Church building / Kirchengebäude in Thembalethu

... God has chosen the weak things of the world to confound the things which are mighty; And base things of the world, and things which are despised, has God chosen ... (1Cor 1:27.28) p>p>p>

Dienstag, 22. Juni 2010

Die Geschichte einer King-James-Bibel und von Pieter, der Jesus sucht und findet.

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Ich lese hier die ganze Zeit eine englische NIV-Bibel (New International Version). Sie liest sich recht angenehm, gerade für mich als Nicht-Muttersprachler.

Doch seit ungefähr 10 Tagen habe ich ein unerklärlich brennendes Interesse, auf die King-James-Version umzusteigen. King James Bibeln sind im englischsprachigen Raum vergleichbar mit unserer alten Elberfelder oder Schlachter. (Karli, du weißt ja - Textus Receptus :-) )

Aber mir ging es überhaupt gar nicht um eine Textus-Receptus-Doktrin oder diesen amerikanischen "KJV-Only!"-Fanatismus dahinter. Es hat mich gezogen! Ich glaube, es hängt mit der Schönheit der altenglischen Sprache zusammen und damit, dass in "meinen Kreisen" meistens aus der KJV zitiert wird.

"Thou art my beloved Son; in Thee I am well pleased" (Lukas 3,22)

Ich war letzte Woche in drei Läden, aber ich hatte die richtige Bibel nirgends gefunden. Keine der Ausgaben hat sich richtig "angefühlt". Irgendwas hatte ich immer auszusetzen. Ich habe gemerkt, dass es nicht am fehlenden Geld (20 €) liegt, sondern daran, dass ich die Bibel, die mir vorschwebte, nirgendwo bekommen konnte. Es gibt tatsächlich Dinge, die kann man für Geld nicht kaufen!

Ich war schon drauf und dran, Papa Oli zu fragen, ob er mir eine seiner ausrangierten Stücke der letzten mehr als 7 Jahrzehnte Christ-Seins, die er mir in seinem Studierzimmer mal zeigte, überlässt.

Gestern nun, als ich den altersschwachen NISSAN wieder mal in die Werkstatt bringen musste - Auspuff undicht, Bremszylinder muss ersetzt werden und das Differenzialgetriebe knirscht, lief ich in die Stadt, um mit Angela in einem Park zu beten.

Zu Fuß allein auf dem Weg in die Stadt, habe ich unter anderem für eine Bibel gebetet, wie ich sie mir vorstelle. Ich habe sie Gott ziemlich genau beschrieben. Dieses Teil war mir wirklich stark auf dem Herzen! Nicht als Sammlerstück, sondern weil ich sie lesen will. 

Als ich in der Stadt auf die junge Dame Angela wartete, kam mir plötzlich ein Impuls, zu einem bestimmten Laden zu laufen, was ich sofort tat. Lange Rede, kurzer Sinn. Dort stand sie. Ausgepackt, probegelesen und das Hammerteil für umgerechnet 21 € gekauft.
Reinsetzen und wohlfühlen. Alles passt. Geniales Teil (exakt die Bibel auf dem Foto oben). 

Später im Park und den ganzen Tag habe ich diese Bibel bewundert. Nur ein Buch und doch nicht. Ich habe ergreifende Geschichten gelesen von Christen in kommunistischen oder muslimischen Ländern, in denen es keine Bibeln gab oder gibt. Welchen Wert die für einen selbst haben können.

Mir ist unklar, wieso ich über eine Bibel so ins Schwärmen geraten kann, aber ich tu es.

Vielleicht aber auch deshalb, weil ich gerade durch die Schule gehe zu lernen, in "alltäglichen Dingen" auf Gott zu sehen und ich weiß, dass diese Bibel von ihm kommt. Ich hatte gebetet, und weniger als 1 Stunde später, hatte ich sie in der Hand! Danke Jesus für die Bibel und für die Lehrstunde.

Jetzt nimmt die Geschichte aber Fahrt auf!

Ich kehre also zurück zum verabredeten Treffpunkt in der Stadt - Angela war immer noch nicht da. Also sitze ich auf einer Bank in der Stadtmitte und lese diese flexible Bibel mit braunem Ledereinband, Goldschnitt und extraschwarzen Großdruckbuchstaben. Erstmals benötige ich keine Brille. Supi!

Ich sehe einen jungen Mann eine Weile in meiner Nähe stehen, der mich beobachtet. Angela kommt, die ich herzlich begrüße und ich erzähle ihr von der Bibel. Nun tritt irgendwann der junge Mann herzu und sagt zu mir auf Afrikaans:


"Mein Herr, das Wort! Ich brauche das Wort! Können Sie mir bitte das Wort geben?"


