Church building / Kirchengebäude in Thembalethu

... God has chosen the weak things of the world to confound the things which are mighty; And base things of the world, and things which are despised, has God chosen ... (1Cor 1:27.28) p>p>p>

Dienstag, 3. August 2010

Was will die Katze mit meinen Haaren?

Gestern lief ich zum Friseur. 20 Minuten. Einer meiner direkten Nachbarn, Spitzname "Katze", sprach mich an und begleitete mich ungefragt.

"Katze" ist 40 Jahre alt, wie die meisten hier dem Alkohol verfallen, HIV positiv und ohne Arbeitsstelle. Auf dem Weg zum Containersalon in Thembalethu, Zone 7, begehrte er von mir zu wissen, wie er sich in einer Eheangelegenheit zu verhalten hätte. Die werte Gattin, bis auf den Spitznamen mit gleichen Attributen versehen -siehe oben - hat die vergangene Nacht außer Haus verbracht, was die Katze nicht schnurren, sondern knurren ließ.

Er fragte mich also allen Ernstes, ob er sie schlagen solle und bekräftigte seine Frage mit eindeutigen Handbewegungen.

Lange Rede kurzer Sinn - ich versuchte ihm die Alternative der gewaltlosen Kommunikation und des aktiven Zuhörens näherzubringen. Wie erfolgreich, weiß ich nicht. Jedenfalls betete ich für ihn auf halbem Weg, weil mir außer Jesus, kein geeigneter Eheberater einfällt. Naja, mit welchem Erfolg weiß ich auch hier nicht.

Etwas beunruhigte mich dann aber doch ein klein wenig: "Katze" wartete, bis ich bei meinem Kumpel Delfin aus dem Kongo fertig frisiert war und fragte mich dann, ob er ein paar meiner abgeschnittenen Haare haben könnte.

Wie bitte? Bei dir piept's wohl, Katze!?

Instinktiv lehnte ich ab und gleich darauf erinnerte ich mich daran, dass die hiesigen Sangoma, die Wunderheiler, Zauberer und Hellseher in Personalunion - so welche, wie der Herr auf dem Foto, Zähne, Haare oder Kleidung für ihre üblen Flüche missbrauchen. Wer meint, dass das nur Scherz, Aberglaube oder schlechte Unterhaltung aus B-Movies ist, der irrt sich gewaltig.

Aber ich möchte nicht über den Zauberkram schreiben, sondern über den, der dieses Zeugs überwindet:

Pfingsten ist vornehmlich an Pfingsten – aber nicht nur!

Ich schreibe also lieber wieder mal im Erstaunen, was so alles passiert.

Vorletzten Sonntag nach dem Morgengottesdienst, fragte ich den 23 Jahre alten Fransoir, ob er mich bis zum Abendgottesdienst nach Silvertown begleiten wolle. Susan, eine Dame aus der Ekklesia-Gemeinde, hatte für die Townshipzwerge eine große Menge Sandwiches vorbereitet, die sie mir anvertraute und mir nunmehr für jeden Sonntag ankündigte.

Fransoir, vorerfahren, weil er, wie die meisten jungen Leute aus der Gemeinde, in die Krankenhäuser geht und „mit Erfolg“ für die Kranken betet, war sofort von der Idee angetan und sagte zu. Nachdem wir Alicia und ein paar andere heimgefahren hatten, ging es also nach Silvertown.


Fransoir, rechts im Bild

Kena, eine Dame mittleren Alters, die ich recht gut von der Müllkippe kenne, erzählte uns dort en detail, wie sie ihren Mann vor ein paar Monaten in Notwehr erstochen hatte und jetzt zusehen muss, wie sie ihre beiden Kinder alleine durchbringt.
Sie wollte, dass wir für sie beten, doch als wir 3 Stunden später, gegen Ende unserer Runde bei ihr in Blechhütte Nr.174 eintrafen, war sie ob ihres Rausches in tiefen Nachmittagsschlaf versunken. Auf ein andermal, Kena.

Es war insgesamt dennoch wieder sehr stark, wie Jesus die Verkündigung an diesem Tag bestätigte. Das Brotverteilen war abermals Nebensache, aber ein schöner Aufhänger, weil ich einigen Zuhörern, vom wahren Brot des Lebens erzählen konnte.

