Church building / Kirchengebäude in Thembalethu

... God has chosen the weak things of the world to confound the things which are mighty; And base things of the world, and things which are despised, has God chosen ... (1Cor 1:27.28) p>p>p>

Sonntag, 14. März 2010

Mein erster Besuch in einer Township-Spelunke - Virginia tanzt!

Am Samstag, um 11.00 Uhr, fragte mich Lwazi, ob er mich einigen Freunden in seiner Stamm-Tavern bekanntmachen dürfte. Von den Dingen, die ich in Thembalethu derzeit am wenigsten tun wollte, gehört der Besuch einer der berüchtigten Township-Spelunken. Nicht, weil "man da als Christ nicht hingeht". Jesus war immerhin auch bei den Ausgestoßenen und Verachteten und aß mit den Sündern, was die religiösen Führer gegen ihn aufbrachte. Vielmehr deshalb, weil ich die Situation noch nicht gut einschätzen kann und außerdem möchte ich nicht mittrinken.

Da ich aber Lwazi und seine Bitte nicht ablehnen mochte, habe ich mich für die Antwort, "ja, sehr gerne", entschieden. Mir lag und liegt Lwazi am Herzen, zunächst weniger die Leute in der Spelunke. Lwazi ist, glaube ich, ein sensibler Mensch, ein prima Sohn und ein guter Kerl, wenn auch mit einem sehr ausgeprägten Alkoholproblem.

Die Nathan-Tavern in der bungalow area, dem ältesten Teil Thembalethus, ist fußläufig gut 10 Minuten von unserem Haus entfernt. Das Bild stammt nicht aus Thembalethu, obwohl sich auch hier alles um einen Poolbillardtisch herum abspielt. Ich hatte nichts dabei, also auch keinen Fotoapparat. Und selbst wenn, ich hätte ihn niemals eingesetzt. Da sind echte Charaktere zu Gange. Wie aus dem Film. Manchen möchte ich nicht nur im Dunkeln nicht begegnen, sondern am besten auch am Tag nicht. Mann, was sind da für krasse Typen dabei.

Folgendes Bild bot sich mir: Wer sich ein Bier bestellt, bekommt eine 0,75 Liter Flasche für umgerechnet 1 Euro. Kleinere Mengen gibt es nicht. ("Draußen gibt's nur Kännchen!"). Viele Gäste, insgesamt etwa 30, darunter wenige Frauen, haben eine ganze Flasche Wodka, Brandy oder Whisky neben sich stehen. Das Zeug wird sehr zügig getrunken. Das sind echte Kampftrinker!

Sehr positiv für mich war erstmal, dass ich sagen konnte, dass ich nichts trinken möchte und man das akzeptierte. Vielleicht verstand man es nicht, aber ich wurde nicht unter Druck gesetzt. Das ist mir sehr wertvoll. So war ich gut 3 Stunden in der tavern auf dem Trockenen und habe gesehen, wie sich Männer in kürzester Zeit mit einer 3/4 Flasche Wodka im Alleingang besinnungslos saufen, aber wie das Küken irgendwie nach einer kurzen Ruhephase in Regungslosigkeit auf dem Fußboden liegend, plötzlich wieder halbwegs stehen können. Dann weitertrinken, um erneut besinnungslos auf dem Rücken zu liegen und wieder auf die Seite geräumt zu werden. Dann wieder stehen, herumfuchteln, tanzen und trinken können ... Schrecklich.

Sehr abschreckend das Ganze, zumal ja auch das Aggressionspotenzial in dem Zustand schwer einzuschätzen ist. Ohne Lwazi wäre ich da gewiss nicht aufgetaucht.

Ich hatte aber andererseits mit Lwazis Freunden George, Sticks, Biza und Josephs zum Teil sehr gute Einzelgespräche (in Englisch). Das Leben ist nicht schwarz oder weiß!
In der tavern, ist es sehr viel mehr schlimm als schön, aber die Jungs mit denen ich sprach (alle so um die 25), waren mir sympathisch und hatten teilweise mir nahestehende Ansichten. Sticks (26), ein sehr vernünftiger Typ, hat zum Beispiel erzählt, dass seine Freundin ihm gesagt habe, dass sie nicht möchte, dass er trinkt. Er entgegnete, dass er sie nicht verlieren möchte, aber nicht so einfach aufhören kann, sondern nach und nach reduzieren möchte. Wenigstens ehrlich.
Biza, ein ganz zurückhaltender junger Mann, der etwas stottert und in meinen Augen überhaupt nicht zur tavern passt, hat mich gefragt, wieso ich nicht rauche und trinke. Ich habe ihm ein klein wenig von Jesus erzählt und gut.
Wow. Wer hätte gedacht, solch angenehme Leute hier zu treffen? Ich eher nicht.