Wie bitte? Was ist denn das für ein wunderliches Begehren? Ich bitte ihn Platz zu nehmen und frage zunächst kurz nach dem Woher und Wohin dieses jungen Mannes.

Pieter, 24 Jahre alt, wurde gerade aus dem Knast entlassen. 10 Jahre gesessen wegen Mord mit 14. War Angehöriger der 27er Nummernbande. Familie und Freunde ließen ihn fallen und besuchten ihn nicht. Mädchen, Drogen, Bandengewalt. Ein nicht untypischer Lebenslauf der unterpriviligierten Jugendlichen halt. Er zeigte uns einige der typischen Knasttätowierungen der "Numbers". HIV positiv. Tabletten gezeigt. Kommt nicht aus George, sondern Oudtshoorn. Kein Schlafplatz. Kann nicht lesen. etc.
Hatte im Gefängnis durch einen "Priester" von Gott und Jesus gehört.

Es war nicht die typische Tränendrüsengeschichte des "Haben-Sie-was-gegen-entlassene-Strafgefangene?"-Typen an der Haustür, die er erzählte.

Der junge Mann wollte erkennbar sein Leben mit Gott in Ordnung bringen!

 (Pieter und Angela vor der Standard-Bank in George)

Ich gab ihm "das Wort" aus Lukas 4, in dem Jesus über seinen Dienst (der der Dienst jedes Christen ist!), spricht:

"Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, 
den Armen frohe Botschaft zu verkünden; 
er hat mich gesandt, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind, 
Gefangenen Befreiung zu verkünden 
und den Blinden, dass sie wieder sehend werden, 
Zerschlagene in Freiheit zu setzen."

Angela las ihm die Geschichte der Ehebrecherin aus Joh 8 vor, die durch Jesus nicht verdammt wurde. Wir erklärten ihm die Gute Nachricht, versicherten ihm Gottes Liebe für ihn und beteten mit Pieter.

Ich hatte den Pieter natürlich im Arm (wobei mir gerade auffällt, dass ich noch nie las, dass Jesus ständig wildfremde Leute im Arm hatte?!), habe ihm in englisch vorgebetet und er hat es, wie ich ihm vorschlug, in seine Muttersprache Afrikaans übertragen. Er betete ernstlich zu Gott. Ich hab's verstanden, was er betete und ich hab's gespürt. Der Mann war authentisch und außerdem sehr, sehr liebenswert! 

Mir ist es zunehmend schleierhaft, wie einer sagen kann, er will mit diesem genialen Jesus nix zu tun haben oder wie jemand als Christ nicht ganze Sache mit ihm machen will.  Es ist ja vielleicht nicht immer böser Wille, aber mindestens ist es wohl Ignoranz. 
(Ignoranz ist laut Wikipedia: "Unwissenheit, Beschränktheit"; und "zeichnet sich dadurch aus, dass eine Person etwas – möglicherweise absichtlich – nicht kennt, nicht wissen will oder nicht beachtet").

Schade.

Als ich mir wieder mal Gedanken über das "Lebensübergabegebet" machte, das ich eigentlich nicht mag - irgendwie aber doch, kam ich auf den bekannten Vers aus Röm 10,10.   

"Mit dem Herzen glaubt man, um gerecht zu werden, und mit dem Mund bekennt man, um gerettet zu werden."

Beides gehört zusammen. Das Vertrauen in Jesus Christus von Herzen UND das Bekennen durch das gesprochene, nicht bloß das gedachte Wort.

Nichts hinkt so sehr, wie ein Vergleich, doch wenn man heiratet, kann man sich beim Pfarrer oder Standesbeamten sein "JA" zum Partner auch nicht bloß denken. Ein Bekenntnis hat verbindlichen Rechtscharakter. Und alle Anwesenden in der Kirche wollen es hören!

Zurück zu Pieter: Er war spürbar ergriffen und sagte, er wurde auch deshalb angezogen mich anzusprechen, weil er sah, wie wir als schwarze und weiße Person miteinander umgehen. Wörtlich: "Das ist gut".

Ich werde Pieter wiedersehen. Verabredung steht.



(Hübscher Stadtpark in George, in dem Angela und ich beteten)

Angela hingegen, eine sehr clevere junge Frau von 28 Jahren, kehrt jetzt in den nächsten Monaten, nach dann 2 Jahren, in ihr Heimatland Zimbabwe zurück.
Gott hat ihr ein großes Herz für die Witwen und Waisen in Indien gegeben und ruft sie als Missionarin nach dort.

Sie hat die Vision, dort eines Tages Waisenhäuser zu bauen. So eines, wie das, was ihre Mutter in Zimbabwe schon betreut.

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