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"Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn." (2.Kor 2,17.18)
"Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn." (2.Kor 2,17.18)
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Ich suche keinen Gemeindeanschluss in einer der über 300 (!) Gemeinden in George, schon gar nicht außerhalb Thembalethus, war aber wegen der Empfehlung neugierig und habe mich auf den heutigen Morgen gefreut. Der Gottesdienst von 9.30 - 11.30 Uhr war sehr gut. Eine gemischte Gemeinde mit etwa 100 Besuchern, großteils Weiße, aber auch Farbige und Schwarze. Dass die Durchmischung nicht ausgeprägter ist, liegt nach meiner Einschätzung daran, dass viele nicht so gut Englisch sprechen bzw. lieber in ihrer Muttersprache Afrikaans oder isiXhosa Gottesdienst feiern. Daneben sind natürlich auch kulturelle Unterschiede unter den Rassen vorhanden.
Lobpreis war stark. Der Heilige Geist war heute morgen spürbar und der Pastor verzichtete kurzfristig auf seine Predigt.
Ich habe im Geist ein Bild gesehen, in dem die Baggerloch-Kinder von gestern mit zerlumpten Kleidern hineingegangen sind und auf der anderen Seite in hell strahlendem Weiß wie eine Reihe Küken aus dem Wasser kamen. Ich selbst kam im Bild nicht vor, es war lediglich die Schar der Kinder.
Der Pastor hatte ein langes prophetisches Wort für die Gemeinde. Als er zu einer Stelle kam, dass Gott sagt "I will save your children", (ich werde deine/eure Kinder retten), standen mir plötzlich -schwupps- die Tränen in den Augen. Ich habe ja eigentlich gar keine Kinder, sondern eine erwachsene Tochter. War das für mich? Huch?!
Dann fielen mir ein paar Gesichter bzw. Personen ein, die mich ebenfalls bewegt haben. Z.B. Samuel von der Müllkippe. Ich möchte ihn fragen, ob wir mal einen Sonntagsausflug machen wollen, diese Gemeinde besuchen und anschließend was essen gehen. Das wäre ein Spaß, wenn ich mit ihm Arm in Arm in der letzten Reihe auf einem der Plastikstühle sitzen würde. Mal sehen, was er dazu sagt.
Es ging dann weiterhin unter anderem darum, mit Jesus ernst zu machen. Dabei sagte der Pastor einen Satz fast wortgetreu aus meiner Lieblingspredigt von Michael Yeager, die auch im Blog ist:
"Ich gehe den ganzen Weg mit Jesus. Ich habe diese Entscheidung im Herzen getroffen. Ich weiß nicht was es kostet und wohin es führt. Aber ich bin entschieden, den ganzen Weg mit Ihm zu gehen."
Ich glaube, das ist eine große Hürde in der Jesusnachfolge, die ich nicht überwinde, wenn ich die Dinge in der eigenen Hand behalten und kontrollieren möchte.
Man kann im richtigen Club mit alles vom Feinsten sein, aber das ist alles Beiwerk und verändert mich nicht von innen heraus, wenn ich mich nicht verändern lassen möchte. Nur das eigene Herz mit den JA zu Jesus, dass Er es gut meint und macht, zählt. Glauben heißt Vertrauen und "ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen" (Hebr 11:6).
In dem Zusammenhang bin ich auch überzeugt, dass nur in Seiner Nähe echte Heilung von inneren Wunden geschieht.
Nach dem Gottesdienst war ich in der Stadt in allerbester Stimmung. Habe griesgrämige Menschen mit hängenden Mundwinkeln angelächelt und bei einigen erhellte sich sich sofort das Antlitz. Das ist doch schön.
Im Einkaufszentrum und im Supermarkt habe ich ständig halblaut Give Me Jesus gesungen. Das Lied war mir nach dem Gottesdienst so nahe, obwohl es darin nicht vorkam. Was die Leute wohl dachten?
Da ich so gut drauf war (Gal 5,22.23), wollte ich das nicht verpuffen lassen und bin in Thembalethu ordentlich angezogen, das heißt mit langer Hose und Halbschuhen, losgelaufen. Zunächst wollte ich kurz Eunice (die Schwiegermutter des Deutschen) besuchen und sie fragen, ob ich gestern am Telefon zu ruppig war und mich, falls das so war, entschuldigen (war aber gar nix).
Unterwegs wurden einige Leute freundlich begrüßt und an einem großen Backsteingebäude habe ich tolle a capella Chormusik aus einem Kirchengebäude gehört. Ich also rein (man musste für mich ein Vorhängeschloss der massiven Außensicherung öffnen) und eine Stunde zugehört. Musik wurde in Konzertqualität von 4 gemischten Chören á 50 Personen in Gospeloutfit dargeboten. Aber es stimmte was nicht. Aber was? Es war anfangs wie ein schönes Musikkonzert, aber es fiel nicht einmal uYesu. Ich hab' genau aufgepasst. :-) Nur Jehova. Und Pssst. Schhh, und böse Blicke, wenn sich jemand muckste. Wie im Theater, wenn man schwätzt oder ständig hustet. Es gab auch einen Mann, der durch die Reihen ging und "Störenfriede" stets mit grimmiger Mine zurechtgewiesen und zur Ruhe ermahnt hatte. Aber da war aus meiner Sicht gar nichts, was gestört hätte
Alle Anwesenden hatten feine Kleider und Anzüge an - nur ich trug ein altes geschenktes knallorangenes T-Shirt mit Triathlon-Aufdruck (danke, Rüdi).
Ausgesprochen viele Leute haben mich sehr freundlich begrüßt. Der Chor, der jeweils fertig gesungen hatte, musste an mir vorbeilaufen. Ich habe in der Zeit mindestens 20 Hände geschüttelt.