Lwazi war mir gegenüber in der tavern sehr fürsorglich und hat mir Mut gemacht. Daneben habe ich natürlich auch gebetet. So hatte ich in der ganzen Zeit lediglich eine kleine unschöne Begegnung, aber viele freundliche. Es wird Widerstände geben, aber die darf ich nicht überbewerten und mein Denken dominieren lassen.

Kurzum, ich sehe mich schon wieder in der Spelunke. Das nächste Mal nehme ich Geld für eine Cola mit.
Lwazi und George haben mich dann nach Hause begleitet. Auf dem Nachhauseweg lagen dann hie und da Schnapsleichen in den Vorgärten.

Am Nachmittag ging Lwazi dann zur zweiten Runde in die tavern (bis ca. 02.00 Uhr). Diesmal lehnte ich dankend ab und blieb im Zimmer, auch um etwas in den Blog zu schreiben. Lwazi hat mir bei Gehen gesagt, dass ich zu seiner Familie gehöre. Das hat mich gefreut, weil ich immer die Besorgnis habe, dass er mich als Eindringling sehen könnte.

Während dem Gewummere und Gekreische um mich herum, kam mir die Idee, was ich gegen den Lärm aus den anderen Hütten tun kann. (Man kann sich die Geräuschkulisse am Wochenende so vorstellen, wie auf einem Rummelplatz, wo alle paar Meter ein Fahrgeschäft seine eigene Musik erschallen lässt und irgendein Animateur ins Mikro plärrt).

Die Lösung: wenn ich meine eigene Musik laut genug stelle, höre ich die der anderen ja nicht. Glücklicherweise hat Trevor, der 21 Jahre alte Sohn von Smava (Virginia), der in Kapstadt lebt, sein Logitech Subwoofer-Soundsystem zurückgelassen, an dem ich einen Kabelbruch repariert habe und an mein Netbook anschließen konnte. Ich also Fenster und Tür weit aufgemacht, die Anlage aufgerissen und  angefangen rockige Jesus-Lieder von Third Day zu spielen, z.B. King of Glory. Das war cool und eine echte Erleichterung für mich. Wo kann ich das denn sonst machen, ohne dass die Nachbarn Amok laufen? In Thembalethu gehts :-)




Liedtext:
Who is this King of Glory that persues me with his love
And haunts me with each hearing of His softly spoken words
My conscience, a reminder of forgiveness that I need
Who is this King of Glory who offers it to me
Who is this King of angels, O blessed Prince of Peace
Revealing things of Heaven and all its mysteries
My spirit's ever longing for His grace in which to stand
Who's this King of glory, Son of God and son of man
His name is Jesus, precious Jesus
The Lord Almighty, the King of my heart
The King of glory
Who is this King of Glory with strength and majesty
And wisdom beyond measure, the graceous King of kings
the Lord of Earth and Heaven, the Creator of all things
Who is this King of Glory, He's everything to me
The Lord of Earth and Heaven, the Creator of all things
He is the King of glory, He's everything to me!


Ein echtes Gegenprogramm! Wäre interessiert zu wissen, ob es das noch irgendwo hier in Thembalethu gibt? :-)

Dann habe ich afrikanischen Gospel aufgelegt (Ladysmith Black Mambazo, Maria Le Maria, Rebekka). Das hat doch meine afrikanische Mama Smava in der Küche angezogen. "Are you playing this music?". Sie wird vom Jive ergriffen und tanzt hier ab. Also hatten wir eine längere gemeinsame Lobpreiszeit in meinem Garagenzimmer mit lautstarker Musik und sie hat mir die Texte übersetzt. Sehr gute Lieder sind das.

Nachdem sie erschöpft war, habe ich ihr einige Zeugnisse von zumeist Afro-Amerikanern gezeigt, z.B. LaShun Pace, Steve Harvey, Blair Wingo und SM Lockridge.  Die haben sie schwer beeindruckt.



Christsein trägt abgesehen von der Kernbotschaft und der Einladung "KOMM", die für alle Menschen auf dem Globus die Gleiche ist, bekanntlich starke kulturelle Züge. Mit getragenen Violinklängen, gezupfter Gitarre und eleganter Klaviermusik, hat man es bei den hiesigen schwarzen Geschwistern nicht so sehr. Es muss Leben in die Bude. Der Körper will sich bewegen und nicht starr auf eine Kirchenbank geklebt sein.
Mit amerikanischen Gospelsängerinnen wie LaShun Pace, Mahalia Jackson und anderen, die wir angehört haben, geht das also schon eher. Diese Damen hat Smava trotz deren Amerikanisierung immer noch als "proper African mamas" identifiziert.

Neben sehr viel Musik haben wir uns sehr schön über den Glauben ausgetauscht. Er war im Zentrum.

Ein toller Lobpreisabend fand erst ein Ende, als die Tochter uns um 21.00 Uhr zum Essen gerufen hat.

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