledorf, einem so genannten Umuzi. Es ist üblicherweise eine sauber eingezäunte Ansammlung von Hütten bzw. Häuschen für eine Familie. Wie ein kleiner Bauernhof.
Ein sehr netter Mann, Qobile Kumalo (31), der Herr im roten Shirt, geleitete mich später über 1 Stunde durch den Busch, bis ich in ein weiteres Umuzi kam.Von ihm hörte ich auch, dass die Löwen in der Richtung sind, die ich gerade mit dem Pickup passiert hatte und weitere Großkatzen erst nach zig-Kilometern Marsch in meine Richtung zu erwarten wären. Also erstmal Entwarnung.
Qobile, dessen Nachbar und Qobiles Ehefrau |
Irgendwann kam ich zum Anwesen von Arnold (62) und Mevis (53) Mpofu. Bei ihnen durfte ich mein Zelt aufschlagen und wir kamen uns schnell näher. Ich bekam Essen, konnte mich waschen und durfte viele Fragen über das Leben auf dem Land ohne Strom stellen.
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Hässlicher Kontrast: quietschblaues 20€ Zelt im Umizi |
Das Bad ist bereitet. Kleiner, mit Stroh als Sichtschutz abgegrenzter Bereich |
Arnold mit meiner Bibel |
Eine Feinheit ist mir aufgefallen: Eine Kerze lässt man nicht einfach so brennen, wie bei uns, sondern exakt so lange, wir das Licht benötigt wird, um sich zu orientieren. Dann wird sie zügig wieder gelöscht.
Noch ein paar Fakten:
Handyempfang gibt es keinen.
Noch ein paar Fakten:
Handyempfang gibt es keinen.
Die Kinder laufen 1 Stunde in die Grundschule und 2 Stunden zur weiterführenden Schule - jeweils einfache Strecke.
Gekocht wird auf offenem Feuer draußen oder in der Küche. Der Rauch zieht sowohl durchs Strohdach, als auch durch den 50 cm breiten Spalt ab, der stets zwischen Küchenwand und Strohdach gelassen wird.
Küchenhaus. Geradewird das typische Frühstück zubereitet: Tee und "Amaquebe lengwane" (süße Maismehlbrötchen) |
Das tägliche Hauptgericht ist "Sadza", Maismehlbrei. Dazu Gemüse und manchmal Fleisch, Huhn oder, je nach Region, Fisch. Gegessen wird alles mit den Fingern. |
Arnold wünscht sich einen eigenen Brunnen. Die Grabung kostet 20 US $ je 2 Meter. 10-12 Meter Tiefe braucht er.
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Apropos US $. Das ist die offizielle Währung im Land. Daneben der südafrikanische Rand im Kurs 1:7 bis 1:10. Der "Zimbabwe-Dollar" ist nach der Hyperflation abgeschafft.
Die Preise vervielfachten sich täglich. Die Inflationsrate lag Ende 2008 bei 90 Trilliarden Prozent. Eine Trilliarde ist eine 1 mit 21 Nullen, wie ich nachlas. Nachdem man für eine Banknote mit "100 Milliarden Dollar" keine Tomate mehr kaufen konnte, war es dann abermals aus mit der einheimischen Währung.
Die Preise vervielfachten sich täglich. Die Inflationsrate lag Ende 2008 bei 90 Trilliarden Prozent. Eine Trilliarde ist eine 1 mit 21 Nullen, wie ich nachlas. Nachdem man für eine Banknote mit "100 Milliarden Dollar" keine Tomate mehr kaufen konnte, war es dann abermals aus mit der einheimischen Währung.
Eine wertlose halbe Million Dollar Note, die ich gefunden hatte. |
Man hält üblicherweise Nguni-Rinder, Ziegen und Hühner und baut Mais an |
Selbst gemachte Schubkarre |
Typischer Stuhl eigener Produktion |
Das nachfolgende Foto zeigt rechts eine Stätte zur Hochlagerung von Mais. Er wird in der Höhe getrocknet, so dass die Ziegen nicht herankommen.
Dann kommt er in das Haus auf dem gleichen Foto. Dieses Haus unterscheidet sich von anderen dadurch, dass ein Hohlraum zwischen Fußboden und Erdreich besteht. Grund ist ein Schädling, eine bestimme Termitenart, die man so fernhält.
