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Am Samstag Abend kamen wir an und am Sonntag früh sagte mir
Chris, dass ich mich vorbereiten solle, ich würde in einer Gemeinde predigen. Wie bitte? Vorbereiten? Um 8 Uhr morgens? Ich war doch bloß mitgekommen, um was zu lernen und um mir anzusehen, wie andere vorgehen!
Keine Widerrede.
Chris predigte in einer Methodistengemeinde,
Willie irgendwo anders und ich sollte zur
AFM (Apostolic Faith Mission). Predigtlänge 1 Stunde.
Der mir zugeteilte Übersetzer,
Edwin, "I am not an Interpreter, I am an interpreacher!", ist wohlhabender Geschäftsmann, wie man sieht, guter Prediger, wie man sagt sowie begnadeter Gitarrenspieler und Sänger, wie ich selbst hörte.
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Edwin, nach CD-reifer Darbietung |
Also mit
Edwin, Gideon, Mark und
Jan zur Apostolic Faith Mission nach Haledi.
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AFM in Haledi, einem Stadtteil von Maseru |
Nach der Verkündigung gaben einige Leute ihr Leben Jesus und dann geschah etwas für mich Unerwartetes: Der Pastor bat diejenigen, die Heilung benötigten, ebenfalls nach vorne. Ich selbst hatte nicht eine Silbe über Heilung verloren. Es war schlichtweg etwas Normales.
Jedenfalls kamen etwa 20 Gottesdienstbesucher mit großer Selbstverständlichkeit nach vorne. Kopf- und Gliederschmerzen, Bauchweh - das hat mich verblüfft.
Irgendwie haben die Schwarzen in Afrika ein anderes Bild von Jesus, als bei uns daheim. Die würden ja nicht nach vorne kommen, wenn sie in der Vergangenheit jedesmal ohne Erfolg den Weg zum Pastor angetreten hätten.
Der Pastor der Gemeinde hat sich und mir jeweils 10 Personen zugeteilt und so beteten wir für die einzelnen Kranken.
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Der Pastor der AFM mit unaussprechlichem Namen. |
Edwin möchte, dass ich aus der Predigt
"Die Liebe Gottes", eine Reihe mache und lud mich unter Kostenbeteiligung ein, wieder nach Lesotho zu kommen. Aber wer fährt denn so weit, für 3 Predigten? Außerdem war mir die 1 Stunde genug; ich wüsste nicht, was ich noch mal 2 Stunden zum gleichen Thema sagen könnte :-)
Edwin kannte mich und meine Vorgeschichte nicht, aber am Ende des Gottesdienstes sagte er
: "Today your ministry has started. I am serious".
Warte ich es also ab und behalte den 10.10.10 im Hinterkopf.
Am Abend hatte
Martin den Film von 1974
"The Burning Hell" in der gleichen AFM-Gemeinde vorgeführt und
Chris machte einen Aufruf:
"What about you?!"
Ein total gegensätzliches Thema zu meinem vom Frühgottesdienst. Dennoch gaben wieder einige Menschen ihr Leben Jesus!
Komisch, dachte ich. Den Film hätte ich aus verschiedenen Gründen nicht vorgeführt, aber er zeigte Wirkung. Offenbar sind die Menschen in Afrika bereit und der Heilige Geist nutzt allerlei unterschiedliche Botschaften, um Menschen zu Gott zu ziehen.
Am Folgetag waren wir im ehemals berüchtigsten Township von Maseru.
Lechesa bat mich, ihn zum
"Chief" der 50.000 Einwohner starken Gemeinde zu begleiten, zu diesem zu sprechen und für ihn zu beten.
Also auf zu seinem Haus,
Chief Theka um offizielle Erlaubnis für Filmvorführung und Predigt gebeten. Danach, anlässlich dessen depressiven Verstimmung etwas über den Zusammenhang von Geist, Seele und Leib erklärt und dann, nach Gebet für ihn - weg.
