Der Konrektor George, mit dem ich erneut in dieser Sache zu tun hatte, ist ein sehr liebenswerter aber nach deutschen Maßstäben mindestens genauso unorganisierter Coloured-Herr. Aber ich hatte Zeit und Geduld -danke, Jesus- und so hielt ich am Ende in Kopie Alicias komplette Schulakte mit Stempel und Unterschrift in den Händen. Das Mädchen ist leider zu alt, um nochmals eine reguläre Schule besuchen zu dürfen. Der freundliche George wies mich aber auf meine Frage auf das staatliche Alternativprogramm ABET hin, das bildungsferne Personen am Abend schult. Ich werde ermitteln, ob das vielleicht etwas für meine anderen Schäfchen, die nie eine Schule von innen gesehen haben und nicht nur für mein Mädchen ist ...
Der Kartenausschnitt unten zeigt das Townshipgebiet in dem ich unterwegs bin, mit eingezeichnetem Weg durch eine Schlucht von meinem Wohnort in Thembalethu nach Nu Dawn Park.
Lawaaikamp, Borcherds und Parkdene, wohin ich jeweils auch Kontakte habe, sind nördlich gelegen.
Nach dem Besuch bei der Schule ging ich zu Gogo, einer ganz, ganz lieben Zulu-Dame aus Nu Dawn Park, die 30 Jahre ehebedingt in Zimbabwe lebte und auch die Ekklesia-Gemeide besucht, wenn es Transportmöglichkeiten gibt. Ihr verstorbener erstgeborener Sohn war exakt 1 Woche älter als ich.
Diese Mama und ich haben uns nicht nur lieb, sondern sie hat mich auch spontan neben 2 anderen, bereits anwesenden Damen aus Zimbabwe zum Essen eingeladen. 'Saza' (Maismehlpapp, eine Art Püree), etwas Krautgemüse und Schafsknochen mit wenig Fleisch dran. Gegessen wurde ohne Besteck. Ungewöhnliches Gefühl, 'richtiges' Essen -also kein Brot- mit den Fingern zu essen. Aber ich wollte es genauso machen, wie die Leute aus Zimbabwe.
Gogos jüngere Schwester ist vorgestern verstorben und ihre Mutter Maria ist mit 95 schwer krank. Gogo (heißt 'Oma' in einer Sprache Zimbabwes), bat mich, dass ich für sie und ihre Mutter bete. Sie möchte auch gerne die 1500 km zu ihr nach Johannesburg reisen. Aber das von Angela zur Verfügung gestellte Gesamtvermögen von lediglich 9 € macht es ihr unmöglich. Doch sie wird ihre Mutter sehen können. Am Fahrtgeld soll es nicht scheitern.
Vor Einbruch der Dunkelheit machte ich mich wieder auf den Heimweg, später würde ich sonst den Weg und die Furt durch den Fluss nicht mehr finden.
Hahaaa!: Jonathan und weitere trinkfreudige Nachbarn von Gogo in Nu Dawn Park kennen mich jetzt auch schon, weil ich immer ein paar Worte mit ihnen rede. Wir winken uns zu und begrüßen uns jetzt immer freundlich. Es ist ja als einziger Weißer auch relativ einfach, bekannt zu sein.
Jedenfalls wanderte ich wieder betender und singender Weise Richtung Heimat. Den beschriebenen Weg benutze ich, da es erstens keinen alternativen Fußweg gibt und zweitens, weil ich gerne die Tsotsis treffen möchte. Ich meine "eigentlich" möchte ich sie nicht wirklich treffen, aber ich möchte für sie beten und erleben, dass Gott in ihren Leben wirkt. Und Er wird wirken, sonst hätte Er mich nicht hergeschickt.
Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht! Sagte Jesus in Lk 5,30 f.
Und die Schriftgelehrten unter ihnen und die Pharisäer murrten gegen seine Jünger und sprachen: Warum esst und trinkt ihr mit Zöllnern und Sündern? Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße.
Ich verbitte mir schon jetzt sowohl Mitleidsbekundungen, als auch Häme, falls ...! :-)
Ich lese gerne Geschichten über das Leben von Christen. Wie die des Bischofs, der im 19. Jahrhundert sein Kirchenamt und seinen Besitz aufgab und in eine Londoner Armensiedlung zog. Die von den ersten Missionaren der Herrnhuter Brüdergemeine, die sich selbst als Sklaven verkauften, weil sie nur so andere Sklaven mit der Guten Nachricht erreichen konnten.
