Mir geht es umgekehrt. Ich kann von immer höheren Höhenflügen erzählen. Oft weiß ich tags zuvor nicht, was ich noch jemals von Interesse in meinen Blog schreiben könnte, weil ich in der zurückliegenden Zeit schon so viel erlebt habe und mir nicht vorstellen kann, was noch passieren könnte, das das Vorherige toppt, aber es ist wieder soweit:
Der spannendste Tag meines Lebens!
Am Morgen war ich im Gottesdienst. Das Auto war wieder mit acht Personen randvoll. Einer der Passagiere war der 31 Jahre alte Johannes, Neffe von Sami, ebenfalls aus Silvertown. (Bildmitte sitzend). Ich kannte ihn bis dato nicht. Johannes spricht kein Englisch. Dennoch wirkte der Heilige Geist an ihm und sprach im Gottesdienst zu ihm, so dass er sein Leben Jesus gab. Ich fragte ihn und ging mit ihm nach vorne. Wir haben uns dann lange Minuten fest im Arm gehabt. Die Menschen haben eine solch starke Sehnsucht nach Gott ...
Jetzt gehts aber erst los! Während des Gottesdienstes hatte ich das starke Bedürfnis an diesem Tag in Silvertown für Menschen zu beten. Ich wollte jemanden aus der Gemeinde fragen, ob er mit mir geht. Einen weißen Muttersprachler in afrikaans. Ich dachte an Ruben, den achtzehn Jahre alten Sohn von Jeaneé aus der Gemeindeleitung. Das Gefühl war so stark, dass ich mich beherrschen musste, Ruben nicht bereits während des Gottesdienstes aufzusuchen und anzusprechen.
Ruben ist seit 9 Monaten Christ. Davor ein sehr gewalttätiger und rebellischer Drogenkonsument. Schule nicht zuende gebracht. Das ganze Programm. Jetzt hat er Arbeit bei einem Geschäftsmann aus der Ekklesia-Gemeinde und ist feurig hingegeben für Jesus. Super Typ.
Als ich in ansprach, entgegnete er mir, dass er mich schon seit 2 Wochen fragen wollte, ob er mich nicht mal begleiten könne! Wir waren beisammen. Er wollte nach dem Gottesdienst erst noch mit einem Freund ins Krankenhaus, um für eine bestimmte Person zu beten - dann sei er frei. Wir haben ausgemacht, dass ihn seine Mutter anschließend zu einem verabredeten Treffpunkt in die Nähe Silvertowns chauffiert.
Ich lieferte zunächst die 5 Jugendlichen Gottesdienstbesucher in Gwayang ab und fuhr dann nach Silvertown, um Sami und Johannes nach Hause zu bringen. Da hatte ich das Bedürfnis auszusteigen und etwas umherzulaufen, um Menschen zu treffen. Es war friedlicher heute, denke ich im Nachhinein. Weniger Gewalt- und Saufszenen als sonst.
Als erstes begegnete mir der Mann Samuel, den ich Freitag auf der Müllippe erstmals traf und der dabei meine "guten Manieren von Übersee" lobte. Er bestand darauf, mir seine Hütte zu zeigen. Nach allem, was ich weiß, gehört das zum Ungewöhnlichsten, was einem hier passieren kann. Dass man in eine dieser Blechhütten "zur Besichtigung" eingeladen wird. Was will man da sehen, außer quasi keine Einrichtung? Mir war erstmal nicht völlig wohl. Dennoch willigte ich ein und er führte mich in seine Hütte mit der Nummer 164, stellte mir seine Familie vor und auch die kleine Gloria, die nächste Woche 1. oder 2. Geburtstag hat. Sie hat seit Geburt ein feldmausförmiges Geschwulst auf der Wirbelsäule und kann daher nicht richtig wachsen. Sie soll Anfang Juni in Kapstadt operiert werden. Ich sah das Mädchen und den Rücken und sagte Samuel, dass ich in einer Stunde zurück sein würde, um für das Kind zu beten. Als ich diesen Satz aussprach, war der Heilige Geist sehr stark zu spüren.
