Church building / Kirchengebäude in Thembalethu

... God has chosen the weak things of the world to confound the things which are mighty; And base things of the world, and things which are despised, has God chosen ... (1Cor 1:27.28) p>p>p>

Sonntag, 4. April 2010

Seesterne, Samuel und Smava. Des Samis neue Kleider.

Vor ein paar Jahren schnappte ich eine Geschichte auf, an die ich immer mal wieder denken muss, und die geht ungefähr so:

Ein Junge steht an einem mit gestrandeten Seesternen übersäten Meeresufer und wirft einzelne Seesterne zurück ins Wasser. 
Des Weges kommt ein Spaziergänger, der ihn beobachtet, den Kopf schüttelt und schließlich anspricht. "Was machst du denn da?". 
"Ich rette rette Seesterne", antwortet der Junge. Der Mann schüttelt verständnislos den Kopf und sagt: "Lass das sein, das ist doch töricht. Hier liegen unzählige gestrandete Seesternen am Ufer, du kannst unmöglich alle retten!"

"Das stimmt", entgegnete der Junge, nimmt einen Seestern, wirft ihn zurück ins Meer und erklärt: "Aber diesen hier habe ich gerettet".

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Gestern, am Samstag also, war ich mit Samuel (Sami) um 11.00 Uhr an der Müllkippe verabredet. Wir verpassten uns wegen eines Missverständnisses und so ging ich erfolglos auf die Suche nach ihm. Die Leute von der Kippe sagten, dass er hier gewesen sei, aber nun wieder weg ist. Ich traf auf der Müllkippe meinen Xhosa-Kumpel Themba aus Lawaaikamp, der kannte den 14-jährigen Wesley, der wiederum wusste, wo Sami wohnt.
Daraufhin Wes ins Auto gepackt und auf nach Silvertown, etwa 10 km mit dem Auto entfernt. Wes geht nicht in die Schule, raucht aber irgend eine garstige Droge in Tablettenform. Silvertown ist eine kleinere Ansiedlung, der ersten äußeren Erscheinung nach heruntergekommener als Thembalethu, Lawaaikamp oder Parkdene. Es ist wohl eher ein squatter camp, eine Wohnsiedlung mit weniger Infrastruktur und höherem Slumcharakter. Silvertown heißt so, weil anfangs Hütten aus silberfarbenem Wellblech errichtet wurden.

Jetzt ist Sami zugestiegen und Wes wurde zurück zur Müllkippe gefahren. Dann mit Sami in die Stadt zum PEP-Store, einem Kleidergeschäft (nicht der auf dem Foto). Dort habe ich ihn einem Verkäufer anvertraut und diesen instruiert. Ich bin losgelaufen und habe Bürste, Seife und Handtuch erstanden.

Dann ging's nach Thembalethu zu meiner wunderbaren Kaltwasser-Außendusche.
Ich wollte Sami gerne mit meiner Nachbarin Reti (Mutter von Nela) und einigen ihrer Freunde bekannt machen, die vor ihrem Haus saßen, weil sie, wie Sami, afrikaanssprachig sind. Aber das war leider nix. Sami wurde bloß argwöhnisch beäugt, mit Ach und Krach begrüßt, und er fand erkennbar keine Annahme, obwohl er freundlich grüßte.

Da es so windig war und der Duschvorhang keinen ausreichenden Sichtschutz bot, wollte Sami nicht hier duschen. Also ging es auf seinen Vorschlag hin zum 10 km entfernten Fluss "Gwaing", wo er sich waschen wollte. Ich habe aus dem Film "A Man Called Norman" gelernt und so sagte ich Sami, er habe alle Zeit der Welt, um sich richtig sauber zu machen.

In dieser Zeit saß ich am Straßenrand und habe ein bisschen gebetet und gespannt gewartet, wie ein Bräutigam, der schließlich zum ersten Mal die Braut im Brautkleid sehen wird. Da hatte ich bei dem Gedanken schon feuchte Augen. Eine dreiviertel Stunde später kam er die Böschung herauf und ich war begeistert von ihm. Ich war total froh.
Als ich ihn fragte, wie es ihm geht, war er so überschwänglich, wie ein Kind.  Er setzte sich ins Auto und: Geruchsneutral!  Eben noch eine echte Herausforderung für die Nase - und jetzt? Absolut toll. Er (und ich mit ihm) hat immer gerufen: "Praise Jesus!, Hallelujah". Er war ehrlich dankbar.