Später schließlich, bringt man die eigenen Maiskörner zur Mühle, wo sie gegen Bezahlung zu Maismehl verarbeitet werden. "Millie miel", das Grundnahrungsmittel schlechthin.
Interessant, dass in Zimbabwe ein paar Worte aus der afrikaansen Sprache adaptiert wurden, obwohl hier keiner diese Sprache spricht. Aber "Millie miel" für erwähntes Maismehl, "Bakkie" für Pick-Up oder "Robot" für Ampel sind offizieller Sprachgebrauch.
Familiendorf-Idyll |
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Bin aus Höflichkeit gepaart mit Neugier ihrer Einladung gefolgt und habe am Abend an einem Gottesdienst teilgenommen. War ehrlich gesagt froh, als ich da wieder weg war. Das hat stark was von Sekte. Nie so unfrohe Schwarzafrikaner in einem Gottesdienst gesehen.
Das ist keine Freiheit und kein Überwinden in Christus, sondern Bindung an eine gesetzliche Doktrin, die auf alttestamentlichen Prinzipien beruht. Wie bei Zeugen Jehovas, Mormonen, Zionisten oder verbreitet im Katholizismus. Wieso lesen diese religiösen Gruppen denn keinen Hebräerbrief - Kap. 10, 17 - 24, frage ich mich? Nur mal Hebr. 10,20, in dem der "neue und lebendige Weg" beschrieben wird. Neu, d.h. weg vom Alten. Vom Gesetz des Alten Testaments. Lebendig, d.h. Jesus.
Oder über die Sabbatruhe in Hebr 4?
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Ein Teil der Gemeinde der Sieben-Tags-Adventisten. Links der Pastor. Nette Menschen, denen ich von der Liebe Gottes erzählt hatte, nachdem das Foto entstand. |
Wie auch immer, Arnold und seine Frau waren reizende Leute und wir hatten eine angenehme Zeit. Sie freuten sich über Besuch und ich freute mich, dass ich etwas lernen durfte. Hatte mal für eines der Kinder gebetet und als ich ging, waren wir alle zusammen auf den Knien.
Die beiden jüngsten von Arnolds 9 Kindern Auf den Dörfern ist mir was aufgefallen: Die Familien sind offenbar intakt. Jedenfalls, was ich vom Umgang miteinander beobachten konnte. In Südafrika beträgt die Alleinerziehenden-Rate 80%. In Zimbabwe sind mir gar keine durch Scheidung entzweiten Familien untergekommen. |
Arnold und Mevis vor ihrem Haus - eine intakte Ehe, wie mir schien |
Irgendwann hieß es Abschied nehmen. Es ist Sitte, dem Besucher das Gepäck abzunehmen und es eine zeitlang zu tragen. Das macht die Frau. Egal, wie schwer das Gepäck ist. Der Mann geht dann noch weiter ein langes Stück gemeinsam mit auf dem Weg. Leider wusste ich das am Anfang meiner Reise noch nicht und so hatte ich es Mevis verwehrt, meinen schweren Rucksack zu schleppen. Ich hoffe im Nachhinein, dass sie mir diesen Fauxpas nachsieht.
Der Tagesgruß "Hallo" in isiNdebele lautet "Salibonani" und wird mit einem herzerfrischenden, und meistens von strahlendem Gesicht begleiteten "Ja" = "Yebo" quittiert.
Auf meinem weiteren Weg begegneten mir manchmal sehr lange keine Menschen und ich dachte immer an meinen Wasservorrat. Anfangs hatte 4 Liter plus 0,5 Liter Reserve mitgeschleppt, aber 2 Liter irgendwann nicht mehr nachgefüllt, weil mir die Versorgung doch ausreichend erschien.
Zuweilen wurde die Reise angenehmer, weil ich mich selbst zu einer Fahrt auf dem Eselskarren einlud.
Weiter zieht der Bär ... |
Auf meinem weiteren Weg begegneten mir manchmal sehr lange keine Menschen und ich dachte immer an meinen Wasservorrat. Anfangs hatte 4 Liter plus 0,5 Liter Reserve mitgeschleppt, aber 2 Liter irgendwann nicht mehr nachgefüllt, weil mir die Versorgung doch ausreichend erschien.
