Geo, der fanatische Biertrinker
Gestern traf ich meinen Freund Jochen, der aus Deutschland angereist kam. Wir waren gemeinsam in der Stadt Frikadellen essen und tranken ein Bierchen. Da eröffnete er mir, dass er sich freut, dass ich "doch noch noch ganz normal" sei. Sowohl, weil ich "noch Bier trinke", als auch später, während einiger Zeit unseres Gepräches. Er war besorgt, dass ich mich verändert haben könnte. Meine Blogeinträge, so sagte er, seien ihm jedenfalls "zu fanatisch".
Wenn der geneigte Leser wüsste, wie sehr ich meinen Überschwang beim Schreiben manchmal bremse und gar nicht alles hinpinsele -jetzt zum Beispiel - um nicht als völlig abgedreht zu gelten.
Während des Schreibens des Blogeintrags höre ich wieder prima Musik, wie diese Adaption des Hoheliedes.
Wem das gefällt, findet eine noch viel stärkere 47 Minuten-Fassung hier: RCHoP - Rest In Me.
RCHoP - Turn Your Eyes und die Stücke von Heather Clark auf dieser Seite sind auch klasse.
Zurück zum normalen Fanatismus:
In Apostelgeschichte 1 wird die Verteidigungsrede des Paulus vor König Aggripa und dem römischen Statthalter Festus beschrieben. Anmerkung: Dieser Festus ist mit seinem tapsig-schrulligen Namensvetter aus Dodge City nicht verwandt und nicht verschwägert. Andere Zeit und anderer Ort!
Paulus also berichtet über seine Bekehrung vom Christenmörder zum Apostel, nachdem ihm der auferstandene Jesus erschienen war. Paulus muss entschieden aufgetreten sein, denn er erweckte bei seinen Zuhörern den Eindruck eines Fanatikers:
Da "sprach Festus mit lauter Stimme: Paulus, du bist von Sinnen! Das viele Studieren bringt dich um den Verstand!
Er aber sprach: Hochedler Festus, ich bin nicht von Sinnen, sondern ich rede wahre und wohlüberlegte Worte!"
Seit 2000 Jahren ist es schon so, dass die wohlüberlegten, wahren Worte des Sendern bei manchen Empfängern als blanker Irrsinn ankommen. Warum? Weil es zutrifft, was wir in 1.Kor 2,14 über Festus und andere lesen:
"Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muss."
Der Mensch kann die Realität Jesu es ohne den Geist Gottes nicht annehmen. Es ist ihm eine Torheit und der Überbringer der Botschaft ein absoluter Narr.
Als ich mir im März 2004 erstmals von einem Menschen langatmig erzählt, anhören musste, dass Jesus dessen Leben vor dem Drogentod gerettet hatte, bin ich unruhig auf dem Sessel umher gerutscht. Dieser religiöse Narr mit seinem ständigen "Jesus-Jesus" ging mir damals dermaßen auf den Zeiger! Der abgedrehte Spinner! Aus gequälter Höflichkeit hatte ich mir den Nonsens eine ganze Weile angehört, bis ich schließlich Reißaus nahm, weil ich das Gerede nicht mehr ertragen konnte. In der Folge habe ich ihn hinter seinem Rücken in 1-a Manier verspottet. Mein Gedanke war exakt der von Festus: Mann, "Du bist von Sinnen!"
Sprechen Sie bitte zu uns?
Als ich heute früh das Obst für die Suppenküche in der Gemeinschafthalle ablieferte, sprach mich, als ich schon wieder abfahrbereit im Auto saß, eine mir unbekannte Dame an, ob ich nicht mal zu "ihnen" sprechen könnte. "Ihnen" ist ein Kreis von ehrenamtlichen Helfern, der an Tuberkolose und an AIDS erkrankte Menschen in Thembalethu betreut. Habe zugesagt und meine Telefonnummer hinterlassen.
Ich nehme nun nicht an, dass ich zu medizinischen Themen sprechen soll. Ich kenne zwar immerhin Spalt-Tabletten, Nivea-Creme und WICK-VapoRub, das wird wohl aber nicht für einen Fachvortrag reichen. Also werde ich ein eigenes Thema wählen.
Fängt mit "J" an und hört mit "S" auf. Na, wer kommt drauf? Noch ein kleiner Tipp: In der Wortmitte steht: "ESU". Schaun mer mal, ob wer anruft ...
Donald braust zu Frau Jordaan.
