Ich hatte ja mal geschrieben, dass ich das verarmte weiße Ehepaar (Mark, der Anhalter und Nicki, die Dame mit dem HIV), sowie Eddie und Jenny, die in deren Nähe wohnen und ähnlich gestrickt sind, zusammenbringen wollte. Am gestrigen Sonntag war der Termin zum gemeinsamen Grillen bei Eddie und Jenny. Ich hatte Smava ebenfalls eingeladen, so dass sie mal rauskommt aus Thembalethu und weiße Südafrikaner kennenlernt, die auch nicht viel mehr haben, außer der Liebe Gottes.
Auf dem Weg zu Eddie und Jenny besuchten wir den Gottesdienst des Wilderness Christian Fellowship, wo ich gerne Oli (86) hören wollte, von dem ich wusste, dass er heute spricht.
Lwazi hatte ich ebenfalls ausdrücklich zum Grillen und vorherigem Gottesdienst eingeladen, weil ich weiß, wie stark und lebendig die Botschaften von Oli sind. Ich hätte Lwazi nicht einfach irgendwohin zu irgendeinem Gottesdienst schleifen wollen, sondern dorthin, wo er erlebt, dass Jesus real ist. Also habe ich mir für heute gewünscht, dass Lwazi sieht, wie ein Mensch drauf ist, der vor 72 Jahren seine erste Predigt gehalten hat und der mit seiner Frau und seinen "Kindern" lebendiger Beweis für die Realität Gottes und Seiner Güte ist. Klug reden können viele. Etwas zu sagen, haben viel weniger. (Foto zeigt Oli und Ria Raper)
Heute ging es um Hebräer 10. Darüber, dass Jesus ein für allemal das endgültige Opfer dargebracht hat und wir durch Ihn freien Zugang zum Vater haben. Der Vorhang ist zerrissen; es ist vollbracht!
Das ist ja eine Botschaft, mit der Menschen, die in christlicher Religion verhaftet sind, große Probleme haben. Wie die alten Galater versuchen sie immer noch eigene Anstrengungen und religiöse Praktiken hinzuzufügen. Aber Jesus sagt "Es ist vollbracht". Basta. Christsein ist Beziehung, nicht Religion - aber das hatten wir ja schon.
Oli hat damit einen klaren Kontrapunkt gesetzt zu der unguten Predigt von vor 14 Tagen. Der Prediger war ergriffen von der weltweit aufgekommenden Bewegung, die zu Jesus noch alttestamentliche Ge- und Verbote und jüdische Gebräuche hinzufügt und dadurch das Erlösungswerk Christi schmälert (= "Jesus ist nicht genug, es reicht nicht, was Er getan hat. Ich muss auch noch ..."). Dadurch kann die Kraft Gottes in den Gläubigen nicht, wie von Gott vorgesehen, zur Entfaltung kommen und letztlich werden sie selbst geschwächt.
Smava fühlte sich im Gottesdienst wohl, zumal auch noch ein paar andere Schwarze aus Simbabwe anwesend waren. Als sich die fünfte schwarzhäutige Person zu uns in die letzte Reihe setzte (damit 5 Schwarze und ich), sagte ich: "nun sind wir Schwarze zu sechst". Sie sagte später im Auto zu mir: "Ich weiß wohl, dass du im Herzen auch ein Schwarzer bist". Schön.
Zudem trafen wir dort einen geistgeleiteten deutschstämmigen jungen Mann, der recht gut isiXhosa spricht und in südafrikanischen Townships für Jesus aktiv ist. Er hat etwas von seinem Dienst erzählt und der Geist hat mir bezeugt. Mal sehen, wie es an der Stelle weitergeht. Immer wach bleiben :-) .
Smava war begeistert von seinen Sprachkenntnissen. Dass er mit mir in deutsch und englisch redet und plötzlich in ihre Sprache gewechselt ist, hat sie sehr verblüfft.
Ich hatte schon vor einigen Tagen mit Lwazi sanft über eine Gottesdienstteilnahme und anschließendes Grillen geredet, aber er zögerte, wohl weil er weiß, dass das seinen gesamten Wochenendablauf durcheinanderbringen würde, der wesentlich aus Besuchen seiner tavern besteht. Ich habe (k)eine Ahnung, wie schwer das für ihn ist, los zu kommen.
Lediglich 5 Stunden nach seiner Rückkehr aus der tavern, um 07.00 Uhr am Sonntagmorgen, war er wieder sehr adrett gekleidet, wohlriechend und zum Abmarsch bereit für die Kneipe. Ein unmenschliches Pensum.
Einige Zeit später wiederholte er mir gegenüber, dass ich zu seiner Familie gehören würde. Und außerdem zwei Mal: "Bitte denk' an mich in der Kirche." Wenn das kein Hilferuf ist?!
Das hatte etwas von "Herr gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst" (Lk 23,42).
Ein bisschen ist das traurig für mich, aber ich bin dennoch voller Zuversicht für den lieben Lwazi. Ich schreibe mit bedacht "lieber Lwazi", weil ich von ihm Positives weiß. Ein Beispiel ist, dass, als seine Mutter unlängst in einem emotionalen Loch war, er sagte: "Mama, kauf dir bitte eine DVD von Rebekka" (ihre Lieblings-Gospelsängerin). "Ich kann an meiner Essensration sparen, aber ich möchte, dass es dir gut geht!". Das macht nicht jeder. Der Mann beweist auch an anderen Stellen, dass er ein großes Herz hat! Die DVD mit 2 CDs wurde für umgerechnet 12 Euro gekauft.