Nach einer Stunde bin ich vorzeitig rausgegangen. Das war trotz des professionellen Gesangs nix für mich. Die Leute waren ausnehmend freundlich, aber ich fand es erdrückend religiös. Am Ausgang habe ich gefragt, was das für eine Gruppe war. Es handelt sich um die Old Apostolic Church (die mit den Neuapostolischen in Deutschland theologisch "verwandt" ist). Der Gruppe haftet ein Sektenimage an. Genau weiß ich es nicht. Zumindest vertreten sie die Auffassung, dass es außerhalb ihrer Organisation keine Erlösung gibt. Die Bewegung hat in Südafrika etwa 2 Millionen Anhänger.
Nachdem ich Eunice kurz besucht hatte, ging ich zur tavern, entschlossen, allein eine Cola in der Höhle des Löwen zu trinken. Dort angekommen, das erwartete Bild, aber keiner der 5 Männer, die ich kenne, war anwesend. Also bin ich, nachdem ich 2 Hände geschüttelt hatte, wieder raus und auf den Heimweg. Der Einladung der Apostolen, nochmals einzutreten, habe ich beim Vorbeimarsch eine freundliche Absage erteilt.
Kurz vor zuhause kam ich an der Gemeindehalle von Zone 8 vorbei, in der auch die Suppenküche angeboten wird.
Erneut standen "Wachmänner" in schwarzen Anzügen innen am verriegelten Grundstückstor.
Da das ja in der Halle vermutlich mehr oder weniger Nachbarn sind, fragte ich, ob ich eintreten und mir die Musik anhören könnte.
Ja, willkommen, hieß es wieder sehr einladend. Auch diese Gruppe gehört zu den Altapostolen. Zunächst stand ich hinten in der Halle und lauschte wieder der Chormusik. Alles nicht ganz so elegant, wie bei der größeren Zusammenkunft im Backsteingebäude zuvor, aber auch hier legte man viel Wert auf Äußeres und hat ansprechend gesungen. Ein paar sehr nette Menschen begrüßten mich höflich und ich wurde von einer mama gefragt, ob ich nicht jetzt jeden Sonntag kommen wollte. Nein, vielen Dank, erwiderte ich freundlich.
Schließlich wurde ich gedrängt, im vorderen Bereich Platz zu nehmen. Nach und nach - ich hatte mich kaum gesetzt, kamen Kinder im Vorschulalter zu mir und betasteten mich wie ein Wesen vom anderen Stern. Nase, Haare, Armbehaarung, Finger usw.
Ich hatte sie auf dem Schoß und im Arm. Highscore waren 9 (!) Kleine zur gleichen Zeit, die an mir klebten. Natürlich waren die nicht völlig mucksmäuschenstill. Aber immer noch leise genug, um den lauten Chor und die Zuhörer nicht zu stören. Dennoch ständig dieses: Pssst, Schhhh! Das empfand ich als sehr unangenehm. Die Kleinen müssen sich stundenlang die Gesänge der Großen anhören. Von 14.00 - 17.00 Uhr. Jeden Sonntag. Morgens davor ist ab 10.00 Uhr auch noch Versammlung. Das macht bestimmt keinen großen Spaß. (Das Foto stammt aus der Suppenküche, nicht aus der Sonntagsveranstaltung)
Bei der Gelegenheit traf ich einen der ganz kecken 11-Jahre alten Jungs vom Wasserloch. Habe ihn kaum wiedererkannt! Sooo klein mit Hut und mit fast sauberem T-Shirt saß er da. Sein (vermutlich) Vater saß neben ihm. Ein ausgemergelter Herr im alten, etwas knittrigen Anzug. Wahrscheinlich hat er einen sehr anstrengenden Beruf. Ich tippe, der Kleine hat daheim nix zu lachen, wenn der Vater zugegen ist. Habe dem Jungen die Hand mit den Worten molo umhlobo (Hallo Freund) gegeben. Er hat es freundlich erwidert.
Irgendwann wollte ich nicht mehr die Ursache für Störungen sein und hab mich in eine hintere Ecke auf den sehr staubigen Betonfußboden gesetzt. Dann sind die Kleinen wieder gekommen und sind auf mir rumgeturnt und ich hab' sie wieder in den Arm genommen. Manchmal bekamen sie Streit, weil einer nicht nah genug bei mir sein konnte und ich musste schlichten. Das alles ohne adäquate Sprachkenntnis, denn im Vorschulalter spricht ja keiner nur einen Piep englisch. Nach etwa einer Stunde bin ich dann vorzeitig mit kreideweißer Hose heimgegangen. Wieder war man seitens der "Wachmänner" sehr höflich zu mir und bedankte sich mehrmals für meinen Besuch. Auch ich war sehr freundlich.
Was ist die Moral von der Geschicht'?
Ich habe heute sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Zunächst eine Positive und dann als Kontrast das, was ich als mausetote Religion empfunden habe. Trotz der großen Freundlichkeit der Menschen kraftlos, einengend und stets um "Ordnung" bemüht. Bedrückend. Allzumal für Kinder, wie ich annehme.
Ich habe mich schon mehrfach in Deutschland länger mit Zeugen Jehovas unterhalten und diskutiert. Sehr nette Menschen sind mir da begegnet. Ebenfalls wohlmeinend und ernstlich bemüht, durch hohen persönlichen Einsatz und hohen moralischen Standard "Gott" zu gefallen. Ebenso hat sich das heute Nachmittag für mich angefühlt. Schade. Mich persönlich haben diese Veranstaltungen regelrecht bedrückt.
In diesem Sinne, bis bald aus Thembalethu!
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