Wir haben zusammen gegessen und sind dann im Township spazieren gewesen. Ich hatte einige angenehme Begegnungen. Man könnte meinen, es gäbe derzeit nur 2 Sorten Menschen hier. Die Sturzbetrunkenen und die, die von und zu kirchlichen Veranstaltungen gehen. Hier trägt man gerne seine Bibel sichtbar am be-anzugten Mann mit Schlips oder hat als Frau eine Gebetsuniform in der Farbe seiner jeweiligen Denomination angezogen. Ein starker Kontrast.
(Noxolo und Smava)
Neben Rebecca Malope mag Smava Kirk Franklin, einen jungen US-Gospelsänger. Bei ihrem Lieblingslied "My Life is in Your Hands" hat sie jede Zeile laut Noxolo nochmal zur Bestätigung vorgesagt. Das war cool. Heute hat sie das Lied nochmal gehört und ihr sind die Tränen gekommen. "That makes me cry!". Dito bei seinem Lied"My Live, My Love, My All".
Bei den Nachbarn zur linken (die Frau mit AIDS, deren Kind in einer Waschschüssel ertrunken ist), hat heute ein Feuer die gesamte Einrichtung vernichtet. Die betrunkene Schar im Haus kam nicht zu schaden.
Auf der anderen Seite zur rechten ebenfalls High-Life im vollbesetzten Haus. Ostern bedeutet für viele hier schlicht ein verlängertes Sauf-Wochenende. Da braucht man keine Ostereier, sondern nur mehr Stoff. Als ich heute zu Samuel fuhr, hatte ich mich noch gewundert, warum soviel am Liquor-Store los war. Menschenauflauf wie am Kassenhäuschen eines Kreisklassenvereins, wenn der FC Bayern zu Gast ist. Ach stimmt ja, sonntags und an Feiertagen darf kein Alkohol verkauft werden.
Ich sehe hier bereits bei meinem Frühstück die 2 Zentner Frau von gegenüber rabenvoll (wieder mal) hinpurzeln (immerhin hat sie ausnahmsweise heute mehr an als Rock und BH) und wieder andere Nachbarn, die es trotz Totalsuff irgendwie in konzertierter Aktion schaffen, einen offensichtlich vollen Kasten Bier von A nach B zu schleifen.
Gerade als ich am Abend mit Smava "Faith Like Potatoes" auf dem Netbook angesehen hatte, begehrte Omdi, der Nachbar zur rechten dringend seine Schwester im benachbarten Township Lawaaikamp zu sehen. Angeblich eine Art Notfall. Ich fuhr also mit ihm und seiner Tochter Nela die 10 Minuten dort hin. Da ich hatte keinen Lust hatte, mich mit ihm ob seines offensichtlichen Alkoholkonsums zu unterhalten, sang ich für Nela "unser Lied". Von Anfang an an hatte die Kleine die Melodie nebst hebräischem Text drauf! Baruch Haba B'Shem Adonai, Halelujah. Ich habe Omdi gesagt, um was es geht. Dann hat Nela alleine weiter gesungen. Das war schön.
In Lawaaikamp angekommen, gleiches Szenario. Etwa 8 Erwachsene plus junge Kinder im Raum. Zugedröhnt. War offensichtlich kein Notfall. Schwester und Sohn von Omdi nach Thembalethu gebracht. Die Schwester hat mich gefragt, ob ich heute in der Kirche gewesen wäre. Von wegen guter Christ und so. Nein, war ich nicht, habe ihr gesagt, und auch dass die Kirchgeherei für sich genommen gar nix nutzt. Hab ihr kurz gesagt, auf was es ankommt und gut.
Gestern Abend, nach dem Gottesdienst, war ich ebenfalls in Lawaaikamp, als ich wieder 2 Damen aus Zimbabwe nach Hause gefahren habe. Tolle Damen die ein starkes Zeugnis für Jesus haben. Auf der Hauptstaße jedenfalls fühlte ich mich stark an einen Film von 1981 erinnert. Ich musste im Schritttempo Leute und Gegenstände umschiffen und wunderte mich ein wenig, dass die beiden Frauen hier aussteigen müssen.
Dann am Abend vermisste Smava Geld und Uhr. Ihr Sohn Lwazi stand im Verdacht. Also wieder rein in die Klamotten und um 23.00 Uhr hin zur Nathan-Tavern. Das Bild ist klar. Außerdem liefen vor der tavern einige Damen in Gebetsuniform. Ich nehme an, sie haben wie unsere Marienschwestern gebetet. Lwazi also unter leichtem Protest eingepackt und nach Hause. Musste mich zuhause noch als Schlichter in Familienangelegenheiten betätigen. Habe Lwazi in den Arm genommen. Er sucht mich immer als Beistand. Schaut mich Hilfe suchend an und sagt "Geeeo". Aber seiner Mutter bricht es ja auch das Herz, wenn sie ihren Sohn mit 30 derart gebunden an den Alkohol ist.
Rückblick: Hatte gerade heute früh ein Gespräch mit ihm und ihn gefragt, ob er vom Suff loskommen will, oder ob das Leben o.k. ist für ihn. Für den erstgenannten Fall habe ich Hilfe zugesagt. Er hatte darüber noch nicht nachgedacht und ich habe es in seine Entscheidung gelegt.
Hier wird mir bewusst, wie viel dämonische Belastung an Orten wie diesen vorherrscht. Im Gottesdienst letzte Woche, war der Heilige Geist sehr spürbar. Auch für eine eigentlich hübsche junge Coloured-Frau, die wie eine Schlange auf dem Rücken liegend rumgeschlängelt ist. Augen verdreht, Gesicht verzerrt und Zunge übermäßig verlängert, bis an die Kinnspitze. Die Frau wurde frei. Das Licht Jesu ist immer stärker, als die Finsternis.
"Unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen". (Eph 6,12)
Das muss man immer im Auge behalten. Der Kampf ist geistlich und richtet sich nie gegen Menschen! Das wollte ich nur erwähnt haben, nicht überbetonen.
Dann war noch viel Spannendes mit Samuel. Darüber schreibe ich morgen.
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