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Ein Schlichtwohngebiet, wie anderswo auch. Maseru. |
Martin hatte derweil die Technik aufgebaut und Lobpreislieder mit sehr schönen Tier- und Landschaftsbildern an eine Hauswand projiziert, bis es dunkel war.
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Nicht nur in der Stami gibt es einen "Herr der Strippen".
Martins Geräte und Kabel: Berühren strengstens verboten! |
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Schöne DVD "African Worship 1" an einer Townshiphauswand |
Dann erneut Schreck des Tages!
Chris zu mir:
"Prepare and deliver a message". Was??? Das ist ja noch kürzer, als gestern!
Trockene Antwort:
"Du musst immer vorbereitet sein".
Oje, und noch dazu bei einem Film, der nicht haargenau meine Wellenlänge ist, um es neutral zu formulieren.
Rebellieren gilt nicht. Also hatte ich die Filmlänge von 57 Minuten Zeit, mir was zu überlegen - und vor allem zu beten, bevor es ans Mikro ging.
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Der 36 Jahre alte Film ist auch bei den schwarzen Pastoren höchst beliebt. |
Lechesa übersetzte die Botschaft und nachdem ich einen Aufruf gemacht hatte, kamen grob 100 Leute und gaben ihr Leben Jesus. Groß und Klein. Da haben mir die Knie geschlottert und ich war fassungslos und gerührt. Alles zusammen.
Anschließend, nach einem Gebet, lud
Lechesa die neuen Jesusjünger in seine Gemeinde ein. Außerdem kommt er mit anderen Gemeindemitgliedern zu einem "Follow Up". Er richtet Hauskreise vor Ort ein, so dass die Menschen von Anfang an versorgt sind. Ein gutes Konzept.
Am gleichen Abend wurde ich noch einer ehemaligen Zauberheilerin, nunmehr aus
Lechesa's Gemeinde vorgestellt, die uns erzählte, wie Gott sie zu sich zog und aus dem Okkulten befreite. Atemberaubend. Wir haben noch länger für Menschen gebetet, Hände geschüttelt und umarmt, bevor es nach Hause ging.
Gott wirkt in Afrika und ist mächtig unterwegs, dachte ich mir. Erst meine Erfahrungen in Südafrika, dann die Steigerung in Zimbabwe und jetzt im dritten Land, Lesotho, schon wieder eine Steigerung. Ich war den ganzen Restabend nicht mehr ansprechbar und blieb bis zum Schlafen fassungslos vor Staunen und dankbar, wie und dass Gott das macht. Ich glaube, meinen Zustand könnte man als "verstört" beschreiben.
Vor 6 Jahren hab' ich ja selbst nicht mal an Gott, geschweige denn an einen "Sohn Gottes" und wenn noch weniger ginge, erst recht nicht an einen "Heiligen Geist" geglaubt, und jetzt das alles! Wäre ich nicht selbst dabei, dann ...
Am nächsten Abend der gleiche Film an einem anderen Ort. Diesmal predigte mein Freund
Willie (der mit dem goldenen Herzen), teilweise unter Tränen. Eine ähnliche Resonanz bei dem Zuschauern und Zuhörern, wie am Vorabend. Klasse.
Willie und ich sind uns nah - die Chemie stimmte gleich. Er geht jetzt leider erst mal für 3 Wochen zum Geld verdienen zum Hochseefischen.
Danach wollen wir gemeinsam sehen, ob wir Filme in den Townships und in kleineren Stadien der Gegend vorführen und eine Botschaft bringen. Nach dem Vorbild Lesotho.
Willie besitzt das notwendige Equipment, bestehend aus Verstärker, Boxen, Mikro und einem kleinen Generator.
Was wohl aus den vielen Ideen wird, die mich umgeben?