Dann fuhr ich - huuui - schnell weiter zur Müllkippe, um Alicias Mutter, Bettie, Jahrgang '70,wie verabredet zu treffen. Wir wollten gemeinsam versuchen, eine Geburtsbescheinigung für das Mädchen beim Krankenhaus zu erhalten. Letztes Mal, vor 2 Wochen, ging es mit Alicia schief, weil trotz verschiedener Mutmaßungen über das Alter kein Eintrag zu finden war.
Heute meldete ich mich pünklich um 11.00 Uhr bei der Müllkippe gewaschen und gekämmt mit meiner blauen Lieblingsmütze und mit Fliege fein gemacht, zur Stelle.
Doch Nanu! Bettie ist nicht da. Grummel, grummel. Also über Justin auf der Müllkippe die Wohnanschrift von Bettie ermittelt und zu ihr nach Hause ins Township Nu Dawn Park gefahren. Schreck. Auch nicht da! Kreisch! Quiiek!
Aber immerhin traf ich dort den quicklebendigen Opa von Alicia, der gegenüber wohnt und für den wir damals im Krankenhaus gebetet hatten. Bettie sei bei Freunden im Township Silvertown hieß es. Also bin ich schnell nach dort weitergebraust.
Quietsch! Brems! Silvertown. Nun musste ich mich wohl oder übel durchfragen, bis ich sie schließlich in Blechhütte Nummer 170 von Jeoffrey und Jorlianda fand. Geschafft. Stöhn.
Bettie war also gefunden, wurde eingepackt und ins Krankenhaus wegen der Geburtsakte ihrer Tochter gefahren.
Nach wenigen Stunden hatte das Mädchen Elisabeth Witbooi nach fast 16 Jahren einen Namen und ein Geburtsdatum. Puuh. Freu!
Ich habe mich also sehr für Alicia gefreut und mich bei Bettie für ihren Einsatz bedankt. Nur sehr kurz kam mir der Gedanke, dass sie ja eigentlich die Mutter ist, die sich kümmern sollte. Aber das war nur eine Sekunde. Sie kann es nicht. Aus.
Im "George Hospital", auf B 4, unterhielt ich mich noch einen Moment sehr nett mit Johanna Jordaan, der zuständigen Krankenhausbediensteten, im Nebenamt Ausbilderin für Pflegekräfte, wie sie mir mitteilte.
Die 3 Damen aus Zimbabwe
Später besuchte ich 3 Damen aus Zimbabwe in Nu Dawn Park. Das war wieder eine gute, erbauliche Gemeinschaft mit dem Zentrum im Zentrum. Herzen teilen, Wort, Gebet. Alles dabei, außer Gesang.
Eine der Damen, die etwa 55 Jahre alte Sibongile, reist nach Besuchsende am Dienstag wieder nach Hause. 2043 km mit dem Bus von George nach Bulawayo. Sie hat mich eindringlich eingeladen sie und ihren Mann zu besuchen. Busfahrt kostet einfach 90 €, ist also günstig. Die Hauptsprache für alle in Zimbabwe ist englisch. Das reizt mich sehr. Da hätte ich weniger Sprachhemmnisse, als hier in Südafrika mit seinen 11 Amtssprachen. Mal sehen, wie alles wird.
Der eingangs erwähnte Paulus wird mir immer näher. Gerade auch wenn ich an seine Missionsreisen denke. Das hat schon einen hohen Attraktivitätsgrad für mich.
Herbeibeten
Es ist was sehr Spannendes, was ich gerade lerne. Manche Leute beten mich herbei. Kein Scherz. Heute war ein wiederholter Fall, dass Gott zu der Beterin spricht, dass Er "Geo sendet". Tatsächlich tauche ich dann in Nu Dawn Park auf. Bei mir kommt es aber anders an. Als hätte ich die volle Kontrolle, die ich ja eigentlich auch habe. Gott dirigiert nicht in dem Sinne, wie einen fernsteuerbaren Roboter: "Auftrag: Fahr' jetzt nach dort-und-dort. Durchsage Ende.", sondern es ist ein freundlicher Impuls, der sich anfühlt, als käme er als 'mein Wunsch' von innen. Gut, es kommt ja auch von innen, da Gott als Heiliger Geist in den Gläubigen wohnt. Jedenfalls fühlt es sich so an, wie man im Sommer denkt: "Ach, ich könnte ja mal ein Eis essen".
(Ach, ich könnte ja mal, wenn die Schäfchen hier versorgt sind, nach Zimbabwe reisen und kurz sondieren, ob die Leute auf dem Land schon wissen, was sie wissen sollten ... :-) )
Sami hatte "mich" herbeigebetet, Smava, Angela 2x. Nicht jeweils "mich" persönlich, sondern "jemanden".