Dann kam aus Haus 115 ein am ganzen Körper mit hässlichen Knast-Tätowierungen übersäter Mann namens Johannes auf mich zu und sagte: "Pastor, bitte bete für mich, ich will mein Leben mit Gott in Ordnung bringen. Ich kann es nicht selbst! Meine Zunge macht nicht mit. Ich kriege den Mund nicht auf". Dann wurden diesem Rauhbein die Augen vom inneren Kampf feucht und auch ihm sagte ich, dass ich gleich zurückkommen würde. (Das mit dem "Pastor" kriege ich aus den Leuten nicht mehr raus). Jetzt wusste ich, dass mein Gefühl, heute in Silvertown beten zu wollen / zu sollen, nicht trügerisch war. Mir war auch klar, dass ich nicht allein beten würde.
Dann fuhr ich zum Treffpunkt, an dem ich Ruben erwartete und betete etwa 30 Minuten für die bevorstehende Sache in Silvertown und überhaupt für die Townships. Meistens in Sprachen.
Nebenbemerkung: Ich habe immer mal einen Handyschnappschuss gemacht. Es ist keine Fotoreportage schon allein aus Respekt vor der jeweiligen Situation und weil es auch wegen meiner Beteiligung am Geschehen prakisch nicht möglich war. Andererseits wollte ich aber, dass man wenigstens einen kleinen visuellen Eindruck von den Geschehnissen erhaschen kann.
Foto unten zeigt unsere beiden Fahrzeuge in Silvertown.
Bald kam also Ruben mit seiner Mutter und ich fragte auch Jeaneé, ob sie uns begleiten wolle. Ja, hieß es spontan. So gingen wir zu dritt los und meine beiden weißen Freunde betraten zum ersten Mal im Leben ein solches Township. Das ist aber normal. Es läuft kein weißer Südafrikaner in diesen Townships herum.
Das Foto zeigt Jeaneé vor dem Haus von Samuel und der kleinen Gloria. Eben sehe ich selbst erst im Hintergrund von Ferne einen Mann im blauen Shirt, der die Szenerie offenbar beobachtet. Der wird noch eine Rolle spielen.
Zunächst holten wir Sami zuhause ab und gingen also zu diesem Samuel, seiner Familie und dem Töchterchen Gloria. Wir beteten etwa 10 Minuten gegen das Geschwulst am Rücken des Mädchens und es wurde zunehmend kleiner. Der OP-Termin in Kapstadt fällt aus!
Etwa 7 Personen standen dabei und bekamen Tränen wärend des Gebetes in die Augen. Einschließlich der Grobiane.
Einer der Grobiane, der Herr auf nachstehendem Foto im blauen Shirt, war ein ebenfalls total tätowierter Mann mit dem Zeichen der berüchtigten "28-Gang" auf dem Arm tätowiert. (Diese Zahl ist der höchste Grad der im Knast vergebenen "Auszeichnung" durch diese Bande. Sie erhält nur, wer sich als Auftragsmörder und Vergewaltiger von Mitgefangenen im Knast profiliert hat.)
Er kam aus dem Pollsmoor Hochsicherheitsgefängnis in Kapstadt, einem der ekligsten Orte der Welt.
Nachfolgend ein Ausschnitt einer Dokumentation über die Nummernbanden des Pollsmoor Prison.
Jedenfalls haben wir mit diesem Grobian, Jappie sein Name, mit seinen feuchten Augen gebetet und er hat Jesus angenommen. Da fand ich mich doch im Arm eines Schwerstverbrechers wieder. Einem Bruder im Herrn.
Das gleiche geschah mit dem Mann Johannes aus Hütte 115, der mich zuvor ansprach, dass er mit Gott ins Reine kommen wolle. Er gehörte auch zu dieser Gruppe. Wir haben im Gebet seine Bindungen gebrochen. Johannes, auf dem Foto der Mann links, hat nunmehr einen völlig veränderten, befreiten Gesichtsausdruck im Vergleich zu vorher.
