Heute früh, am schulfreien Feiertag (Tag der Menschenrechte), kam Nela auf einen Apfel bei mir vorbei.
Ihr Kopf sieht jeden Tag anders aus. Man könnte ein Fotoalbum darüber füllen. Die knallgrünen Lockenwickler von gestern trägt heute übrigens ganztägig ihre Mama. Diese uMama hat Nela sehr lieb:
Nela hat meine Gitarre stehen sehen und mich gebeten, etwas zu spielen. Oje, Hilfe! Mein Repertoire ist sehr begrenzt und hinsichtlich kindgerechter Musik liegt es bei "Null". Außerdem habe ich ihre unbarmherzige Strenge in Sachen Sprachen lernen und Frosch kennen gelernt. Mein Mut war darob gering ausgeprägt.
Aber kneifen gilt nicht. Was ist zu tun? Schuster, bleib' bei deinen Leisten, dachte ich. Es kamen demnach Lobpreislieder heraus. Zunächst mein Ohrwurm von gestern. Und: die strenge Lehrerin klatscht lachender weise Beifall. Sitzende Ovationen! Ich fragte sie warum sie das tut. Wegen des Textes, des Gesanges oder des Gitarrenspiels? "Wegen der Musik!" lautete die differenzierte Antwort. Ach - na dann. Puh. Aufatmen.
Ihr Lieblingsstück nach 6 oder 7 Liedern war Baruch Haba B'Shem Adonai ("Gesegnet ist, der da kommt im Namen des Herrn"). I love that one, hat sie immer unter Beifall versichert, bis mir die Finger vom Drücken der Saiten weh taten. Zwischenzeitlich kam noch eine alte zahnlose Coloured-Frau, die eigentlich Kippen bzw. Geld für selbige schnorren wollte, setzte sich auch in mein Zimmer und hörte strahlend zu.
Als die alte Dame weg war, haben wir ein wenig mit Jesus geredet und dann habe ich Nela gefragt, ob sie das Lied mal "in eeeecht" hören wollte. Au ja!, hieß es. Ich habe eine Filmversion des Liedes, in der Jesus auf einem Esel nach Jerusalem einzieht (siehe unten). Doch, oh Schreck, mir war nicht mehr bewusst, dass da für fast 20 Sekunden eine Szene mit Jesus am Kreuz (aus Passion Christi) vorkommt. Hätte ich ja sonst der Kleinen nicht vorgespielt.
Aber die Kinder gehen hier von klein auf durch ganz andere Sachen im Fernsehprogramm und sie hat z.B. gefragt, ob der Mann tot ist. Was er gemacht hat. Wer er war. Wer ihn umgebracht hat. Erstaunlich tief gehende Fragen für ein Mädchen, das letzte Woche 7 Jahre alt geworden ist, fand ich. Ich habe versucht, es ihr leicht verdaulich zu erklären.
Sie blieb neugierig und ich habe ihr ein 7-Minuten Zeichentrick-Filmchen auf isiXhosa gezeigt, das das Evangelium erklärt. So wie das hier:
Dann sagte sie, dass sie das Filmchen nochmal sehen möchte! Wie bitte?
Gesagt getan.
Da Nela etwas Husten hat, fragte ich sie, ob ich ihr einen Tee machen sollte. Ja, ich trinke nicht gerne Kaffee! So sei es, gnädige Frau. Ich tat einen Löffel Zucker in den Tee hinein, wissend, dass hier ohne Zucker nirgends was geht. Bäh! Mehr Zucker! Zwei Löffel. Bäh! Drei. Bäh! Vier. Bäh! Fünf! Jetzt hat Nela zum ersten Mal bei Probieren des Tees nicht mehr das Gesicht verzogen, als hätte sie in Seife gebissen. Es bleibt mir ein Rätsel, warum die meisten Schwarzafrikaner hier so weiße Zähne haben.
Dann habe ich auf ständigen Wunsch einer einzelnen jungen Dame noch ein paar mal Baruch Haba B'Shem Adonai auf der Gitarre unter ihren zaghaften Versuchen, hebräisch mitzusingen, vorgetragen. Ihr Hallelujah klappte aber schon - wenn auch leise.
Hast du noch mehr Filme? Ich hatte noch den zweistündigen Film des Jesus-Film-Projektes, der Jesus aus Sicht des Lukasevangeliums darstellt. Nela entschied sich für die Version in afrikaanser Sprache, also die Sprache ihrer Mama. Wir haben zusammen den Film geschaut, aber in der Mitte ein Stück ausgelassen, weil es doch arg lang war. Bei der Grablegung und Auferstehung haben wir weiter geschaut.
Später ging sie zum Essen und kam zurück, als ich gerade von Rebecca Ngiyamazi lo Yesu hörte. Plötzlich singt sie den Refrain mit. Woher kennt sie das Lied? Sie hat es früher schon zweimal bei Smava auf dem TV gesehen und sich den Text behalten. Ich habe gefragt, was der Liedtitel = Refrain bedeutet. I know Jesus, sagte sie. Dabei zeigt sie zum Himmel. Sehr putzig, die Kleine, aber viel mehr, als nur putzig!
Das wirklich tolle Lied habe ich nicht im Netz gefunden, aber es ist etwa dieser Stil (auch Rebecca):
Zu Ngiyamazi lo Yesu, das einige Male hintereinander lief, haben wir 2 dann hier bis 15.00 Uhr abgeschunkelt, bis es hieß: Geo, I go now. :-)
Der Glaubensgrundkurs-Tag fand ein schönes Ende.
Mir wird wieder bewusst, welche Erfahrungen ich hier schon in der kurzen Zeit gemacht habe. Ich sag's ja immer: Mit Jesus unterwegs zu sein, ist bestimmt sehr vieles. Eines ist es aber definitiv nie: langweilig.
Montag, 22. März 2010
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