Oder die von David Wilkerson in seinem 30 Millionen Mal verkauften Buch "Das Kreuz und die Messerhelden", als er vom Geist Gottes als Landpastor nach Brooklyn geführt wird, dort dem berüchtigten Bandenführer Nicky Cruz gegenüber steht und dieser ihn mit Messer und Tod bedroht. Die Antwort David Wilkersons lautete: "Du kannst mich in 1000 Stücke schneiden, aber jedes einzelne Stück wird zu dir schreien, 'ich liebe dich'". Nicky Cruz ist bereits seit Jahrzehnten Evangelist, eine Erweckung wurde unter den New Yorker Jugendbanden ausgelöst und David Wilkerson gibt heute, mit knapp achtzig Jahren noch sehr herausfordernde Botschaften wie die untenstehende von sich.
Diese Geschichten im Leben von Christen sind real und sollten 'eigentlich' normal sein. Genauso wie die Leute der Bibel, die das erlebt haben, reale, normale Leute waren.
Jedenfalls kann ich gut mit David Wilkerson mitfühlen. Es geht mir genauso. Wenn Gott die Tsotsis mit Seiner Liebe erreichen will, dann wie, frage ich, wenn nicht durch andere Menschen.
Es ist schwer zu beschreiben, aber ich weiß, dass ich nichts zu verlieren habe. Die Zusagen Gottes stehen für mein Leben - wie auch für deines!
Der natürliche Mensch muss mein Verhalten Dummheit nennen. Ist mir klar. Manche Christen sehen vielleicht eine Versuchung Gottes, aber meine Freunde, die Jesus kennen, als der, der Er ist, bestätigen mich in Deutschland und in Südafrika. Nur ihr Urteil ist mir wichtig, weil sie das Herz Gottes nachfühlen können und wissen, wie es ist, wenn Jesus an 1 steht.
Achtung, der nachstehende Predigtausschnitt - englisch - ist sehr herausfordernd. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich überall zustimme. Vielleicht ist David Wilkerson zu hart? Aber mir gefällt das Herz und die Leidenschaft des alten Mannes.
Im März 2009 hatte ich mit Jesus über die Nachfolge gesprochen.
Nachdem ich damals mein "ja" gegeben hatte, fragte Er:
Wenn Du mir deinen Frieden gibst, ja.
Gut. Warte.
Nun bin ich also ein Jahr später hier und ich erlebe Seinen unglaublichen Frieden, meine einzige Bedingung, die ich stellte, in einer zuweilen unwirklich erscheinenden Umgebung.
Die Art der Umgebung wird mir auch daher wieder bewusst, weil sich Weiße kaum in die hier in die Townships hineintrauen. Kann mich nicht erinnern, dass ich je einen weißen Fußgänger oder Radfahrer gesehen hätte. Und doch bin ich hier daheim.
Als ich also durchs Coloured Township Nu Dawn Park lief, betend, singend, segnend, meistens lachend, manchmal klatschend oder mit erhobenen Händen, einem unbekannten Kind im Vorbeigehen die "5" gebend, dachte ich ständig, wie schade es ist, dass viele Menschen an dem Reichtum Gottes einfach so vorbeischlendern und nicht mal ahnen, was ihnen entgeht, weil sie an ihrem bekannten Leben festhalten. Damit meine ich nicht, dass jeder in einer Armensiedlung fern der Heimat sein soll, ich meine sehr viel allgemeiner im Gnadenstrom Gottes zu treiben. Egal wo. Egal wie.
Mir kam beim Gehen ständig die Frage in den Sinn, die ich mit meinem Freund Karli öfters diskutiert hatte:
Wie gehen Wahrheit und Liebe zusammen?
Wie kann man Wahrheiten in Liebe transportieren, ohne in einem der beiden Felder einen Kompromiss einzugehen und Abstriche zu machen?
Gott ist Liebe und Jesus ist die Wahrheit. Also sind die beiden nicht voneinander zu trennen. Wahrheit ohne Liebe tut weh und stößt ab. Liebe ohne Wahrheit kann hingegen nie echte Liebe sein, sondern wird zu Heuchelei oder Schönfärberei. Liebe und Wahrheit sind zwei Seiten der selben Medaille. Wie kann man also die Wahrheit sprechen, ohne auf den Schlips zu treten?