Ingesamt haben heute vier ehemalige Mitglieder der berüchtigten "28-Gang" in Silvertown ihr Leben erkennbar ehrlichen Herzens Gott anvertraut!
Bei unserer ersten Gebetsstation schluchzte und weinte mein Sami, dass die Tränen nur so liefen. Ich fragte ihn, ob Jesus wieder zu ihm gesprochen habe und ob es vielleicht etwas für uns alle sei. Sami nickte und erzählte, dass er vergangene Nacht einen Traum hatte. Aus den Wolken seien 3 betenden Hände gekommen. Er sei aufgewacht, habe sich gefragt, was das war und weiter geschlafen. Dann wäre der Traum so weitergegangen, dass "3 Jünger kommen" würden, die in Silvertown beten. Gesichter hätte er aber nicht erkennen können. Kann man das glauben? Das ist doch sagenhaft. Tatsächlich waren nun 3 Beter gekommen und der Geist Gottes wirkte massiv.
Das Foto unten zeigt Ruben, ein weiteres großes Vorbild im Glauben für mich. Ein bedingungsloser Streiter für den Herrn, der NUR auf ihn setzt. Im Hintergrund ist Samuel, der Vater der kleinen Gloria.
Die Menschen kamen uns aus dem Township nachgelaufen und wollten, dass wir für sie oder sogar für ihre Babys im Mutterleib beten. Sie kamen wegen Tuberkolose, Asthma, verkrüppeltem Bein, Erblindung, oder weil sie Jesus annehmen und gerettet werden wollten. Beinahe wie in Apg 16,30 "Ihr Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde?"
Wir haben 4 Stunden gebetet. Von 13-17 Uhr. Viele wurden sofort geheilt und gerettet, wo wir es mit eigenen Augen sehen konnten.
Der junge Ruben ist erst seit 9 Monaten Christ. Er kennt das Wort Gottes und er nimmt die Bibel, wie sie ist und hat unfassbaren Glauben. Diesen Glauben sieht Gott! Das ist die Währung, die im Reich Gottes zählt.
Ein Ereignis mit diesem jungen Mann will ich skizzieren: Ruben, achtzehn Jahre alt, spuckt analog zu Joh. 9,6 auf den sandigen Boden, macht einen Brei mit dem Zeigefinger und deutet an, dass er es auf die Augen einer älteren Frau aufbringt, die nur schwach Schatten erkennen kann. Nach dem Gebet sah die Frau auf ihre Hände vor ihrem Gesicht und drehte sie ungläubig hin und her, weil sie sie jetzt sehen konnte. Wir haben ihr dann unsere Hände mit unterschiedlicher Anzahl von Fingern gezeigt und sie konnte alles sehen und benennen. Sie hat geweint und sich gefreut und ist förmlich in unsere Arme gesprungen.
Wir trafen neben einem sehr erstaunlichen und großen Gott, viele erstaunliche, sprachlose, erfreute, zerbrochene, hoffnungsvolle, liebenswerte Menschen. Wir hatten ungezählte Männer, Frauen und Kinder im Arm, die in unseren Armen weinten, die Buße taten und noch viel mehr, die sich über Jesus und uns freuten.
Mandy, nicht die Frau auf dem Foto, -Gattin, des Muskelprotzes, der mal auf der Müllkippe verfolgt wurde-, bat uns, dass wir nächste Woche einen Gottesdienst in ihrem Haus halten. Sie lädt ein!
Also das ist doch was. Leute erbitten von uns einen Gottesdienst und nicht wir verteilen Zettel. Verkehrte Welt? Richtige Welt. Dienstag Abend sind wir dort.
Im Foto unten betet Ruben für einen kleinen Bub mit steifem Bein.