Zuweilen wurde die Reise angenehmer, weil ich mich selbst zu einer Fahrt auf dem Eselskarren einlud.
Stets 4 Langohren. Nie 3 oder 2 und stets einachsige Wagen. |
Nachfolgend Fotos vom Bubi-River-Dam, auch Bubi-Lupane-Dam genannt. Einem aufgestauten Fluss mit Fisch-, Seerosen- und Krokodilbesatz. Krokos hin oder her - hier wird das Wasser geschöpft und in meinem Falle auch ein Vollbad genommen und Kleider gewaschen. Stets mit schweifendem Blick auf mögliches Handtaschenleder :-)
Bubi-Lupane-Dam mit 40 Millionen Kubikmetern Fassungsvermögen |
Brunnen bohrte hier in der Gegend niemand, sondern alle holen das Wasser vom Fluss, der -weil aufgestaut- eher ein stehendes Gewässer ist. Das Wasser schmeckt tatsächlich sehr ausgeprägt nach Seerosenwurzeln. Im Gegensatz zum Wasser aus den Brunnen. Das schmeckt nach Brackwasser aus dem Hafenbecken.
Abgesehen von den Schwebstoffen in beiden Fällen kein wirklicher Genuss, aber ist Auswahl ist mangels Geschäfte auf "Null" limitiert und Flüssigkeit muss sein :-)
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Schön, aber nicht wohlschmeckend |
Besuch an "meiner" Wasserstelle |
Nach einer Weile hieß es seinerseits "Let's go" und ohne Absprache wurde ich zu ihm nach Hause eingeladen.
Robert Dungas Umizi. Links die Küche mit dem Spalt zwischen Wand und Dach; rechts das "hochgebockte" Maishaus |
Robert Dunga, Leiter von 25 Umizi |
Herr Dongas Sohn Thabani mit Ochsengespann zu Besuch |
Exkurs Leitungsstruktur auf den Dörfern:
Herr Donga hat mir bereitwillig Auskunft gegeben. Er ist ein so genannter "Kraalhead" oder "Villagehead". Chef über 25 Dörfer. Über ihm gibt es einen "Headman", der 40 bis 50 Kraalheads vorsteht, bzw. 1000 bis 1200 Dörfern. Darüber ist als höchste Instanz der "Chief" angesiedelt. Der betreut ein riesiges Gebiet von mehreren Headmen.
Alle diese Ämter werden weitervererbt. In seltenen Fällen bekleiden auch Frauen diese Ämter. Zumindest weiß ich, dass es für Kraalheads gilt.
Als Fremder hat man sich -so will es die Kultur- zuerst beim Kraalhead vorzustellen, bevor man sich in seinem Gebiet bewegt. Er will wissen, was vor sich geht.
Diese Leiter sind Respektspersonen. Da wird nicht so mir-nichts-dir-nichts umarmt. Hatte ich jedenfalls so im Gespür und es entgegen sonstiger Gepflogenheit unterlassen. -Exkurs Ende-
Wenn ich nicht in einem Umizi war, übernachtete ich im Busch. Wenn die Sonne untergeht, wird es sehr schnell dunkel. innerhalb von 30 Minuten und etwa um 19.00 Uhr ist es aus. Aber diese 30 Minuten zwischen Sonnenunter- und Mondaufgang, sind speziell. Ich erinnere mich an einen Tag, wo ich aus meinem Zelt sah und mir das Lied How Great Thou Art in den Sinn kam. Im evangelischen Gesangbuch heißt es "So groß bist du". Jedenfalls habe ich aus dem Zelt gesehen, How Great Thou Art gesungen und gemerkt, wie mir Tränen auf den Schlafsack tropfen.
Sonnenuntergang - Robert Dongas Grundstück |
Wenn ich nicht in einem Umizi war, übernachtete ich im Busch. Wenn die Sonne untergeht, wird es sehr schnell dunkel. innerhalb von 30 Minuten und etwa um 19.00 Uhr ist es aus. Aber diese 30 Minuten zwischen Sonnenunter- und Mondaufgang, sind speziell. Ich erinnere mich an einen Tag, wo ich aus meinem Zelt sah und mir das Lied How Great Thou Art in den Sinn kam. Im evangelischen Gesangbuch heißt es "So groß bist du". Jedenfalls habe ich aus dem Zelt gesehen, How Great Thou Art gesungen und gemerkt, wie mir Tränen auf den Schlafsack tropfen.
