Church building / Kirchengebäude in Thembalethu

... God has chosen the weak things of the world to confound the things which are mighty; And base things of the world, and things which are despised, has God chosen ... (1Cor 1:27.28) p>p>p>

Montag, 21. Juni 2010

Ma nabad baa? Impressionen der somalischen Esskultur

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Gestern, nach dem Morgengottesdienst, fuhr ich mit Angela, Sheila, Jeanné und Großmutter Gogo nach Silvertown um mit den Menschen und für die Menschen im Rahmen eines größeren Gebetstreffens zu beten.

Dass der winzige Hund auf dem Foto vom Tisch fiel, war eine etwas unschöne Begebenheit.

Aber es gab wieder gute Tränen und schöne Szenen. Ein paar Entäuschungen gab's auch, aber das gehört zum Geschäft dazu.

Mir ist etwas aufgefallen. Obwohl wir in gehobener Lautstärke verkündigten und beteten  -und eine Dame namens Anni sogar während wir für sie beteten durch die Kraft der Heiligen Geistes zu Boden ging, und sie lautstark Gott lobte -   blieben manche Menschen, die um uns herum waren, sichtlich ungerührt. Sie ließen sich nicht von ihrem gewohnten Tagesablauf abbringen.


Ich weiß, dass das schon immer so war und auch überall so ist. Dennoch verblüfft es mich immer wieder neu, dass manche auf Gott reagieren und andere gar nicht.

Wie auch immer - nach unseren Gebeten, führte ich die genannten Damen, außer Gogo,  in meine Stammkneipe nach Lawaaikamp.

Vorab: Als ich mit meiner Hauswirtin Smava mal dort war und wir irgendwann gingen, sagte sie nur "What a place!"- doch seht selbst:

Die Kneipe hat keinen Namen, keine Speisekarte und ist nur über einen versteckten Eingang über einen verwinkelten Hinterhof oder alternativ durch ein kleines Lebensmittelgeschäft zu betreten.

 (Hinten an der Blechhütte rechts abbiegen ...)


 ( ... und dann zweite Tür links)


Also hereinspaziert und "Ma nabad baa?"

Ma nabad baa?, bedeutet "Hallo", wörtlich: "Herrscht Friede?" auf somalisch.

In diesem "Restaurant" verkehren ausschließlich Somalis. Und ich. Jedenfalls habe ich noch nie eine andere Nationalität dort gesehen.

(Leilah bei der Speisenzubereitung)

In dieser muslimischen Hinterhofgaststätte ohne Namen oder Hinweisschild, kann ich ein klein wenig von der Atmosphäre und Kultur der 300 somalischen Familien schnuppern, die hier in den Townships leben.


Die Somalis stehen im Ruf, sehr geschäftstüchtig zu sein und unterhalten kleine Lebensmittelgeschäfte, sog. Spaza-Shops in den Schlichtwohngebieten oder betätigen sich als Straßenhändler.

In der Kneipe, die Isaak und Leilah betreiben, wird nicht geraucht. Zu trinken gibt es nur Tee sowie einen entfernten Verwandten dessen, was man gemeinhin als Kaffee bezeichnt. Und Saft; eine Art Tri-Top in gelb.

 (Nicht rauch!)

Das Speiseangebot ist begrenzt. Vorherrschend gibt es Suppeneintopf mit Schafsfleisch, Spaghetti mit Schafsfleisch bzw. Reis mit Schafsfleisch. Dazu werden in allen Fällen flache Pfannenbrote gereicht.  "Chiabatta" - schreibt sich vielleicht ganz anders, spricht sich aber in etwa so, wie das italienische Brot. Dann gibt es noch eine wohlschmeckende Art Frühlingsrolle wie beim Chinesen.

Gemüse gibt es hier weder in der Gaststätte, noch es zuhause bei den Familien. Das Essen schmeckt mir ganz gut und es ist günstig.

(Vor dem Essen wäscht man sich die Hände mit etwas grünem "Spüli", oder Waschpulver. Handtuch gibt's nicht.)

Das Spannendste ist nicht, dass mit den Fingern gegessen wird, das kenne ich von den Leuten aus Zimbabwe, sondern dass auch Spaghetti mit den Fingern gegessen werden. Man pickt dazu mit Daumen und Zeigefinger einer Hand ein paar Nudeln und bewegt die Hand derart, dass die Nudeln am Ende im Handteller zu liegen kommen. Von dort lässt man sie in den Mund gleiten. Ein schwer zu beschreibendes Verfahren und vor allen Dingen fühlt sich das sehr ungewohnt an!  Einem Kind wäre die deutsche Mutter geneigt eine zu knallen, wenn es so bei Tisch essen würde :-)


Nach dem Mahl begibt man sich zur Küchentheke und reinigt dort zunächst seine Hände mit WC-Papier. Dann gibt man einen Sprühstoß aus dem Parfum-Vaporisateur auf die Hände und freut sich über einen angenehmen Frühlingsduft an den Fingern - die nunmehr wohlriechend, den obligatorischen Zahnstocher ergreifen und zum Mund führen. 


 
 (Gaststättenbesuch ist reine Männersache!)

Habe schon nette Leute dort getroffen. Muhammad zum Beispiel. Muhammad, geschätzte 30 Jahre alt, heißt mit Vornamen Muhammad und mit Nachnamen ebenso. Genau wie sein Sohn. Mit ihm habe ich mich über den "Propheten Isa" aus dem Koran unterhalten. Aber nur gaaaanz locker. Ohne Druck.

 
(Muhammad Muhammad)

Die Betreiber der Gaststätte, Isaak und Leilah, sind sehr liebenswerte, zurückhaltende Leute. Ich sagte Leilah, dass ihr Name auf hebräisch "Nacht" bedeutet.

 (Gäste und somalisches Essen)

Dass Isaak "Isaak" heißt und nicht wie die anderen Moslems nach dessen Bruder Ishmail benannt ist, hat mich verblüfft. Das habe ich ihm auch gesagt und er hat gegrinst. Irgendwann erzähle ich ihm  - wenn sich's ergibt - von dem Vater der beiden, Abraham,  und den Verheißungen ...

(Isaak, der Wirt, in der blauen Trainingsjacke)

Aber das ist vielleicht ein wenig unpassend und verfrüht. Immerhim habe ich gestern erlebt, dass 3 Geistliche hereinkamen, der Fernsehapparat wird sofort ausgeschaltet, alles schweigt und die Männer fangen eindringlich an zu predigen.
Wir vier Nichtsomalis haben dann in der Zeit leise in Sprachen gebetet und uns gefreut :-)

 (Ein muslimischer Geistlicher verlässt den Raum)

Sehr spannend und herrlich unaufgeregt, das alles. Mal sehen, was sich noch so ergibt.

Isaak nehme ich jedenfalls auch schon in den Arm und er nennt mich "Bruder".

Ja, die Moslems hab' ich auch lieb ... :-)





 
(Koranschule für Kinder ganz in der Nähe der Gaststätte)

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