Church building / Kirchengebäude in Thembalethu

... God has chosen the weak things of the world to confound the things which are mighty; And base things of the world, and things which are despised, has God chosen ... (1Cor 1:27.28) p>p>p>

Donnerstag, 1. April 2010

Klammern an ein Stückchen vom letzten Strohhalm. Auch mit AIDS.

Caroline, die Engländerin, die Jean Neils Heilungsdienst unterstützt und sich mit ihrem Mann in der Kinderhilfe unter rumänischen Zigeunern engagiert, sagte mir, die armen Kinder brauchen vieles, aber am wenigsten Spielsachen. Keine Plüschbären und Barbies. Sondern Schuhe und Schüsseln (und Zuwendung?).

Daran fühlte ich mich gestern erinnert, als ich mit einem Schwung kleiner Buben auf der Straße saß.

Die Schar von 5-jährigen zwitscherte und piepste lautstark. 


Was war es? Wie bekommen die Kleinen das Gepiepse hin?

Das:

Ein kleines Stückchen eines dreckigen Plastik-Strohhalms (in unterem Mannschaftsfoto rot eingekreist) abgebissen, zurechtgekaut und auf dem Straßenasphalt passend gefeilt, ergibt ein ansehnliches Flöteninstrument.



Ich wollte es natürlich lernen, wie die Jungs es machen und habe mir auch ein Stück von dem Trinkhalm abgebissen, aber es stellte sich zunächst nicht das gewünschte Ergebnis ein.


Hilfsbereit, wie die Buben waren, boten mir mehrere ihr vorgekautes Instrument aus dem Mund an. Ich erinnerte mich daran, dass Smava sagte, ihre Familie sei wahrscheinlich die einzige in der Straße, die nicht mit HIV infiziert sei.
Von einigen weiß ich es selbst. Die direkte Nachbarin zur linken hat es Smava und mir unter Tränen (stark betrunken) erzählt. Ihr Kleinkind war laut Smava unlängst in einer Waschschüssel mit Dreckbrühe ertrunken, weil es zu schwach war, seinen Kopf hoch zu heben. Das aktuelle Baby, ebenfalls infiziert, wird täglich mit Musik in unglaublicher Lautstärke bombardiert (vom Gegröle der Eltern und ihrer Saufkumpanen ganz zu Schweigen).

Die korpulente Nachbarin gegenüber hat samt der Familie ebenfalls AIDS. Sie wurde in unmittelbarer Nähe des Hauses von einer Gruppe Jugendlicher vergewaltigt. Auch diese Familie säuft in unfassbarem Ausmaß. Übrigens, diese Straftat wurde nicht zur Anzeige gebracht und erscheint daher in keiner Statistik.

Jedenfalls, das hatte ich die HIV-Übertragung im Hinterkopf und ich war in Sachen Speichelanhaftung am frisch durchgekauten Halm nicht völlig unvorbelastet. Schade, dass es ist, wie es ist. Eigentlich weiß ich ja, dass der Ansteckungsweg nicht über Speichel läuft. Aber die Situation traf mich unvorbereitet.
Wie als Kind der Film von 1959 Der Tiger von Eschnapur, als der Protagonist Paul Hubschmid in die Höhle mit den durch Lepra infizierten Menschen ging und diese sich ihm näherten ...


Ein paar Fakten zu AIDS in Südafrika aus Wikipedia. Es ist offensichtlich, dass die Townships um ein Vielfaches stärker, als etwa weiße Mittelstandsgebiete betroffen sind.

Zu den größten Gesundheitsproblemen Südafrikas gehört Aids, das als „tickende Zeitbombe“ des Landes gilt. Im Jahr 2004 waren offiziellen Schätzungen zufolge etwa 21,5 % der südafrikanischen Bevölkerung zwischen 15 und 49 Jahren infiziert. Die offizielle Anzahl der Infizierten ist mit etwa 5,2 Millionen in Südafrika weltweit am zweithöchsten, direkt nach Indien. 
Die Lebenserwartung nahm in den letzten 15 Jahren um rund 20 Jahre ab, von knapp 65 Jahren 1990 auf 43 Jahre 2005.
Die Ursachen für die immer noch stetige Ausbreitung von HIV/Aids liegen gemäß UNAIDS an der frühen sexuellen Aktivität der Jugendlichen. Auch  sexuelle Gewalt scheint in Südafrika eine große Rolle zu spielen: etwa 28 % der Frauen geben an, schon mindestens einmal gegen ihren Willen zum Geschlechtsverkehr gedrängt worden zu sein. Das Land weist die höchste Rate an Vergewaltigungen in der Welt auf. Rund 52.000 Fälle werden jedes Jahr registriert (Stand 2005). Die Dunkelziffer wird von Menschenrechtsorganisationen um ein Vielfaches höher eingeschätzt und reichen bis zu 1,5 Millionen pro Jahr.
Nach einer Studie der Vereinten Nationen belegte das Land im Zeitraum 1998–2000 den weltweit ersten Platz bei der Anzahl der Vergewaltigungen pro Einwohner. Im UNAIDS-Bericht 2006 wird geschätzt, dass 2005 in Südafrika 320.000 Menschen im Zusammenhang mit AIDS starben.


Anmerkung: Bezogen auf die Einwohnerzahl ist das so, als würden bei uns jährlich fast alle Bewohner von Frankfurt am Main ausgelöscht. Kaum zu glauben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen