Gestern, am Freitag auf der Müllkippe, begegnete mir zuerst Jappie, ehemals von der Nummernbande, mit dem wir an Pfingsten beteten.
Damals, an diesem legendären 23. Mai 2010, war er tieftraurig und im Inneren erschüttert, bevor er sein Leben Jesus gab.
Seit dem war er in Kapstadt, so dass ich ihn bei meinen späteren Besuchen in Silvertown nie antreffen konnte.
Heute sah ich ihn erstmals wieder. Der Mann hat gestrahlt. Ich fragte ihn und er erzählte, dass seit diesem Pfingstsonntag alles anders sei. Er habe Freude im Herzen ... Jesus ... alles sei anders. Sein Leben sei neu!
Oh, was kann ich sagen, ich wollte den Jappie gar nicht mehr aus meiner Umklammerung lassen, vor lauter Freude für ihn. Einer meiner drei durch Jesus reingewaschenen Lieblingsmörder, neben Johannes 1 und Johannes 2!
Er berichtete mir enthusiastisch von seiner Idee, wie man alle Menschen auf der Müllkippe in eine legale Arbeit hineinbringen könnte. Jappie war früher mal der "3. Mann" in einem Sägewerk und so hängt seine Idee mit Holzverarbeitung direkt auf der Müllkippe zusammen. Wir setzen uns demnächst zusammen, ich höre mir an, was das für ein Vorschlag ist und wir beten darüber.
Irgendwann wollten wir vor dem Essen beten. Sämtliche Anwesenden, etwa 10-12 Menschen, stellten sich im Kreis auf, nahmen die Mützen ab und fassten sich ausnahmslos alle bei den Händen. Keiner hat sie dazu aufgefordert. Sami hat ein Gebet gesprochen und nachdem er fertig war, bat ein anderer, gemeinsam das Vaterunser zu sprechen.
Also haben wir auf der Müllkippe im Kreis stehend, das Vaterunser gebetet. Was sehe ich bei mehreren Männern in diesem ganz besonderen Moment? Feuchte Augen!
Ich habe den Jungs daraufhin gesagt, dass diese Tränen kein Zeichen 'männlicher' Schwäche sind, sondern, dass der Heilige Geist in ihnen als Söhnen Gottes wirkt. Es seien keine Emotionen, sondern der Geist Gottes.
Dann ist was passiert, ich kann es einmal mehr kaum wiedergeben - mir beschlägt fast die Brille beim Schreiben. :-) Ich hatte angefangen, wie gewohnt, vom Kofferaumdeckel, aus 2 Kartons je 1 Birne und 1 Mandarine sowie Brot auszugeben.
Da tritt unversehens und ungefragt der eingangs erwähnte Jappie hinzu, greift selbstständig in die Obstkisten, unterstützt mich und gibt mit einer demütigen Körperhaltung und Gestik, aber doch in großer Bestimmtheit und Würde, Obst an die Bedürftigen aus.
Für jeden einzelnen hatte er einen eigenen Zu-Spruch parat. "Der Herr sieht dich" - "Hallelujah" - "Danke, Jesus" - "Gott liebt dich" - "Preist den Herrn - usw.
Diese Verse können viele sagen und es bleiben vielleicht leere Worte. Wenn Jappie das sagt, nimmt man es ihm ab, weil jeder weiß, wo er herkommt.
Als ich das sah, überließ ich ihm spontan auch das Brot und bat ihn, allein für die Ausgabe verantwortlich zu zeichnen.
Ich ging ein paar Schritte zurück, habe die Szenerie beobachtet und mich soooo sehr gefreut. Wer kann das beschreiben!?
Aaach ja, seufz!
Luther übersetzt die Anrede des "Apostels der Liebe", Johannes, für seine Schäfchen in dessen kurzen 1.Brief sieben Mal mit dem altertümlichen Wort "Kindlein", bzw. "Meine Kindlein".
Haargenau dieses Wort empfinde ich für diese Menschen. Etwa so, als wären es "Meine Kindlein". Das klingt so schön, so fürsorgend, so besonders, wie Johannes (bzw. Jesus!) sie anredet. Und so überaus treffend!
Meine Kindlein, lasset uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit. (1.Joh 3,1)
Wie ich überhaupt die Bibel jetzt fast wie einen Roman lese und nicht an jedem zweiten Vers hängenbleibe, weil ich etwas nicht verstehe.
