Gestern auf dem Weg zur Müllkippe dachte ich bei mir: "Und jetzt, Jesus? Was soll werden?"
Ich weiß wohl, dass Gott IMMER größer ist, als ich annehme und Er immer weiter gedacht und geplant hat, als ich. Mir ist auch klar, dass ich alles von IHM erwarten darf (und muss), aber mir war unklar, was Er vorbereitet hat. Und so hab' ich am Straßenrand angehalten und gebetet.
Dann, auf der Müllkippe angekommen, ein freundlicher Empfang verschiedener Leute. Nichts erkennbar Tiefes, aber doch sehr freundlich. Das ist mir schon was wert.
Bei Samuel ist das aber noch mal etwas anders. Wir beide sind uns recht nahe geworden. Er hat mich etwas gefragt, was ich aber nicht verstanden habe. Er hat es nochmal gefragt und wieder habe ich es nicht verstanden. Also sind wir übereingekommen, dass er es tun soll, was immer er möchte.
Was dann geschah, hat mich sehr stark berührt. Er hat aus der Gruppe von etwa 30 Menschen auf der Müllkippe einige Leute mit Namen gerufen. Die Gerufenen kamen auch alle.
Er nahm die Kopfbedeckung ab und nach ihm alle anderen Männer. Samuel sagte auf afrikaans, dass wir dem Herrn für das Essen danken und fing an, ein längeres Gebet zu sprechen. Kein kurzer pro forma Reimvers, sondern ein echtes Gebet!
Hier sind wir also zu zehnt auf der Müllkippe, um uns herum verschiedene Entladevorgänge und wir stehen auf ein paar Quadratmetern am Auto zusammen und haben gebetet. Wie genial ist denn das?
Die Gebetsgruppe nach dem Gebet (Samuel 2. von links)
Wenn ich jetzt Samuel auf dem Bild betrachte, sehe ich keinen durch das Leben gebrochenen alten Mann mehr, sondern einen sehr starken Streiter für den Herrn und einen lieben Bruder.
Samuel hat dann erzählt, was ich zunächst ebenfalls nur schwer verstanden habe. Sobald das Gespräch in die Tiefe geht, fällt es mir schwer auf afrikaans zu folgen. Schließlich gelang es aber doch. Er hat dargestellt, dass Jesus immer wieder an unserer Herzenstür anklopft und wir aufgerufen sind, diesem Ruf zu folgen und Jesus ins Herz zu lassen. "Openbaring drie?" fragte ich, und er bestätigte es. Ja, Offenbarung, Kapitel 3.
Dort spricht (der verherrlichte) Jesus wörtlich : "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, so werde ich zu ihm hineingehen und das Mahl mit ihm essen und er mit mir."
Samuel erzählte weiter, dass viele auf der Müllkippe ihr Herz nicht für Jesus aufmachen. Er (!) schlug vor und ich habe sofort freudig zugestimmt, dass wir mal eine Zusammenkunft haben sollten. Wir haben den Sonntag in 2 Wochen abgemacht, an dem wir über den Gott des Friedens sprechen wollen. Samuel wird einzeln die Menschen dazu einladen. Das stelle man sich mal vor!
Ich würde dann gerne ein paar Kuchen aus dem Supermarkt holen, an die Müllkippe angrenzend im Gras sitzen, gemeinsam Kaffee aus Pappbechern trinken und Gottesdienst feiern. Ohne religiösen Schnickschnack, sondern, wie wir sind. Genauso, wie der zerlumpt heimgekehrte verlorene Sohn auf dem Rembrandt-Bild. Das wird was werden.
Die göttliche Zahl 7
Es ist schwer, abzuschätzen, wie viel Sandwiches auf der Müllkippe benötigt werden. Auch muss ich berücksichtigen, dass die Menschen am Zugangsstor bei meiner Ausfahrt auf mich in Erwartung des Essens warten. Da kann ich nicht zu wenig haben.
Ich zählte am Ausgang die Menschen: "7". Dann zählte ich die Brote "6". Schreck. Nochmal gezählt, und siehe, 2 Sandwiches waren übereinander liegend etwas gepresst und dünn, also tatsächlich "7". Dann zählte ich die Früchte, die ich lange vorher ohne zu zählen, grob gefühlsmäßig in die Box gelegt hatte. Wie viel waren es? Richtig. Ebenfalls "7". Jeder hat etwas bekommen und nix blieb übrig.
Vielleicht nur eine Kleinigkeit und ein Zufall mit den 7 Früchten und den 7 Broten, mag man denken, vielleicht ist es aber mehr als das. Die 7 gilt ja im biblischen Zusammenhang als die Zahl Gottes, Sinnbild für Vollkommenheit. Das habe ich den Jungs am Zufahrtstor kurz erzählt.
Danach konnte ich fast fliegen. Beinahe wie dermaleinst Fantomas.
Themba
Auf der Müllkippe begegnete ich auch noch Themba. Er ist einer der Xhosa-Wachmänner dort. Gleich beim ersten Mal, als wir uns sahen, mochten wir uns. Ich bin von seiner ansteckend erfrischenden Art angetan und er freut sich riesig über meine paar Brocken isiXhosa, die ich mit ihm redete. So haben wir uns gestern länger unterhalten und hatten viel Spaß.
Er wohnt in Lawaaikamp, dem Township, das durch die Autobahn N 2 von Thembalethu getrennt ist. Themba war recht traurig, dass Diebe seine Hütte samt Kleidern geplündert hatten und er weiß nicht, wo das noch alles hinführen soll. Es gäbe keine Sicherheit im Township.
(Als zusätzlicher Sonnenschutz befindet sich eine Schirmverlängerung aus Zeitungspapier unter seiner Mütze)
Was noch? Marks Vater liegt in Johannesburg im Koma, so dass er mit dem Intercape-Bus (es gibt keine Zugverbindungen) für eine Woche nach dort gereist ist. Nikki (die Dame mit dem HIV) blieb unversorgt mit den 3 Kindern allein zurück. Dort bin ich dann am Abend noch vorbei gefahren und habe einen Besuch abgestattet.
Schließlich war ich mit sehr netten Bekannten auf meinem Heimweg Pizza essen (ich wurde von einem freundlichen Holländer, den ich an dem Abend kennenlernte, zur Pizza eingeladen). Dort traf ich eine Touristin aus München, die sagte, sie hätte das dringende Bedürfnis, sich an unseren Tisch setzen zu sollen. Mit ihr hatte ich später noch eine Stunde lang über Jesus geredet.
Wie ER das nur immer einfädelt??!
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