Für mich ist es etwas Besonderes, wenn sich Menschen, wie am Sonntag, unaufgefordert in den Dreck knien und ihr Leben mit Gott in Ordnung bringen wollen oder von Ihm Hilfe erwarten. Also knie ich mit meinen eigentlich sauberen Sonntagshosen auch hin, nehme sie in den Arm und bete für sie. Es ist auch nach 5 Monaten unverändert. Ich finde die Menschen in dem kleinen Township klasse.

Wir haben es abermals erlebt, dass die Menschen uns reihenweise in ihre Hütten baten, damit wir für sie beten.

Eine Dame namens Salomé ersuchte uns für ihren Bruder. Von diesem Bruder, Abraham, kaum gehfähig, kann man bestimmt sagen, dass das Gebet um Heilung sofort Frucht zeigte, denn seine Schmerzen an den erkrankten Füßen waren sofort weg. Nachdem er hörte, dass Jesus nicht nur körperlich heilt, sondern auch Herzen, wollte er mit von der Partie sein.

Abraham mit Gattin auf dem Bett

Mitten in meiner Rede zu Abraham über das Wesen Jesu, drangsalierte mich der gute alte Jappie unruhig, der mich suchte und nunmehr in Abrahams Haus fand. Jappie war sehr in Eile, weil er zur Arbeit nach Kapstadt musste. Aber er wollte partout nicht gehen, bevor ich für ihn wegen seiner bevorstehenden Reise um Schutz gebetet hatte.
Also musste Abrahams neue Geburt zu Jappies Gunsten einige Minuten aufgeschoben werden. Zum Glück geht es zwar ernsthaft, aber doch herrlich entspannt zu.


Oben ist Fransoir bei unserem Gebet für Amanda zu sehen, die über Asthma klagte und kaum ansprechbar in Abrahams Haus lag. Ihr Husten war zwar nach dem Gebet sofort weg, aber Schmerzen in der Lunge waren noch da, sagte sie.

Als Johannes, ein Freund von Abraham miterlebte, dass Jesus letzteren heilte, insistierte er, dass wir ebenfalls für seinen kranken Vater, der irgendwo außerhalb auf einer Farm lebt, beten. Also sagten wir ihm zu, dass wir an einem anderen Tag den Papa besuchen werden …

Hier folgen wir der Einladung von Anni, links auf dem Foto. Die Dame leidet, wie unzählige andere ebenfalls, unter ihrem gewalttätigen Partner und trinkt leider selbst auch, weil sie sich nicht anders zu helfen weiß. Bei ihr kam mir der Gedanke, die Hütte und die Gegenstände darin zu salben. Als ich am Ende der Prozedur schließlich zu ihr kam und mit dem Öl ihre Stirn berührte und für die afrikaanssprachige Frau auf englisch betete, fing sie an zu weinen. Später sagte sie zu Fransoir, dass sie gefühlt habe, dass während des Gebetes „Leben in sie hineingekommen“ sei. Was auch immer das am Ende heißen mag.
Das ist schlichtweg grandios, wie Jesus die Menschen berührt. Und kein „Fall“ ist wie der andere.
Mir kommen bei Person „A“ Gedanken, die die ich bei Person „B“ nicht habe und umgekehrt. So blieb das an diesem Tag die einzige Anwendung von umgewidmetem Sonnemblumenöl. Ich meine, dass Er mir die Gedanken gibt.

Reinhard Mey hat mal in den frühen 70-ern gesungen: „Was kann schöner sein auf Erden, als Politiker zu werden?“
Ich weiß es! In den Fußstapfen Jesu zu tapsen. Da sind ständige Verblüffung und geniale Lehreinheiten garantiert. Immer wieder neu.

So haben Fransoir und ich mit Gruppen und einzelnen gesprochen, sie ermutigt und lieb gehabt. Wir haben wieder teilhaben dürfen an dem, was Gott so wirkt in einem dieser sog. „Elendsviertel“.