Blick aus meinem Zelt |
Manchmal habe ich beim Gehen in der Prärie Psalmen oder sonstige Bibelstellen auswendig gelernt, die ich zuvor auf ein Blatt abgeschrieben hatte oder ich habe laut in Sprachen gebetet. Hatte ja Zeit. Es war nie langweilig.
Störend waren allerdings die Fliegen der Gattung "Super-Lästig". Halb so groß, wie unsere Stubenfliegen, aber sehr aktiv. Versucht, lautstark summend in die Ohren und manchmal auch in Augen einzudringen. Bleibt man stehen, hat man den Salat, denn dann sind sie da, zahlenmäßig wie ein Bienenschwarm. Man muss sie durch Wegrennen abschütteln. Unschön bei 40 Grad und Gepäck. Also kann man sich eigentlich nicht in der Sonne ausruhen, denn da sind sie immer zu finden. Schatten gibt es aber auch keinen und so heißt die Devise wie beim Kreisklassentrainer: "Immer in Bewegung bleiben, Männer".
Welch ein Segen, dass ich irgendwann und irgendwo auf ein verlassenes Haus gestoßen bin. Sogar mit einem wackeligen Hocker. Der Schatten, den das lädierte Strohdach spendete, war ausreichend, um die summenden Störenfriede fernzuhalten. Einfach mal eine halbe Stunde hinsetzen können, war eine große Erleichterung.
Abgesehen davon war es so, dass Orientierung im Busch sehr schwer fällt. Mir jedenfalls. Wenn ist Sonne hoch steht, was sie immer tut, außer sie geht blitzschnell unter, so dass es dunkel ist, kann man kaum sagen, wo die Himmelsrichtungen sind. Wege oder markanter Bewuchs sind auch nicht vorhanden. Vielmehr sieht die karge Strauchlandschaft überall gleich aus.
Da war ich heilfroh für meinen kleinen Kompass, der mir NW anzeigte. Doch selbst damit war es nicht leicht und ich war verblüfft, wie schnell man statt nach NW nach SO läuft. Unglaublich. Wie im Western, wenn der Cowboy in der Wüste voller Verzweiflung in den Augen, seinen vor Tagen weggeworfenen Sattel wiederfindet, weil er im Kreis gelaufen war. Aus.
Nächste Episode: Das Buschkrankenhaus
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Störend waren allerdings die Fliegen der Gattung "Super-Lästig". Halb so groß, wie unsere Stubenfliegen, aber sehr aktiv. Versucht, lautstark summend in die Ohren und manchmal auch in Augen einzudringen. Bleibt man stehen, hat man den Salat, denn dann sind sie da, zahlenmäßig wie ein Bienenschwarm. Man muss sie durch Wegrennen abschütteln. Unschön bei 40 Grad und Gepäck. Also kann man sich eigentlich nicht in der Sonne ausruhen, denn da sind sie immer zu finden. Schatten gibt es aber auch keinen und so heißt die Devise wie beim Kreisklassentrainer: "Immer in Bewegung bleiben, Männer".
Welch ein Segen, dass ich irgendwann und irgendwo auf ein verlassenes Haus gestoßen bin. Sogar mit einem wackeligen Hocker. Der Schatten, den das lädierte Strohdach spendete, war ausreichend, um die summenden Störenfriede fernzuhalten. Einfach mal eine halbe Stunde hinsetzen können, war eine große Erleichterung.
Eigens von höherer Stelle für mich vorbereitet! Schatten und Hocker. |
Da war ich heilfroh für meinen kleinen Kompass, der mir NW anzeigte. Doch selbst damit war es nicht leicht und ich war verblüfft, wie schnell man statt nach NW nach SO läuft. Unglaublich. Wie im Western, wenn der Cowboy in der Wüste voller Verzweiflung in den Augen, seinen vor Tagen weggeworfenen Sattel wiederfindet, weil er im Kreis gelaufen war. Aus.
Der billige Kompass war nachweislich besser, als gar keiner. |
Nächste Episode: Das Buschkrankenhaus
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