Konkret: Wie kann man ganz grundsätzlich Christen, die Jesus als lau, beschreibt und die deshalb in der Gefahr des ausgespuckt werdens stehen (Offb 3,16), in größtmöglicher Liebe zur Jesusnachfolge (nicht Werke!) und dem Wirken des Heiligen Geistes im eigenen Leben einladen? Ohne zu fordern, Angst zu schüren und abzuschrecken, ein schlechtes Gewissen zu produzieren oder zu manipulieren. Andererseits die Wahrheit zu vermitteln, dass das jahrzehntelange Lesen von Hochglanz-Andachtsbüchern, Bibelkalendern und christlichen Selbsthilfebüchern zwar ganz nett sein kann, das aber keinen Jünger formt. Genausowenig wie man durch die Lektüre der "5 Schritte zum besseren Beter" geistliches Wachstum bewirken wird.
Es ist doch schade, dass Menschen egal vor welchem Gemeindehintergrund langjährig Christen sind, sich mit ihrem Glaubensweg so schwertun und oft selbst darunter leiden. Gerade weil sie das Leben in Christus nicht wirklich erleben. Vielleicht aus Versagensangst oder Angst etwas zu verlieren, öffnen sie sich nicht?
Die wunderbare Wahrheit ist doch aber, dass Gott jeden Menschen zur Gemeinschaft mit sich berufen hat. Daraus fließt alles andere!
"Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus" (1.Kor 1,9).
Bei Jesus geht es immer nur um unsere Verfügbarkeit, nicht um das eigene Vermögen. Gott sucht nicht die Könner, sondern die Nichts-Könner! Im englischen gibt es einen passenden Reimvers dazu: God looks for availability, not for ability.
Vielerlei christliche Aktivitäten sind vielleicht richtig und wichtig aber um mit Wolfgang Dyck zu sprechen:
"Die Hauptsache ist, dass die Hauptsache die Hauptsache bleibt".
Gemeindeaktivität kann die Gemeinschaft mit dem Haupt des Leibes nicht ersetzen.
Jedem von uns gilt ein Versprechen. Dass"Gott die belohnt, die ihn suchen" (Hebr 11,6). Und Gottes Belohnung ist stets ein makelloses Qualitätsprodukt!
Mit einem entschiedenen Christen habe ich hier geredet, der ehemals drogensüchtig war und LSD nahm. Er betete damals in suizidaler Stimmung: "Jesus, wenn du real bist und mir mehr zu bieten hast, als mein LSD, dann nimm' mein Leben". Jesus ist nicht nur real, er hatte auch mehr zu bieten als LSD.
Er ist besser als LSD und andere Halluzinogene. Besser als Urlaub. Besser als ein neues Haus. Besser als Mercedes Benz. Besser als Segeln. Besser als TV. Besser als Champagner. Besser als ein guter Schulabschluss oder eine Professur. Besser als...
Die Gemeinden und die Gläubigen in der Bibel waren durch menschlische Defizite gekennzeichnet. Kein Mensch und keine Gemeinde war je perfekt. Gott konnte und kann damit umgehen. Aber die frühen Gläubigen hatten etwas gemeinsam: Sie waren stark in Christus verankert. Sie haben Fischerboote und Zollhäuschen gering geachtet und losgelassen. Sie waren keine Zauderer, sondern ab dem Pfingstereignis geisterfüllte Männer und Frauen, die in paar Jahren die bekannte Welt auf den Kopf gestellt und das Reich Gottes in Kühnheit ausgebreitet haben. Die leidenschaftlich, entschieden, jesuszentriert waren, weil sie wussten, dass nur daraus ein glaubwürdiges Zeugnis entstehen konnte, das sie auch sie selbst ausfüllt. Weil sie wussten, dass Jesus mit ihnen war. Weil sie so voll mit dem Heiligen Geist waren, dass sie erlebten und wussten, dass ihnen die Welt aus der sie hervorgegangen waren, im Vergleich zur Jüngerschaft gar nichts zu bieten hat. Im Diesseits nicht und im Jenseits erst recht nicht.
Doch alle Kraft und Frucht kommt allein von Gott. Dazu gibt es keine Alternative. Ich kann mein Ego nicht retten wollen und gleichzeitig versuchen, im Reich Gottes unterwegs zu sein. Dieser Spagat endet zwangsläufig in Religion und/oder Enttäuschung. Viele liebe Geschwister stecken in dieser Kompromiss-Falle. Würden sie doch nur wirklich Jesus zum Herrn ihres Lebens machen!
Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Es gibt NICHT 2 Wege. Nicht Jesus und Humanismus. Auch nicht Jesus und Religion. Es gibt NICHT 2 Wahrheiten. 3+3 ist 6, nicht zugleich 7. Es gibt NICHT 2 Leben. Wenn Jesus das göttliche, das wahre Zoe-Leben anbietet, muss mein altes, entgegenstehendes "ich" sterben. Hopp oder topp. Es gibt im Reich Gottes keinen goldenen Mittelweg. Kein Hintertürchen. Das, was die unzähligen kommerziellen Selbsterbauungs-Bücher an Christus und dem eigenen Sterben vorbei versprechen, stimmt nicht! Wenn ich nicht bereit bin, nach und nach als Prozess mein selbstbestimmtes Eigenleben aufzugeben und Jesus erlaube, mich zu verändern, wird das mit dem Christsein, wie wir es aus der Bibel kennen, nichts. Niemals nicht.