Ich lebe in einer Zeit und an einem Ort, wo die Hoffnungslosigkeit so groß ist, wie noch nie in der hiesigen Geschichte und zeitgleich die Hoffnung auf Gott und die Sehnsucht zu ihm hin so stark, wie noch nie. Wo finstere Mächte ihr Unwesen treiben, und doch zeitgleich das Licht Jesu am Hellsten scheint und der Himmel offen steht.
Das bringt mich einmal mehr zu der Frage, ob und wie das alles in Westeuropa, in Deutschland, einzuordnen wäre, wo ein anderes geistliches Klima zu herrschen scheint. Ich weiß es nicht.

Zurück zu Silvertown. Mir ist an diesem Sonntag besonders bewusst geworden, dass es zwar jetzt einige Menschen in diesem kleinen Township gibt, die richtig Feuer für Gott gefangen haben, aber es schwer ist, in diesem Umfeld als einzelner standhaft zu bleiben. Zumal die meisten jungen Christen ja nicht mal (die Bibel) lesen können.

Ich denke also, jetzt ist es an der Zeit, die Leute zusammen zu bringen und eine Gemeinde nach biblischem Vorbild vor Ort zu gründen.

Also bete und hoffe ich, dass Jesus den Weg deutlich macht, den er gehen will. Wer der Gärtner sein soll, der diese zarten Pflänzchen wässert. Dass Er jetzt jemanden über den Weg schickt, oder aus den eigenen Reihen aktiviert. Mit einem Pastor der Ekklesia-Gemeinde habe ich darüber jetzt offiziell gesprochen. Sie sollen es im Gebet prüfen.
So wie Paulus, bin aber auch ich „voller Zuversicht, dass der, der das gute Werk in ihnen angefangen hat, es auch zu Ende bringen wird“ (Phil 1,6).

Soviel erstmal wieder zu Silvertown.

Tags darauf musste ich wieder mal mit dem NISSAN bei meinen Kumpels Koos und Leon, ihres Zeichens Hobby-Stock-Car-Rennfahrer in die Autowerkstatt, (Querlenker an der Vorderradaufhängung gebrochen).

Koos, geschätzte 4 Zentner Bure, wurde vor achtzehn Jahren auf der Straße in Port Elizabeth von einem jungen Mann angesprochen, ob dieser für ihn beten dürfe. Seitdem kennt Koos Jesus, wie er mir unter Gänsehaut an seinen Armen zeigte. "Ooooh, I know Jesus!"
Im Hintergrund auf dem Foto steht der Mechaniker Andrew, der sich von mir eine Bibel in Afrikaans erbat und prompt aus dem Nissan, dem fahrenden Bibellädchen, eine solche erhielt.

Eines der Stock-Car Fahrzeuge von Leon und Koos, BMW 528i 
mit typischem Schriftzug auf der Sonnenblende

Anschließend fuhr ich kurz in die Stadt. In der Stadt kam unversehens hinter dem Supermarkt „Shoprite“ schnurstracks der mir unbekannte, einseitig erblindete

Massebulele aus Thembalethu, Zone Acht“

auf mich zu.

Es antwortete ihm:

Geo, auch aus Thembalethu, Zone Acht“.

„Oh, von dir habe ich gehört
“, so Masebulele, der einige Nettigkeiten, die er hörte, an mich weitergab.
Masebulele sei Epileptiker und er erzählte mir was von seinem Arzt und wollte mir Pillen zeigen.

Ich kam allerdings als Reflex sofort auf „Gebet“. Ohne nachzudenken. Die Ärzteschaft schätze ich sehr und sie leistet gewiss Großartiges.
Lukas, der Schreiber des Evangeliums war ja auch ein früher Vertreter dieser Zunft. Dennoch habe ich mittlerweile zu viel gesehen und erlebt, als dass mir das Urteil von Medizinern als abschließend gelten könnte.

"Ich bin der Herr, Dein Arzt.", lässt uns Gott immerhin in 2. Mose 15,26 wissen.

Also erzählte ich meinem Gesprächspartner erst von Christus und betete dann für diesen Xhosa.