Das Foto unten zeigt ein echtes Kind Gottes, sie heißt ebenfalls Mandy, 27. Eine tolle Frau mit starker Ausstrahlung, voll des Lobes über Gott - mitten im Township. Da kann ich viel lernen von dieser Frau mit ihrem alkoholkranken Gatten, der sie pausenlos betrügt. Sie sagt, dass sie weiß, dass ihre Liebe für Gott und ihren Mann ihn verändern wird. Auch, wenn ihr dieser Weg wehtut.
Jesus, den man den Christus nennt, der Sohn des lebendigen Gottes, heilte an diesem Tag durch die Kraft des Heiligen Geistes einige kranke Menschen, sprengte Ketten und einige unbeachtete Seelen wurden an Pfingsten 2010 in einem kleinen vergessenen Township am Ende der Welt dem Reich Gottes hinzugetan.
Vor einem Jahr oder so habe ich mal eine Entscheidung getroffen. Nämlich die, dass ich nicht zum "großen Abfall" in den "letzten Tagen" gehören will und mit Gottes Hilfe auch nicht dazugehören werde. Nicht zu den Menschen, die eine "Art oder einen Schein von Gottesfurcht" haben, aber "die Kraft Gottes verleugnen" (2.Tim 3). Paulus zählt allei negative Charakteristika auf, die uns heute sichtbar umgeben. Das erschreckt mich aber nicht, denn das kenne ich. Was mich erschreckt ist die letzte Passage dieser Bibelstelle über Menschen, die "so tun als ob". Die vielleicht treu in die Kirche gehen. Die vielleicht auch allerlei fromme Dinge tun. Die die richtigen Worte benutzen ...
"Das aber sollst du wissen, daß in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden. Denn die Menschen werden sich selbst lieben, geldgierig sein, prahlerisch, überheblich, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht, gewalttätig, dem Guten feind, Verräter, leichtsinnig, aufgeblasen; sie lieben das Vergnügen mehr als Gott; dabei haben sie den äußeren Schein von Gottesfurcht (eine äußere Form von Frömmigkeit) , deren Kraft aber verleugnen sie. Von solchen wende dich ab! "
Soviel zu Pfingsten in Silvertown.
Als ich dann am Abend nach Hause in mein Zimmer kam herrschte etwas Aufregung. Smava war vor ihrem 21 Jahre alten Sohn Trevor wegen Androhung von Gewalttätigkeiten und Beleidigungen geflohen. Eine Tür war aus den Angeln gerissen, die Polizei war da.
Trevor bat mich dringend um 30 Minuten Gesprächszeit. Ich war platt vom Tag, aber ich hörte mir an, wie sehr er alles und jeden hasst. Besonders seine Mutter, die alles für ihn getan hat. Der arme Mann. Er braucht Jesus!
Später, als ich vom Abendgottesdienst zurückkam, suchten mich nach und nach Smava, ihr Sohn Lwazi sowie ihre Schwester Ntosch, die Mutter des 11 Jahre alten Wami in meinem Zimmer auf, schütteten ihr Herz aus und fragten MICH, was sie machen sollten. Oje, ich war so müde und nun saßen sie da und sahen mich mit großen Augen an und jammerten ...
Der kleine Wami hat schließlich bei mir im Zimmer auf einer Matratze geschlafen, so dass seine Mutter, die zu Besuch war, beruhigter die 10 Stunden mit dem Bus nach Hause ans Ostkap reisen konnte. Die Messer sind jetzt auch alle bei mir im Zimmer.
Der Widersacher hat immer die gleiche Masche. Aber wir werden "nicht von dem Satan übervorteilt werden; seine Absichten sind uns nämlich nicht unbekannt". (2.Kor 2,11)
Aber Pfingsten wäre nicht Pfingsten, wenn ...
In der Nacht erhielt ich noch eine schöne E-Mail in der ich las, dass ein ganz lieber Freund, der schon seit Jahrzehnten hingegebener Christ ist, an diesem Sonntag die Taufe im Heiligen Geist empfangen hat und in Sprachen betet. Seine Vorbehalte haben ein Ende gefunden.
Ich schließe also mit den überschwänglichen Worten meines Freundes Sami: Hallelujah! Praise Jesus!
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