Er hat erzählt, dass es auf der Müllkippe allseits hieß, "der Pastor hat dich gesucht". Ich habe nachgefragt, aber tatsächlich bin ich offensichtlich bei den Leuten von der Müllkippe "der Pastor". Habe deutlich erklärt, dass ich kein Pastor bin und es auch nicht sein will, aber das wird nix nützen, sagt er. Nicht so wichtig, aber irgendwie amüsant, wie Menschen manchmal völlig unerwartet reagieren.
Wir 3 saßen also im Gottesdienst im "schwarzen Block" und wurden freundlich begrüßt.
Bei allen 3 von uns sind im Lobpreisteil Tränen geflossen. Bei Smava zum Beispiel bei Jesus, Be the Centre
Samuel, die Frauen vor und neben mir, und mich selbst hat es bei folgendem Stück, das ich bis dahin nicht kannte, bei der Passage gerissen:
For Love was crucified (Denn Liebe wurde gekreuzigt)
Oh how many times have I broken your heart (Oh, wie oft habe ich dein Herz gebrochen)
But still you forgive (Doch du vergibst immer wieder)
If I only ask (Wenn ich dich nur darum bitte)
Im Gottesdienst war das Lied stärker, als die Version von Hillsong:
Hie und da gab es körperliche Manifestationen des Heiligen Geistes und zwei Damen, die weit voneinander standen, gingen ohne menschliches Zutun zu Boden. Das hat Smava für mich überraschender Weise kein bisschen beunruhigt. Und auch Samuel nicht, der von einem Hintergrund der NGK (Holländisch Reformierten Kirche) kommt (ähnlich unserer Lutheraner). Beide haben es einfach zur Kenntnis genommen.
Smavas Hände gingen beim Lobpreis zu Misty Edwards und anderen nach oben, aber beim Abendmahl hat sie gepasst. Meine katholische Schwester darf Brot und Wein außerhalb der Römisch Katholischen Kirche nicht einnehmen. "I am not allowed to take bread and wine". Da bin ich völlig entspannt geblieben und habe es nicht mal kommentiert. Habe gesagt, dass es o.k. ist.
Viel später hub sie noch mal zu einer Art Entschuldigung an, aber ich habe wieder gesagt, sie brauche sich nicht zu rechtfertigen, es sei o.k. Der Heilige Geist wird das zu seiner Zeit tun, was nötig ist.
Sheila, eine Schwester aus Zimbabwe hat mir am Ende des Gottesdienstes verdeckt 20 Rand, umgerechnet 2 € Benzingeld in die Hand gedrückt. Das wollte ich natürlich nicht annehmen, weil es für sie viel Geld ist, aber sie sagte, Gott hätte es ihr gesagt. Was will ich da machen? Ich habe später getankt.
Smava und Samuel waren vom Gottesdienst begeistert. Wir haben noch auf dem Parkplatz gestanden und die Menschen beobachtet. Die beiden wollen unbedingt wiederkommen.
Anschließend waren wir beim Ocean Basket Fisch essen. Die beiden waren die einzigen Nichtweißen Gäste im total ausgelasteten Restaurant.
Da ich Smava bereits unlängst die Taufe im Heiligen Geist erklärt hatte, wollte ich gerne heute für sie beten. Das hatten wir so besprochen und sie wollte es gerne. Andererseits mochte ich auch unbedingt Samuel mit ins Boot nehmen und ihn nicht ausschließen, aber ich komme sprachlich an Grenzen. Daher bin ich kurzentschlossen mit den beiden zu Oli Raper gefahren, der perfekt afrikaans und englisch spricht. Der alte Mann hat die Thematik nochmals zweisprachig auf wunderbar liebevolle Weise erklärt, wie die Taufe im Heiligen Geist die Kraft zum Zeugnis gibt, mit Geistesgaben ausrüstet und zum Dienst befähigt. Oli sprach auch über Apg 1,4.5:
"Und als er (Jesus) mit ihnen (den Jüngern) zusammen war, gebot er ihnen, nicht von Jerusalem zu weichen, sondern die Verheißung des Vaters abzuwarten, die ihr – so sprach er – von mir vernommen habt, denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit Heiligem Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.
