Church building / Kirchengebäude in Thembalethu

... God has chosen the weak things of the world to confound the things which are mighty; And base things of the world, and things which are despised, has God chosen ... (1Cor 1:27.28) p>p>p>

Sonntag, 21. Februar 2010

Strahlendes Licht, Schatten und tiefe Finsternis

Gestern, am Freitag, hatte ich mehrere sehr gute und intensive Gespräche. Das Licht schien ein paar Mal. Zuerst habe ich mich über 2 Stunden mit einer jungen Frau unterhalten, deren Mann vor kurzem in ihren Armen verstarb. Dann mit einer Person, die sehr tiefe spirituelle Erfahrungen in der Esoterik macht und mich mit den Worten begrüßte „2010 wird es dramatische Veränderungen auf der Erde geben“ und schließlich unterhielt ich mich mit einer 86 Jahre alten, wohlhabenden Frau, die in ihrem Umfeld als schwierig und hartherzig gilt. Sie war mir gegenüber erstaunlich offen und so erlebte ich sie als liebenswerte alte Dame – bestenfalls mit Macken wie wir sie alle auf die eine oder andere Weise haben. Wir haben uns gegenseitig fürs Gespräch gedankt und uns ganz schön lieb gehabt :-)

Was mich erstaunte, war, dass alle Gespräche in sehr friedvoller Atmosphäre verliefen. Obwohl doch eigentlich einige Klippen vorhanden waren. Ich habe stark das Gefühl, die Menschen einfach annehmen zu können wie sie sind und wo sie stehen und in ihnen liebenswerte Leute zu sehen, denen ich die Gute Nachricht erzählen kann und ihnen da begegnen kann, wo sie stehen in ihrem Leben. Habe öfters einfach nur zugehört und vom Herzen her geantwortet – durchaus auch von der Liebe Gottes, die uns in Jesus entgegenkommt.

Als ich später allein war, war ich doch nicht allein. Er war da und es war eine ergreifende Zeit mit viel Licht :-).


Heute, am Samstag war ich mit einem 20 Jahre alten braunen, angerosteten Fahrrad in Thembalethu unterwegs. 15 Jahre alte Shorts, relativ alte Schuhe, T-Shirt. Keine Armbanduhr, kein Handy, kein Geld, kein Schmuck (außer Ehering) sowie: kein Sonnenschutz- mittel - Letzteres war leider ein Fehler mit Nachwirkungen.

Das Schlichtwohngebiet ist gefühlt riesig. Zumal ohne Auto. Da es allerdings zwischen Autobahn und Meer eingepfercht liegt, kann man sich längerfristig nicht verfahren.

Auf Fotos habe ich bewusst verzichtet, weil ich sie nur machen möchte, wenn ich die Leute kenne bzw. kennen gelernt habe. Sonst fände ich es entwürdigend.

Wie erging es mir heute? In der Fernsehwerbung gab es mal eine junge Frau, die mit einem Minirock durch die Stadt läuft und alle Männer drehen sich um bzw. pfeifen ihr nach (wegen des tollen Haarsprays oder was es sonst war, das sie benutzte). Bei mir waren es keine Pfiffe, aber scheinbar absolut jede(r) nahm Notiz von mir und sehr, sehr viele Kommentare wurden halblaut oder in Form von Rufen abgegeben. „Umlungu“ (Weißer) war einer der Wenigen, die ich verstand. Mimik und Gestik waren unterschiedlich. Von freudig überrascht und offen, bis ablehnend (wenn ich beides richtig deute). Es ist schlichtweg ungewöhnlich, dass ein Weißer dort unterwegs ist. Andere „Whities“ habe ich nicht gesehen.

Viele haben halt gebettelt, weil sie „weiß“ mit „reich“ gleichsetzen, was natürlich in Relation immer stimmt. Trotz altem Fahrrad und abgetragenen Klamotten. Ein recht schönes Gespräch (auf Englisch) hatte ich bei meiner Tour mit ein paar sehr sympathisch auftretenden Leuten. Im übrigen bin ich aber immer freundlich dreinschauend und winkend weitergefahren, wenn man mich aus einer wenig vertrauenserweckenden Gruppe herbeiwinken wollte.

Ich habe versucht, die Menschen, die mich ansahen, in der jeweils richtigen Anrede (Kinder, Herren, Damen, Fräuleins, junge Männer) freundlich auf isiXhosa zu grüßen. Zu viel mehr reicht es ja bei mir nicht. Und selbst das ist absolut anstrengend, weil das Township am Wochenende ziemlich belebt ist. Die Leute schlendern über die Wege oder sitzen vor ihren Hauseingängen. Jugendliche streunen umher oder lehnen an den Spelunken und lauern, was geht.

Der Umfang an Alkoholmissbrauch ist atemberaubend. Besonders am Wochenende. Da spielen sich Szenen ab, die kennt man nur aus schlechten Filmen. Einschließlich hopsend-stotternde Alkoholfahrten mit dem Auto, als hätte es Känguru-Benzin getankt.

Ich frage mich, wie würde Jesus mit all dem umgehen? Wie würde er sich dort bewegen? Allein? Mit wem sprechen? Was?

In meinem Fall wäre es jedenfalls schön, wenn noch jemand dabei wäre. Vor allem wäre es sinnvoll, wenn ich gescheit reden könnte.

Einen kleinen Freund (im April wird er 11), habe ich aber schon gefunden. Wami (sprich: Uaami) ist dieses gesamte Jahr bei der Tante in Thembalethu zu Besuch. Er spricht ausgesprochen gut englisch und hat mir einiges über sein Dorf in der Transkei aus dem er kommt und über seine Kultur erzählt. Wami merkt den Unterschied zwischen der Freiheit und Schönheit des sicheren Lebens in seinem weitläufigen und von grasbewachsenen Bergen umgebenen Dorfes sowie der Enge, Tristesse und Rauheit des Township-Lebens sehr genau.
Bei ihm habe ich einige für mich wichtige Phrasen gelernt wie z.B.: Andina mali (ich habe kein Geld) oder Ndiumhlobo wako (ich bin dein Freund).

Ein lieber kleiner Kerl, der Wami. Wir haben uns auf der anderen Straßenseite einige Alkoholexzesse ansehen müssen und so habe ich mit ihm darüber geredet. Ein schlauer Bursche, der um das Suchtpotenzial (in der Theorie) genau weiß. Erstaunlich! Auch darüber, wie Alkoholmissbrauch Leben zerstört. Er hielt mir quasi einen Vortrag garniert mit Berichten über Leute, die er kennt. Anschließend haben wir zusammen mit seiner Familie gegessen. Wami hat frei von der Leber weg ein 1a Tischgebet in englisch abgeliefert. Nicht gestelzt oder scheu. Noch erstaunlicher! Und was passiert als nächstes? Er trinkt wie selbstverständlich Wein zum Essen!!! Mit 10 Jahren. Am erstaunlichsten! Ich habe seine Mutter angesprochen, die sagte, es sei o.k., denn Rotwein sei gut gegen Bluthochdruck. (Wenn das stimmt, wird es die Dame selbst nie mit selbigem zu tun haben. Gleiches gilt für den rabenvollen, aber liebenswerten Onkel).

Morgen reist die Mutter wieder ab und ich werde nochmal mit ihm reden. Tja, was sage ich denn da bloß? Einerseits bin ich nicht erziehungsberechtigt, andererseits will ich nicht einfach wegschauen. Vorsichtiges Reden dürfte angesichts seines gezeigten Fachwissens erlaubt sein. Wohl aber erst, wenn wir uns besser kennen.

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