Gestern früh war ich wieder im Gottesdienst in der Ekklesia-Gemeinde in George. (Es gibt dort zwei Gottesdienste am Sonntag. Morgens und abends. Dazu mittwochs und freitags ebenfalls volles Programm sowie dienstags Gebetsabend.)
Die einstündige Lobpreiszeit ist dort für eine so relativ kleine Gemeinde mit etwa 100 Besuchern erstaunlich intensiv. Das Lobpreisteam bestehend aus 9 Personen spielt viele meiner Favoriten von Heather Clark, Hillsong ("Sing", "Lead Me to the Cross", "All I Need Is You") oder auch "Show Me Your Face" von Paul Wilbur. Oder "Nothing But the Blood of Jesus". Alles auf hohem Niveau mit Herz. Stücke, die ich sonst noch nie live gehört habe. Schön.
Die Gemeinde ist mir auch deshalb sympathisch, weil die sie in ihrem kleinen integrierten Buchlädchen die Sachen anbietet, mit denen ich mich stark identifizieren kann. Gesunde Lehre, wie ich finde und nicht diese pseudo-christliche Literatur, die mir Wege zeigen will, wie ich mich angeblich selbst verbessern kann. Und mich mit mir selbst hilflos zurücklässt.
Ich sitze in der Gemeinde wie in der Schule hinten. Ich weiß nicht genau warum, aber im schwarzen Block ist mein Platz.
Der Pastor sprach über die Herrlichkeit Gottes. Über Jesus, das Licht und über den Stand, den die Gläubigen in Christus haben. Auch über das Feuer in uns, dem wir nicht erlauben sollen, klein zu werden oder es gar verlöschen zu lassen, sondern geistliche Nahrung geben sollen.
Der Mann war selbst ausgesprochen feurig. Er predigte eine Stunde, in dem er aus dem Stand Bibelzitat an Bibelzitat reihte. Einerseits klasse, aber Mann o Mann, das hat mich so beeindruckt, da kam ich mir sooo winzig vor.
Das erinnerte mich an den berühmten Predigtvortrag vom Baptistenpastor John Piper (in englisch). Er reiht auch auf wundervolle Weise in den ersten 20 Minuten über 100 Verse aneinander. Aus den Psalmen, aus dem Römer- und 1. Korintherbrief. Das reine Wort Gottes ist so stark. Ein Genuss. Das ist nicht ein auswendig gelerntes Gedicht, das lebt!
Dann in der Lobpreiszeit musste ich unter Tränen an die Kinder und Jugendlichen in Thembalethu denken und beten. An die kleine Nela und einige andere, die vor meinem geistigen Auge erschienen. Nicht emotionale Mitleidstränen wie bei der UNICEF-Werbung: "Ach die armen Kinderchen haben keine Schuhe und so wenig Schönes im Leben", sondern es war anders. Radikaler.
Fast so wie in Klagelieder 2,18.19: "Ihr Herz schreit zum Herrn! ... lass Tränenströme fließen bei Tag und Nacht, gönne dir keine Ruhe, dein Augapfel raste nicht! ... Schütte dein Herz wie Wasser aus vor dem Angesicht des Herrn! Hebe deine Hände zu ihm empor für die Seele deiner Kinder, die vor Hunger verschmachten an allen Straßenecken!"
Später, in einer Gebetszeit im Gottesdienst habe ich mit meinem jungen (schwarzen) Sitznachbarn gebetet, nachdem wir wechselseitig unsere Anliegen kurz vorgebracht hatten. Er hat also für "meine" Kinder in Thembalethu gebetet und ich für ihn, dass Gott ihm eine gottesfürchtige Ehefrau zur Seite stellt. Da ging es mir doch prompt schon wieder so! Dabei kannte ich den Mann und seine innere Not ja gar nicht. Das hat also nix mit Emotionen zu tun. Es muss mit dem Herzen Gottes zusammenhängen. Eine erstaunliche Erfahrung, die ich da mache.
Heute früh dann erreichte mich eine Nachricht von einem sympathischen Menschen, den ich mal etwa 1/2 Stunde kennen lernte und etwa 10 Sätze mit ihm ausgetauscht habe. Die Person ist offenkundig Christ aber "weiß nicht, ob sie ein Kind Gottes ist, oder nicht". Also wandte sich die Person Hilfe suchend an mich (???) Ich habe die Nachricht gelesen und ich habe gespürt, das Jesus diesen Kontakt vorbereitet hat.
Mir ist klar, dass man mich für einen durchgeknallten Freak halten muss. Ich traue mich auch manchmal gar nicht alles in das Blog-Tagebuch zu schreiben, weil es ja auch andere lesen, aber es war ja so. Ich wusste es sofort. Jedenfalls habe ich dem Menschen geantwortet und ein ausgesprochenes Hochgefühl war bei mir die Folge. Wie nach 3 Wein :-) Vielleicht sind das die Ströme lebendigen Wassers (Joh 7,38), von denen immer so gerne gesungen wird? Auf jeden Fall: Jesus alle Ehre!
Dann dachte ich drüber nach, wie es sein kann, dass ich mich gestern so winzig klein angesichts des Pastors fühlen konnte und jetzt so grandios. Da kam mir als Rettung Römer 12,4f in den Sinn: "Denn gleichwie wir an einem Leib viele Glieder besitzen, nicht alle Glieder aber dieselbe Tätigkeit haben, so sind auch wir, die vielen, ein Leib in Christus, und als Einzelne untereinander Glieder ..."
Ich bin nicht der Pastor und der Pastor ist nicht Geo. Und du, der du das liest, bist weder der eine, noch der andere, sondern du selbst. Mit deiner Geschichte, deinen Talenten und deiner von Gott gegebenen Berufung. Sich mit anderen zu vergleichen ist in der Jesusnachfolge nicht gut!
Und gut.
Für jetzt.
Montag, 29. März 2010
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"Ich bin nicht der Pastor und der Pastor ist nicht Geo."
AntwortenLöschenDanke, genau so ist es! Ich fall da auch gern rein, dass ich mich mit anderen vergleiche. Aber ich will einfach auf dem Platz sein, auf den Gott mich stellt.
Wie geht es eigentlich dem Küken?
Grüßle, Christine