Jesus fordert auch uns auf, als Jünger mit dem Heiligen Geist getauft zu werden, bevor wir zu anderen Menschen loslaufen. Es ist ja auch eine für einige von uns Christen eine nicht unbekannte Erfahrung, dass unser Zeugnis sonst kraftlos und manchmal ein Krampf oder belehrend und besserwisserisch bleibt. (Leider sehen manche Christen im Heiligen Geist eher einen Feind, als einen Freund und Gott selbst und zucken bereits bei dem Namen zusammen. Bloß nicht!)
Egal, wir vier zuckten nicht zusammen und standen im Kreis in Olis Studierzimmer zusammen, hatten uns alle im Arm (ich die beiden Männer) und wir haben gebetet. In isiXosa, afrikaans, englisch (und in Sprachen). Ein unvergleichliches Erlebnis.
Sami, hat minutenlang lange in meinem Arm geweint, wie ein Baby. Es gab keine sichtbaren körperlichen Manifestationen (braucht es auch nicht), aber der Heilige Geist war spürbar. Jesus ist treu.
Dann habe ich Kuchen besorgt und wir 3 haben in Thembalethu Kaffee getrunken.
(Smava und Sami nach dem Kaffeetrinken)
Als wir drei so im Garten standen, schreitet unvermittelt ein etwa 55 Jahre alter Kollege des Nachbarn Omdi, bei selbigem zu Besuch, durch die Drahttür.
Er sei Alt-Apostolisch, seine Frau Neu-Apostolischen Glaubens, lässt er wissen. Er "predigte" auf englisch unter deutlichem Alkoholeinfluss über Rasseneinheit, Jesus, den Sohn Gottes und leere Ostereier (siehe Foto). Falsches, Richtiges und allemal Verwirrendes. Er hat ein paar Bibelstellen vorgebracht, aber alles unstrukturiert und ermüdend.
Dann sagte er, dass er ehrlicherweise zugeben müsse, dass er Alkohol getrunken habe. Ich habe ihm gesagt, dass Jesus nicht möchte, dass wir durch Süchte gebunden, sondern frei sind. Ich sehe sein Gesicht noch jetzt beim Schreiben vor mir. Er möchte frei werden und wünscht sich dass jemand mit ihm betet, sagt er. Für heute, Montag Nachmittag, sind wir, nüchtern, bei mir verabredet und ich bin gespannt, was wird. Ob er sich dann noch traut zu kommen und auch, ob er den Weg auf sich nimmt?
Als es dunkel wurde, haben wir Samuel heim gefahren. Er war absolut happy. Wie neu gemacht. Wieder im Vollbesitz seiner vorüber gehend verdeckten Würde. Smava sagte zu ihm: "So, Samuel, jetzt hast du also ein neues Heim, in Thembalethu, ne? Du kannst immer kommen, wenn du möchtest".
Sami und ich haben uns noch ein paar Mal mitten in der dreckigen Umgebung des squatter camps unter großen Augen der uns zahlreich umgebenden Menschen umarmt. Auch von Smava hat er sich allerliebst verabschiedet. Die hat gestrahlt, wie ich weiß nicht was. Gott ist soooo groß!
Als Smava und ich nach Hause fuhren, sagte sie viele schöne Sachen aus dem Herzen zu Jesus. Und zu mir: "Das war der schönste Tag, seit ich in George bin" (also seit exakt 10 Jahren).
Zwischenbemerkung für Christen: Es ist so unglaublich belohnend, was ich hier alles erleben darf, ich bin sprachlos. Gott lässt sich nichts schenken. Ich treffe Leute, die Gott mir über den Weg schickt und "es passiert was". Im Glauben gehe ich die Dinge an, von denen ich überzeugt bin, dass wir sie in der Autorität Christi angehen sollen.