So, zurück zum Tagesablauf: Nach dem Gottesdienst, haben wir zum Grillen das verarmte Ehepaar, Mark und Nicky, abgeholt. Mark hat Smava gleich auf isiXhosa angesprochen. Schön.
Bei Eddie und Jenny hat Eddie auch immer mal eine isiXhosa-Phrase fallen lassen (er wuchs auf einer Zitrusfarm mit Xhosas auf).
Alle waren sehr lieb zu Smava. Sie war sehr beeindruckt und sagte, sie sei sich trotz ihrer Hautfarbe überhaupt nicht als Fremdkörper vorgekommen und habe den schönen Nachmittag genossen. So muss es sein!
Mark und Nicki haben ein Teil ihrer Lebensgeschichte erzählt. Beide sind in Kinderheimen an vielen verschiedenen Orten aufgewachsen. Mark war, wie Eddie drogensüchtig, war in Johannesburg ein berüchtigter Schläger und hat zwei Menschen erschlagen (bevor er Christ wurde, natürlich). Sein rauhes Äußeres lässt das nicht völlig unwahrscheinlich erscheinen. Und doch ist er, wie ich ihn kennengelernt habe, eine Seele von Mensch. "Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden." (2.Kor 5,17).
Auf dem Rückweg hat Mark im Auto angefangen, auf isiXhosa Lieder zu singen: "Virginia, kennst du das?" Dann haben die Beiden mehrere Lieder über uYesu gesungen. Sagenhaft schön.
Weiter geht's: Meine afrikanische Mama hat in den schwierigen Phasen ihres Lebens schon manchmal die Frage "und Gott?". Als Oli im Morgengottesdienst ankündigte, dass am Abend in der George Methodist Church eine Dame aus England Zeugnis über ihre Heilung geben würde, habe ich Smava gefragt, ob sie mit mir hingehen möchte. Wir fuhren also direkt nach dem Grillen hin.
Jean Neil aus Rugby (England), 75 Jahre alt, hat über ihr Leben im Kinderheim mit schlimmen Misshandlungen gesprochen und über ihre späteren 20 Jahre im Rollstuhl mit vielen erfolglosen Rückenoperationen. Bis sie in einem Gottesdienst 1988 bei Reinhard Bonnke radikal geheilt wurde. Die Dame sieht aus wie höchstens 60 (viel jünger, als auf dem Foto) und sie ist eine Runde in der Methodistengemeinde gerannt. Man kann ein 7 minütiges Video über ihre Heilung ansehen. (Auf ihre Homepage www.jeanneilministries.org.uk kann ich derzeit nicht zugreifen.)
Ich möchte nicht zu viel sagen, aber bei Smava sind, wie bei vielen anderen auch, an diesem Abend Tränen geflossen.
Der Heilige Geist war präsent. Es ging sehr stark darum, Vergebung zu gewähren.
Natürlich habe ich die Dame Jean Neil noch nie vorher gesehen, sie mich erst recht nicht. In dieser Methodistengemeinde war ich auch noch nie. Jean hat mir von Gott her unter anderem zugesprochen: "You will save street-kids and set the captives free". (Du wirst Straßenkinder retten und Gefangene freisetzen). (Selbstverständlich ist Jesus der Hauptakteur!). Das ist ja nun nicht das erste prophetische Wort das ich bekommen habe, aber es ist immer wieder unglaublich und ich darf mich immer wieder neu über Gott wundern, wie er das macht und arrangiert. Wie grenzenlos groß Er ist. Er ist nie so klein, wie Religion und Menschen Ihn machen. Wie Er eine alte Dame aus England etwas über mein Leben sagen lässt. Auf jeden Fall eine starke Bestätigung und Ermutigung für mich. Danke, Jesus.
Auch in Smavas Leben hat Gott durch Jean sehr konkret hineingesprochen. In der Methodistengemeinde hatte ich dann noch den starken Eindruck, für Smava beten zu sollen (eigentlich schon gestern in unserer Lobpreiszeit). Ich habe sie gefragt und so geschah es dann.
Später wurde ich gebeten, Jean zu einem Gottesdienst in eine andere Gemeinde zu chauffieren. Schließlich konnten Smava und ich mit ihr und anderen im Haus von Oli und Ria noch einen Tee trinken und sie persönlich kennen lernen. Kommentar von Smava über Jean und ihre Begleiterin Carolina: "Two very nice English ladies".
Ansonsten ist noch zu sagen, dass Papa Oli (Oli und Ria haben mich ja zur großen Schar ihrer adoptierten Kinder hinzugefügt), für mich gebetet hat. Als ich sehr kurz mein Anliegen vorgebracht hatte, fing er sofort an, in meinem Arm an bitterlich zu weinen und hat das so in den Himmel getragen. Das hat garantiert besonderes Gehör gefunden. Auch unglaublich.
Was in den letzten Tagen und heute passiert ist, darüber gäbe es noch viel mehr zu sagen, aber das ist nicht zu bewältigen. Es ist jetzt schon wieder 02.37 Uhr und ich bin nicht der Schnellste auf der Tastatur.
Alsdann, bis bald. Viel Segen!
Montag, 15. März 2010
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