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Lange bevor es losgeht: Kinder waren immer die ersten am Ort. |
Die Menschen in Afrika sind sich offenbar der Realität der Hölle mehr bewusst, als wir im Westen. Und möglicherweise auch der Tatsache, dass sie als fehlerbehaftete Menschen einen Erlöser brauchen.
Tatsache ist, dass die Veranstaltungen in Lesotho Dankbarkeit anstatt Diskussionen zur Folge hatten. Von Deutschland geprägt, verstehe ich das zwar nicht ganz, aber der Heilige Geist wirkt in den Menschen. Das ist die Hauptsache.
Ich habe noch längere Zeit nachgedacht: Mir ist bewusst, dass es der Geist Gottes es ist, der wirkt.
Dennoch frage ich mich, welchen Anteil Film und Verkündigung jeweils hatten.
Was, wenn lediglich ein Aufruf nach dem Film erfolgt wäre - ohne Predigt?
Was, wenn lediglich die Predigt, ohne Filmvorführung stattgefunden hätte?
Wie hätten die Menschen jeweils reagiert?
Keine Ahnung ...
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Nach und nach kamen aber auch die Erwachsenen |
Themenwechsel:
Tagsüber hat uns
Lechesa zu verschiedenen Schulen gebracht, in denen wir sprechen sollten. Die allesamt christlichen Schulen haben mich stark fasziniert. Die kleinen und großen Kinder beten, bis die Tränen laufen.
Bewegend.
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Vorschule: Von klein auf Tanzen und Singen. Und zwar gut! |
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Überall Disziplin! Englischsprachige Mittelschule in Maseru |
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In der "Methodist High School", Pastor Lechesa's geistlicher Herkunft |
Nach unseren Erfahrungen mit diesen geistlichen Giganten, habe ich bei der letzten Schule den Spieß mal umgedreht und gemäß 1.Petr. 3,15 fünf Kinder nach vorne auf die Bühne gebeten.
"Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und zwar mit Sanftmut und Ehrerbietung."
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Christliche Privatschule |
Was soll ich sagen? Wir mussten nicht warten und auch nicht 2-mal fragen! Die Kinder kamen mit breiter Brust und haben ihre Hoffnung in Christus begründet. Sehr, sehr glaubensstark und freimütig, diese Kleinen. Großen.
Die haben Dinger aus dem Stand rausgehauen, das geht ohne den Heiligen Geist und nur auf fromm getrimmt nicht.
Ich lerne viel hier!
Außer bei zahlreichen Schulen waren wir noch an Arbeitsstätten, wie hier einer Näherei.
Lechesa predigt hier jeden Mittwoch in dieser schlichten Hinterhofatmosphäre.
Als wir da waren und jeder von uns einen Impuls beitrug, gaben ebenfalls einige Frauen ihr Leben anschließend Jesus. ER wirkt mit Macht! Grandios.
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Eine Näherei irgendwo |
Dann waren wir noch bei Radio und TV Lesotho eingeladen.
Wieder mein wohlmeinender Pastor
Chris und Missionsleiter in Personalunion:
"Du kannst eine Botschaft bringen".
Vorbereitungszeit: 10 Minuten. Es wird ja immer besser. Mein Ersuchen, mich doch bitte nicht immer wieder aufs Neue ins kalte Wasser zu schmeißen, wurde seitens
Chris mit einem antwortlosen Lächeln quittiert.
Was habe ich daraus gelernt? Der Heilige Geist steht uns bei und hilft tatsächlich!
Parakletos heißt ja auch Helfer bzw. Beistand. Und so ging es alles irgendwie recht gut. Was ich jeweils gesagt habe, weiß ich oft nicht mehr. Nur, wie ich angefangen habe.
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In einem Studio von Radio und TV Lesotho, bevor die Mitarbeiter eintraten |
So, und die letzten beiden Knaller der kurzen, aber überaus erlebnisreichen Missionsreise kommen im 3. und letzten Teil in den Blog.
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