Ich weiß, dass man mit der Bibel alles begründen und alles negieren und für seine Lieblingstheologie und seine Zwecke missbrauchen kann. Aber ich frage mich zunehmend, wie man Stellen wie die aus Markus 16 wegtheologisiert:
"Und er (Jesus) sprach zu ihnen: Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Diese Zeichen aber werden die begleiten, die gläubig geworden sind: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden, Schlangen werden sie aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nichts schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden."
Es ist doch offenbar, dass wir mit unserer eigenen Kraft im Reich Gottes nirgendwo hinkommen.
"... nicht dass wir von uns selber aus tüchtig wären, so dass wir uns etwas anrechnen dürften, als käme es aus uns selbst, sondern unsere Tüchtigkeit kommt von Gott, der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens , sondern des Geistes; denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig. (2. Kor 3, 5.6)
Und im gleichen Kapitel 14 des Johannesevangeliums, in dem auch die Jahreslosung für 2010 steht: "Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!", findet sich ein paar Verse weiter:
"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zu meinem Vater gehe. Und alles, was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht wird in dem Sohn. Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun."
Der große Vorteil theologisch unverdorbener einfacher Menschen in Afrika, Asien oder Südamerika ist offenbar der, dass sie das Wort Gottes einfach im Glauben annehmen wie es ist und nicht dran rumdoktern. Sie lesen, glauben, und wenden an. Schnörkellos. (Wenn man sie lässt!)
Immerhin ist Jesus in einer Missio Dei, einer göttlichen Mission angetreten, um etwas zu bewirken:
»Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, den Armen frohe Botschaft zu verkünden; er hat mich gesandt, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind, Gefangenen Befreiung zu verkünden und den Blinden, dass sie wieder sehend werden, Zerschlagene in Freiheit zu setzen.« (Lukas 4,18)
Wer es für anmaßend hält, das für die Kinder Gottes in Anspruch zu nehmen und englisch versteht, der kann sich vor dem eigentlichen Lied mal den Talk zwischen Minuten 1:15 und 5:00 anhören. So sieht es nämlich aus :-)
Zufällig las ich in diesem Zusammenhang diesen Blogeintrag.
Ende der Zwischenbemerkung. Zurück zum Tagesgeschehen: Vor dem Haus saßen wir dann noch länger im Auto und ich habe Smava ein paar sehr persönliche Wahrheiten in ihr Leben gesprochen, von denen ich glaube, dass sie von Gott für sie waren. Da hat sie auch wieder geweint und sich bedankt.
Nun haben wir (eigentlich war ich schon sehr müde), angesichts ihrer beiden Söhne das Zeugnis des Neuseeländers Ian McCormick und dann das der Australierin Michelle Hamilton angesehen. Nochmal fast 2 Stunden. Beide Zeugnisse hängen jeweils eng mit betenden Müttern zusammen.
Ich habe mich mit Smava darüber ausgetauscht, dass wahres Christ-Sein 100% Vertrauen in Gott bedeutet. Wenn ich anfange, ihm mehr zuzutrauen, als mir und anderen, geht es los.
Dass wir erst nach Seinem Reich trachten sollen, dann wird uns das, was wir brauchen, zufallen. Dass wir von ehrlichem Herzen zu ihm rufen: "Dein Wille geschehe, nicht meiner". Dann dürfen wir mit seiner unbedingten Treue rechnen.
Daran ändert auch nichts, dass er durchaus auch zuweilen unsere egoistischen Wünsche in Seiner Güte und Großzügigkeit erfüllt und segnet. Aus der erstgenannten Variante dürfen wir ein Prinzip ableiten, aus der zweiten nicht.
Nach ein wenig Lobpreis zum Abschluss und nachdem ich für ihre Söhne gebetet hatte, sagte sie "Gott ist wirklich dabei, mein Leben zu verändern. Ich spüre das."
Das ist doch ein so starkes Zeugnis! Und ich habe das unverdiente Privileg, dabei sein zu dürfen, wie Gott Leben unmittelbar vor meinen Augen verändert. Danke, Jesus und danke für jedes einzelne eurer Gebete!
Nachtrag: Freiburg - Bochum 1:1
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