Zoe - im Gegensatz zum natürlichen Bios-Leben - ist die absolute Fülle des Lebens, das reale, essentielle, kraftvolle, das aktive Leben, das Gott in seiner Existenz ist, und das durch Ihn, in die menschliche Natur gelegt wird.
Jesus sagt:
Denn wer sein Leben (=das seelische Eigenleben) retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es (=das Zoe-Leben) finden. Denn was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben verliert? (Mt, 16,25.26)
In 1.Kön 18,21 lesen wir:
Da trat Elia vor das ganze Volk und sprach: Wie lange wollt ihr auf beiden Seiten hinken? Ist der Herr Gott, so folgt ihm nach, ist es aber Baal, so folgt ihm!
In der JEB Darmstadt sprach mal ein neuseeländischer Gastprediger über ebendiesen letzten Vers. Er benutzte das Beispiel eines Fahrgastes, der mit einem Bein auf dem Bahnsteig und mit dem anderen im Zug steht. Der Fahrgast muss sich entscheiden, sonst wird es ihn zerreißen, wenn der Zug losfährt. Er kann nicht an beiden Orten zugleich sein.
Watchman Nee hat in einer seiner Predigten in den 1930ern, nachzulesen im sehr lesenswerten Buch "Das normale Christenleben" -hier als .pdf-, dieses Zerissensein so beschrieben, dass dieser Mensch untauglich für Reich Gottes ist, weil er Gott nicht erlaubt, ihn seiner Berufung gemäß umzugestalten und einzusetzen. Für "die Welt", sein altes Umfeld, ist er ebenfalls verloren, weil er jetzt in seiner christlichen Religion zuhause ist und Dinge, die andere tun, "als guter Christ" nicht mehr macht. Diese Christen hängen im Schacht.
Was ich schreibe, soll weder richten, noch verletzen! Großes Pfadfinderehrenwort. Vielleicht helfen aber meine Gedanken, sich nach dem Spender des Zoe-Lebens auszustrecken. Gerade auch für jemanden, der als Christ ahnt, dass das Leben im Überfluss, das Jesus in Joh 10,10 verspricht, mehr sein muss, als das, was er im eigenen Dasein erlebt. Weil er die versprochene Freiheit nicht erlebt, den Frieden, den die Welt nicht geben kann auch nicht. Genausowenig die Liebe, die Freude, die Geduld. Weil er von ungestillten Sehnsüchten gepeinigt wird.
Gott ändert sich nicht. Jesus ist derselbe damals, heute und in auch Ewigkeit (Hebr 13, Acht). Er wird immer für dich sein und dir Leben im Überfluss schenken wollen! Mit der Bankrotterklärung fängt das neue Leben an.
Ich schließe meine Gedanken hierzu mit der Zusage aus Phil 4,19:
Mein Gott aber wird allen euren Mangel ausfüllen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.
Es war ja noch mehr passiert. Z.B. hatte ich am Abend ein sehr spannendes Treffen mit einer Person mit einem prophetischen Amt aus der Gemeindeleitung der Ekklesia. Sie träumte einen Traum, in dem ich eine Rolle spielte. (Das Prophetenamt ist Teil des von Gott eingesetzten 5-fältigen Dienstes aus Eph 4,11 und zu unterscheiden von der Gabe der Prophetie aus 1.Kor 12, die von Gott allgemein gegeben wird. Darüber gäbe es einiges zu sagen, aber nicht mehr heute).
Wir haben 3,5 Stunden unsere Zeugnisse ausgetauscht, Herzen geteilt und gebetet. Der Geist verbindet immer wieder auf übernatürliche Weise, das merke ich. Obwohl wir vorher in der Gemeinde noch keine 5 Sätze zusammen geredet hatten, wissen wir jetzt schon sehr viel voneinander. Auch wo wir stehen und wo wir hinwollen. Das ist klasse.
Ich lerne hier einige Menschen näher kennen, die mit beiden Beinen in den Zug eingestiegen sind. Auch das ist für mich extrem erbaulich.
Ach, seufz. Beim Schreiben komme ich immer so ins Schwärmen. Du böser, böser Schwarmgeist! Weg mit dir, jetzt! Gute Nacht.
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