Ich hatte es vielleicht schon mal geschrieben, aber das, was Paulus, Petrus, Johannes und Judas in ihren Briefen mit Blick auf die Beziehung zu Menschen und zu Gott hin ausdrücken, das glaube ich jetzt zu verstehen bzw. ich kann es oft klar nachfühlen.
Zurück zur Müllkippe: Sami hat berichtet, dass er nun eine feste Arbeitsstelle hat! Das ist eine Sensation, denn Sami ist mit 62 Jahren nach hiesigen Maßstäben ein alter Mann - noch dazu im Rentenalter. Kann nicht schreiben, hat kein Ausbildungszertifikat und besitzt nicht mal 'nen Ausweis.
Aber er betete vor ein paar Tagen unter Tränen mit uns (siehe Eintrag vom 10. Juni) und der Gott, dem kein Ding zu schwer ist, dessen Arm nie zu kurz ist zum Retten und dem möglich ist, was kein Mensch vermag, hat Sami gehört. Gehalt für Sami: R 150 pro Tag. Für ungelernte Kräfte sind 70 - 100 Rand üblich.
Diese Begebenheit mit Samis Arbeitsstelle habe ich zum Anlass genommen, meinen Freunden zu verkündigen, dass wer den Sohn hat, das Leben hat und wer den Sohn Gottes nicht hat, auch das Leben nicht hat. (1. Joh, 5,12). Ebenfalls am Beispiel von Sami die Tatsache, dass wer zuerst nach dem Reich Gottes trachtet, ihm alle Dinge, die er benötigt, zufallen. (Mt 6,33). Das war erstaunlicherweise genau die Botschaft, die ich mal auf dem Gebetsberg am 26. April -siehe Eintrag dort- für die Kindlein der Müllkippe hatte.
Ich glaube, sie haben verstanden, dass es ein Unterschied ist, ob ich zuerst nach dem Reich Gottes trachte, oder ob ich Gott an 2. oder 3. Stelle oder gar unter ferner Liefen als Sahnehäubchen rangieren lasse. Gottes Bedingungen können wir nicht verändern. Sami jedenfalls hat Jesus an erster Stelle stehen! Bedingung erfüllt.
Da meine Freunde sahen, dass Gott bereits einige aus ihrem Umfeld verändert hat, waren sie sehr aufmerksam zu hören, was ich in meinem gebrochenen Afrikaans zusammenstolperte.
Zum Abschluss betonte ich meine Liebe für sie und einige sagten, dass sie mich auch lieb haben. Das war ein sehr schöner Moment, zumal man bedenken muss, dass die Menschen aufgrund ihrer Vergangenheit kaum in der Lage sind, Gefühle zu äußern oder zu zeigen.
Schließlich habe ich noch mal Werbung gemacht für kommenden Sonntag. Es sollen alle in Silvertown zusammengetrommelt werden, die beten können. Ich möchte für Erweckung, für die Ehen und Familien, gegen die Süchte und auch für einen Menschen beten, der meine lieben Kindlein geistlich weiter betreut, wenn ich nicht mehr da bin.
Das kleine Township wird sich verändern. Nichts wird mehr sein, wie es war. Da bin ich gewiss! (Eigentlich ist bereits jetzt nichts mehr, wie es war).
Wenn ich drüber nachdenke, wie es sich anfühlte, als ich vor ein paar Monaten das erste Mal auf der Müllkippe und in Silvertown auftauchte und wie es jetzt ist. Unfassbar, welch eine Veränderung sich eingestellt hat.
(Jappie, Sami, Wesley)
Wer meinen Blog liest, hat vielleicht den Eindruck, ich sei fanatisch, weil ich kein TV sehe, keine Zeitung lese, an politischen, wirtschaflichen und gesellschaftlichen Diskussionen nicht teilnehme und mich persönlich die WM 2010 "im eigenen Land" nicht die Bohne interessiert.
Stimmt, er hat recht!
Nichts von dem, was ich wissen muss, empfange ich aus den genannten Quellen.
Nichts, was ich zu geben oder zu sagen habe, befindet sich außerhalb dessen, was Jesus zu einem Thema zu sagen hat oder tun möchte.
Diskutieren und Fußball verändert in Silvertown und auf der Müllkippe keinen einzigen Menschen.
Die Liebe Gottes schon.
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