Nun ging es zu Kentucky Fried Chicken in George zum Hähnchenteile-Menü essen und Cola trinken. Da haben wir zusammen gesessen haben und damit Weiße verblüfft. Diese haben sich zum Teil mit dem Ellenbogen auf uns aufmerksam gemacht, sagte Sami später.

Frisch gestärkt hieß die nächste Station mein Friseurfreund Delfin aus dem Kongo. Semis verfilzte Haare und Bart sollen ab. Im "Salon" (der ohne Waschbecken und Fön), saß auch Glorious, eine Bekannte von Delfin. Sie kennt Jesus und ist sehr abgestoßen von den Kirchengemeinden hier in Thembalethu, die im Verhältnis richtig viel Geld von den Gläubigen einfordern und über Patoren, die sich an den Gläubigen bereichern. Über diese Gemeinheit und andere Entgleisungen haben wir uns unterhalten. Sie erzählte, dass sie nun an Ostern "allein auf die Knie" geht.

Als Sami fertig frisiert war, strahlte er nochmals mehr!

Dann zum Kaffeetrinken und Supermarktkuchen-Essen zu Smava.
Da traf ich doch glatt nebenan wieder meine Nachbarin Reti. Sie fragte mich mit einem ganzen Sack voller Fragezeichen in Stimme und Augen: "Ist das der Mann, den du heute schon mal mitgebracht hattest????.

Mit Reti habe ich über die Gefahr gesprochen, Menschen nach Äußerlichkeiten zu beurteilen.
 
Kaum waren wir in Smavas Haus, kamen Reti und Omdi nach und staunten über diesen Sami. Ich meine, zu recht. Man sehe sich den Mann auf den Fotos unten mal an. Ein Gentleman. Der strahlt was aus, jetzt.

 (Lwazi, Smavas ältester Sohn und Sami)


Kleider machen Leute. Das ist wohl was dran,
wenn es um die Beurteilung von Mitmenschen geht.

(Nachbarin Reti rechts und Omdi ganz rechts im Bild)

Omdi, der Lkw-Fahrer kannte Samuel von Berufs wegen von der Müllkippe. Omdi  (obwohl angetrunken), hatte Tränen in den Augen und hat mir ein paar Mal die Hand geschüttelt. Später fragte mich Smava, ob ich es erkannt hätte, Omdi sei "sehr berührt" gewesen.
Sami hat den beiden volle Kanne Zeugnis gegeben. Über Jesus Christus, das Gebet, die Heilung seines Knies und über seine Beziehung zu mir. Er hat den beiden und Smava alles aus seiner Sicht erzählt. Smava, Reti und Omdi waren sehr, sehr beeindruckt, wie er sich gab und was er berichtete. Das sage ich zu Gottes Ehre. Als die beiden Nachbarn gegangen waren, haben Samuel und Smava allein über Jesus geredet. Ich saß mit verschränkten Armen da und hab' in mich hineingeschmunzelt. :-)

Am frühen Abend haben wir Sami nach Hause gefahren. Smava blieb in Silvertown im Auto sitzen (matschige Wege und wohl auch aus Sicherheitsgründen). Mir bot sich das gleiche Bild, wie in Thembalethu. Das Gleiche statt Xhosa halt jetzt Coloured. Und eher noch drastischer, weil die Hütten dicht an dicht zusammenstehen und alles noch konzentrierter ist. Leute sitzen in Gruppen vor den Häusern und sind so was von voll. Kinder ohne Schuhe absolut verdreckt, usw.
Habe ein paar Hände geschüttelt von denen, die mich von der Müllkippe her kannten und eine alte, dicke Mama hatte ich im Arm, die sich so über den "prächtigen" Sami gefreut hatte.  Diese sympathische Mama war dann auch am Auto bei Smava und die beiden waren sehr nett zueinander.

Eigentlich wollte ich noch von der tierärztlichen Sonderbehandlung berichten, wie man ein Huhn mit gebrochenem Bein mittels Klebeband schient, aber das tue ich nicht. Ich kann hier unmöglich alles dokumentieren. Ein Foto muss reichen.



Puh, das war ein sehr schöner Samstag (wie hat doch gleich Freiburg in Bochum gespielt? :-))

Der heutige Sonntag war noch besser. Davon mehr morgen.

Frohe Ostern!

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