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Gestern früh, am Donnerstag, habe ich mit Smava um 7.00 Uhr einen entfernteren Nachbarn, den 47 Jahre alten Mbulelo zuhause abgeholt.
Er ist von der Hüfte abwärts gelähmt, hat keine Verwandten, keine Rente, keinen Rollstuhl - nicht mal einen normalen! - und fristet sein Dasein in einer 2 x 2,50 Meter kleinen Holzhütte. Das "Bett" ist durchgelegen wie eine Hängematte mit Doppelkuhle und bei Regen läuft die Hütte voll. Die Nachbarn sichern ihm aus Barmherzigkeit das Überleben.
Wir haben Mbulelo zum Krankenhaus gefahren, um zu erreichen, dass er eine irgendwie geartete Betreuung erhält.
Im Einfach-Krankenhaus von Thembalethu angekommen, war das Teil um 7.30 Uhr schon so überfüllt, man konnte kaum noch hineinkommen und sich dort bewegen. Smava sagte, die Menschen kommen ab 3.00 Uhr morgens, um sich anzustellen. Das ist genau, wie in dem preisgekrönten südafrikanischen Film Yesterday dargestellt.
Smava hatte im Krankenhaus einen alten Rollstuhl einfachster Bauart - eine Art Blechrohr-Campingstuhl mit Rädern - organisiert, aber es war mehr ein Schiebestuhl, denn das linke Rad war komplett blockiert. Zufällig traf Smava einen ihr bekannten Pfleger und so kam Mbulelo gleich dran.
Als wir später Mbulelo nach Hause fuhren, mussten wir ihn wieder Richtung seiner Hütte tragen. Irgendwann sagte er, dass er die letzten Meter zu seiner Hütte alleine kriechen möchte. Es tat ihm zu weh. Also schleppte er sich alleine, wie ein angeschossener Hund über den Boden. Sehr erschütternd, das Ganze.
In ein Häuschen wie Mbulelos Wohnstatt - ohne sanitäre Einrichtungen oder Strom - stellt der durchschnittliche Bundesbürger gemeinhin nicht mal seine Gartengeräte.
Die gesamte Nachbarschaft ist in dieser Ecke Themablethus allerdings genauso arm dran.
Dann, später zuhause, war Smava wieder sehr geknickt und es flossen arg die Tränen wegen ihrer erwachsenen Jungs. Das ist aber auch teilweise sehr, sehr heftig, mit was die Frau aus dieser Richtung belastet ist. Ich führe öfters freundschaftliche Einzelgespräche mit den Männern und teilweise geht mir das auch sehr nach, dass ich innerlich nur "Jesus!" rufen kann.
Ich versuche stets, die Jungs zu ermutigen, aus dem Trott raus zu kommen. Lwazi hatte ich am vergangenen Samstag Nachmittag spontan zu einem kleinen Ausflug ans Meer eingeladen, wo wir Hähnchenteile aßen. Das Ganze war als "Belohnung" gedacht, weil er mal an diesem Tag nicht saufen war.
Zurück zu Smava und dem gestrigen Donnerstag. Ich ermutige sie stets, weil ja die sichtbare Realität nicht die ganze Wahrheit ist und zeige ihr immer wieder mal einen Film, der darstellt, dass es keine hoffnungslosen Fälle bei Gott gibt. Wie gestern z.B. die 3,5 Minuten -englisch- von der Rettung des drogensüchtigen, Rassisten John Hall, der seine Eltern aus Hass umbringen wollte:
Später kam Smava wieder mit ihrer Bibel zu mir. Sie sucht oft das Gespräch und "Fellowship". Heute hat es bei ihr klick gemacht, als ich ihr das Zusammenspiel von "allein aus Glauben" und "allein aus Gnade" dargestellt habe. In aller Kürze etwa so: Die Gnade Gottes ist das, was Jesus am Kreuz schon für jeden von uns getan hat -Vergangenheit- und das wir individuell im Glauben -Gegenwart- annehmen bzw. "abholen". Die Gnade bleibt ohne unseren empfangenden Glauben wirkungslos. Ebenso wirkungslos bleibt der Glaube an Dinge, die nicht von der Gnade, vom Bund Gottes mit den Menschen abgedeckt sind. Ich kann z.B. glauben, dass Gott meine Katze in ein Reh verwandelt, aber das wird Er nicht tun, da nicht im "Gnadenpaket" enthalten.
Als Smava mal zur Toilette war, kam sie zurück und fing unvermittelt an zu erzählen:
"Jesus hat eben zu meinem Herzen geredet. Er sagte, alles wird gut. Meine Kinder werden gerettet! Sie werden sich ändern. Deshalb ist Geo hier. Sie werden sehen, dass das Anm.: = mit Jesus real ist."
Das fand ich deshalb so atemberaubend, weil ihre Niedergeschlagenheit urplötzlich vergangen war, sie so hoffnungsfroh zurückkam und Gott wohl tatsächlich so klar zu ihr sprach.
Ich bilde mir menschlich nichts darauf ein, dass Jesus meinen Namen ins Spiel brachte und will mich an der Stelle auch nicht erheben; alles, was hier Geniales geschieht ist allein Gott zuzurechnen. Aber ich freue mich, dass ich auch das wieder erleben darf. Es ist mir Bestätigung und ich halte auch an diesen Zusagen im Glauben fest. Die Jungs werden gerettet. Jesus ist dermaßen freundlich, da fehlen einem doch die Worte. Wie Er im Moment mütterlicher Verzweiflung Trost spendet. Mehr als Trost. Konkrete Zusagen. Die höchste Autorität spricht Worte des Lebens, des Segens und der Rettung direkt zu ihr. Wer ist ein Gott wie Er? Da denke ich an einen Ausflug mit meinem Freund U.K. Anfang 2010 nach Heidelberg zu einer kirchlichen Veranstaltung. Der Gastprediger aus Husum eröffnete damals seinen Beitrag:
"Ich verkündige ausschließlich einen Gott der Gnade, denn ich habe nur einen solchen kennen gelernt".
100% Recht hat der Mann.
Dann wollte Smava weitere "wahre Geschichten" ansehen. Also sahen wir uns einige Stunden die Spielfilme Forevermore deutsch: "Karla Faye Tucker. Für immer und ewig" sowie End of the Spear nebst Zusatzmaterial an - die beiden DVDs hatte ich verliehen und so wurden sie beim Einbruchsdiebstahl verschont :-) .
End Of the Spear ist ein Nacherzählung von 5 in Equador ermordeten Missionaren und über die verändernde Kraft Gottes. In nachfolgendem Clip ist Steve Saint, der Sohn des ermordeten Missionars mit dessen Mörder, den er "Großvater" nennt, zu sehen. Beide verkündigen gemeinsam das Evangelium.
Smava saugt sehr viel auf und sagte zuletzt, als wir über das Erfordernis der Vergebungsbereitschaft sprachen, dass sie von klein auf immer in der Kirche den Predigten zugehört hat, aber erst jetzt anfangen würde, das Christsein zu verstehen. Die wahren Geschichten und Zeugnisse tragen viel zur Ermutigung bei.
Ermutigung eher weltlicher Natur erfolgte auch, als bereits am Mittwoch unerwartet 14 Küken schlüpften. Highscore!
Mal sehen, was die Herrscher der Lüfte davon übriglassen.
Freitag, 7. Mai 2010
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