Masebulele aus Zone Acht

Es ist ja wohl nicht jedes Heilungsgebet von sofortigem Erfolg gekrönt. Warum das so ist, weiß ich nicht. Zuweilen bete ich für Leute und sehe keine sofortige Heilung und spüre selbst auch nix.
Aber wenn ein derartig beeinträchtigter Mann direkt auf mich zuläuft, war die Begegnung wohl kein Zufall, sondern gottgewollt, denke ich im Nachhinein.

Jedenfalls habe ich beim Beten den Heiligen Geist körperlich gespürt -was wie gesagt keineswegs immer der Fall ist- und meinem neuen Freund haben die Beine geschlackert.

Er sagte mir hinterher, es wäre ihm nach Umfallen zumute gewesen. Als Skeptiker, der ich ja irgendwie immer auch noch bin, wollte ich wenigstens wissen, ob das mit seiner Epilepsie zu tun hat. „Nein“, sagte er, „wegen des Gebetes!“ Na, das wäre ja was gewesen, wenn der Mann sich aus meinem Arm auf den Asphalt gelegt hätte. Was sollen denn da die Nachbarn denken?

Wenn Gott jemanden stark berührt, dann ist das weder zum Spaß, noch bleibt es folgenlos. Ich denke, Gott hatte im Sinn, den Mann heute zu heilen und in einem weiteren Fall Seine Größe und Seine Liebe zu uns zu zeigen.

Disclaimer für Leser, die sich erst später zugeschaltet haben: Es geht wie immer nicht um mich oder sonstwen, der irgendwas leistet oder etwas kann oder besonders geistlich sein will, sondern um einen liebenden Gott, der seine Kraft in den meisten Fällen durch einfache Menschen offenbart.

Um mit Hanspeter Royer zu sprechen:

„Entschuldigt, dass ich immer von mir und meinem Leben rede, aber ich habe kein anderes“.

Und bitte nur durch die Brille dieses Disclaimers ist die Aussage des 10 Jahre alten Moslembuben Ishmail zu betrachten, als er im Nissan im Township Lawaaikamp herumturnte und das Blinklicht der Autoalarmanlage sah: „Dein Auto kann ja eh keiner stehlen. Nicht mal anfassen. Denn du bist ein Sohn Gottes“.

Das steht zwar so ein paar Mal in der Bibel und gilt ausnahmslos für jeden, der Jesus angenommen hat –nein, nicht das mit der Alarmanlage!
Aber dass das ausgerechnet ein Koranschüler sagt, hat etwas und da blieb mir förmlich die Spucke weg und erscheint mir der Erwähnung wert. Ich bin nicht 100-prozentig, aber doch weitgehend sicher, dass der Islam keine Gottes-Sohn- bzw. Kindschaft kennt.

Habe Ishmail irgendeinen passenden Bibelvers vorgelesen, den ich nicht mehr weiß, ohne den Buben „indoktrinieren“ zu wollen und es auch dabei belassen.

So einen Vers wie den aus Joh 1,12:

„Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, die an seinen Namen glauben”.

Ishmail auf einem älteren Foto

So, das waren wieder ein paar kurze Eindrücke aus der sonder- und wunderbaren Welt der Townships.

Dass manche Menschen diese Einträge lesen und vielleicht mit dem Kopf schütteln, ist natürlich schade, aber am Ende unvermeidlich. Das war ja selbst bei Jesus so, als er leiblich zugegen war und eigenhändig heilte. Wenn ich nunmehr diese Bibelstellen lese, bin ICH es, der nicht glauben kann, dass sie damals, wie heute nicht alle glaubten.

Joh 12,37: “Obwohl er aber so viele Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn.”

Wieviel mehr wird manches bezweifelt werden, was Christen so in Seinem Namen tun. Obwohl Jesus ungezählte Male sagt, dass Er uns ausrüstet, uns Autorität verleiht, wir seine Brüder sind, der Heilige Geist in uns wohnt und so weiter und so fort.

Joh 17,22: “Und ich habe ihnen (= seinen Nachfolgern) die Herrlichkeit gegeben, die du (= Vater) mir (= Jesus) gegeben hast”.

In diesem Sinne, alles Liebe .. und tschüß! Bis demnächst in diesem Theater.

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