In meiner Stadtmissionsgemeinde hatte ich auch mal während des Gottesdienstes den Eindruck, eine Dame in den Arm nehmen zu sollen und ihr von Gott auszurichten, dass Er sie liebt. Das hatte mich einige Überwindung gekostet, weil es mir im natürlichen Bereich etwas unpassend gegenüber der Dame erschien, doch schließlich tat ich es unmittelbar nach dem GoDi. Die Reaktion der Dame waren seinerzeit spontane Tränen und das Bekenntnis, dass sie den Vater im Himmel so sehr gebeten hatte, ihr zu zeigen, dass Er sie liebt. Dann war ich es, der für mich ohne Kenntnis der Hintergründe unbekannter Weise diese Bestätigung überbringen durfte. Das ist doch so schön, wie Er sich sorgt.
Daraus lernen wir, dass:
- Unser liebender Gott Gebet erhört, weil Ihm Seine Kinder wichtig sind.
- Gott normale Menschen gebraucht, um Gebetswünsche zu erfüllen.
- Gott Seine Herzenswünsche zu unseren macht -Ps 37,4- und es deshalb eine Freude ist, Ihm zu dienen.
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Das Nachtgebet
Ich finde es gut und erstrebenswert, dass Gott manche Menschen mitten in der Nacht weckt, die dann eine Zeit des Gebets für die Belange anderer Menschen haben. Das habe ich auch von Ihm erbeten. Bittet, so wird euch gegeben! Wurde ich doch tatsächlich letzte Nacht 2 x wach. Und jetzt? Für was bete ich denn jetzt mitten in der Tiefschlafphase??? Mir fiel dann zwar jeweils etwas Konkretes ein, aber nach ein paar Minuten wars aus und ich war wieder eingeschlafen. Da muss ich mir nochmal Gedanken machen, beten und sehen, dass der Heilige Geist da Personen oder Umstände zeigt. Bin halt ein Lernender.
Mir ist gerade heute noch was aufgefallen: Ich fühle mich in den Townships Silvertown, Nu Dawn Park, Lawaaikamp und Thembalethu nicht mehr fremd. Habe überall mehrere Kontakte und über ein paar Ecken kennen mich einige Leute zumindest vom Sehen, Winken und Grüßen.
Ich werde auch nur noch selten angebettelt - außer für Obst. "Gold und Silber habe ich nicht, aber ..."
Ein Nest? Noch 'ne Frau Jordaan.
Nach einem Tag mit lediglich etwas Müsli in der Frühe, setzte ich mich am Abend ins Steakhaus Spur, um etwas zu essen.
Nach einem Tag mit lediglich etwas Müsli in der Frühe, setzte ich mich am Abend ins Steakhaus Spur, um etwas zu essen.
Da sprach mich plötzlich und ohne erkennbaren Sinn und vorherigen Kontakt ein Mann, Johan, gut 60 Jahre alt, vom Nachbartisch an. Seine Frau hätte heute ihren "Master" bestanden. Es gäbe etwas zu feiern. Soso, das ist aber fein.
Als die Gattin dieses Herrn nach einem kurzen Ausflug zu ihrem Tisch zurückgekehrt war, tat ich durch ein imitiertes Telefonat so, als hätte ich diese positive Mitteilung gerade per Handy erhalten, gratulierte ihr überschwänglich und fragte bei ihr Näheres nach. Sie erhielt heute ihr Diplom als Ausbilderin von Krankenschwestern. Da entgegnete ich, dass ich auch eine solche Dame, wie sie kenne: Johanna Jordaan vom "George Hospital". Und siehe da: Sie heißt auch Jordaan. Sie kennt Johanna. Das nicht vorhandene Eis war gebrochen:
"Was machen sie hier?"- "Ich erzähle von Jesus." - "Oh, sie sind Prediger?" - "Eher weniger, ich möchte den Menschen die Liebe Gottes für sie nahebringen." "Welche Denomination?" - "Keine. Ich glaube an Jesus, nicht an Denominationen" - "Aha! Gut".
Frau Jordaan sagte, dass ihre Tätigkeit auch mit der Liebe zu Menschen zu tun habe. Ich bestätigte sie ausdrücklich. Alles, was wir hier auf der Erde an Liebe kennen, hat seinen Ursprung im Erfinder der Liebe. Wir hatten ein schönes Gespräch und mein Essen war am Ende fast kalt.
Ist aber nicht so wichtig.
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