Church building / Kirchengebäude in Thembalethu

... God has chosen the weak things of the world to confound the things which are mighty; And base things of the world, and things which are despised, has God chosen ... (1Cor 1:27.28) p>p>p>

Sonntag, 28. Februar 2010

God moves. Mobilitätsgarantie! - He and Nissan made my day!

Es kann ja eigentlich nicht jeden Tag was Nennenswertes sein. Sicher nicht, aber momentan ist es (noch) so.

Der Samstag war also wieder ein ereignisreicher Tag und ich schildere ein paar Geschehnisse.


Mobilitätsgarantie!?! Aktuelles Foto des Nissan Skyline. Eckdaten: Fast 400.000 km Laufleistung. Rahmen verzogen. Keine eFh, kein Schiebedach, Fehleranfällig. Hoher Verbrauch. Langsam (V/max. ca. 110 km/h). Schwerfällig. Innenraum undicht. Quietscht, rasselt, klappert, rostet sichtbar. Klima funktioniert nicht, Radio auch nicht,  u.a.m. ebenfalls nicht - Nissan bleibt aber nicht liegen und fährt treu. Ein rollendes Nilpferd. (Anmerkung: "TÜV" wird bei An-/Ummeldung erteilt und bleibt lebenslang, außer bei Besitzerwechsel bestehen). Das Fahrzeug fügt sich harmonisch in seine Umgebung ein :-)

Am Vormittag hatte ich mit abgebildetem Auto als Anhalter einen Weißen (50) mit seinen Sohn (11) mitgenommen. Die beiden hatten einen 6,5 Stunden Fußmarsch (!) nach George vor sich. Der Papa heißt Mark, der Sohn Joshua Immanuel. Drei biblische Namen also. Immanuel heißt ja "Gott mit uns" und schon war das Gespräch eröffnet.
Die Familie (mit Gattin und 2 weiteren Kindern 16 und 14), ist durch Arbeitslosigkeit dramatisch verarmt. Mark war früher mal Jugendpastor in Hillbrow (Johannesburg), einem der gefährlichsten Flecken unseres Planeten, sein Vater "Open-Air-Preacher" ebenda. Das Ehepaar gehörte auch zuletzt einer Gemeinde an. Er mag wie ich, Louie Giglio, besaß, wie ich, alle DVDs von ihm und sah sie sich regelmäßig an. Leider sind nun alle DVDs weg.


(Louie Giglios bekanntes "Laminin" ein Zellmolekül des menschlichen Körpers, 8 Minuten/engl.)

Nachdem Mark allerdings vor einem Jahr verarmte, waren nicht nur die DVDs weg, sondern er auch aus der Gemeinde "raus". Es gab null-komma-null Unterstützung. Außer Segenswünschen mit Klaps  auf den Rücken "wird schon wieder werden" und tollen Bibelversen wie aus Röm.8, wonach "alles denen zum Besten dienen muss, die Gott lieben", war nix zu erwarten.
Er hat es exakt so geschildert, wie es im Büchern wie z.B. "Der Schrei der Wildgänse", "Hirtenherz", "Pagan Christianity", "The Untold Story of the New Testament Church", "Open Church" usw. über das "System Gemeinde" (zumeist in den USA) beschrieben ist. Die organisierte / institutionelle Kirche ließ ihn jedenfalls hängen, als er nicht mehr ins Raster passte und selbst hilfsbedürftig wurde. 
Als die beiden aus dem Auto ausstiegen und sich bedankten, sagte Joshua Immanuel, wie in Stein gemeißelt zu mir:  

"Ich möchte dir noch etwas sagen. Wir sind sehr viel ärmer als andere, aber wir lieben uns sehr viel mehr, als andere!"

Das hatte ich allerdings bereits wahrgenommen, so wie der Vater über seine Kinder und seine Frau sprach!

(Nachher geht die Geschichte weiter)



Dann war ich in Thembalethu. Dort fragte mich der kleine Wami, 10,  (der mit dem Wein), ob ich mit ihm seinen kleinen Fernseher anschließe und einrichte. Es hat mich sehr gefreut, dass er mich fragt, denn er hatte die Auswahl unter mehreren Personen. So haben wir den TV also installiert und hatten Spaß dabei.

Meine Vermieterin besucht die römisch-katholische Kirche in Thembalethu. Ihr Hausdach wird gerade von einem Bekannten ausgebessert und so fiel durch  fehlende Wellblechplatten sehr viel ungewohntes Licht in ihr Häuschen. Da hub sie plötzlich an (ohne, dass Geo, dieser religiöse Spinner wieder mit seinem Jesus irgendwas angestoßen hätte) und erzählte, dass sie sich seinerzeit bewusst als Herzensentscheidung Jesus zugewandt hatte. Sie hat mir geschildert, dass sie nach ihrer Bekehrung ein Bild gemalt hat, in dem Jesus das Licht der Welt und für sie selbst ist. Sie erzählte mir mit leuchtenden (=Licht) Augen und strahlendem (=Licht) Lächeln  Dann berichtete sie, dass irgendwann mal die Gläubigen in ihrer Kirche ermutigt wurden, etwas in den Gottesdienst mitzubringen, was ihnen wichtig sei. Sie brachte Senfkörner mit der Begründung mit, dass sie sein möchte, wie ein Senfkorn. Eines, das auf fruchtbaren Boden fällt und nicht auf die harte Erde oder unter die Dornen. Sehr bewegend und sehr schön, das! :-) 

Später war ich auf der Müllkippe Brote verteilen. Mein Freund in spe, auf den ich mich schon gefreut hatte und den ich dort sehr gerne besucht hätte (der im letzten Winkel), war leider nicht da. Weil es Samstag war, waren insgesamt weniger Leute anwesend, als unter der Woche, so dass ich eine Menge Sandwiches übrig hatte. Wohin jetzt damit? Ich fuhr zu einer Sasol-Tankstelle, an der ausschließlich 8-10 junge Xhosas aus Thembalethu arbeiteten.
Ich war das einzige Auto und so waren wir beisammen, Essen auf der Kühlerhaube, hielten einfach ein wenig Smalltalk und die Jungs haben sich über die Brote sichtlich gefreut. Das war sehr cool.
(Übrigens: auf der Müllkippe kommt einem kein Fanfarenzug mit Dankbarkeit entgegen. Manche Empfänger zeigen nicht das geringste Maß davon. Aber das macht mir erstaunlicherweise nichts aus. Ich will nichts 'raushaben).

Es fielen mir die Anhalter vom Morgen wieder ein. Was mir durch den Kopf ging, war, dass uns Menschen enttäuschen können und sogar ganze Kirchengemeinden (die ja aus einzelnen Menschen bestehen). Aber Gott enttäuscht uns nicht. Also hatte ich irgendwie den Gedanken, der Familie Essen ausdrücklich von Jesus zu überreichen. So, dass es eben bewusst als von Ihm kommend deklariert ist und nicht von mir. So ist ja auch. Ich fuhr in den Supermarkt und habe für sie eingekauft und überlegt, was man wohl  braucht, bzw. sich wünscht, wenn man nix hat, außer seit Wochen Knochensuppe. Vielleicht so, wie Jesus  für sie einkaufen würde (?).

Da hatte ich im Supermarkt ("Checkers") plötzlich was ge-"checkt" und das war wieder ein für mich sehr interessantes Erlebnis. Nämlich, dass es total schön war, in den Gängen entlang zu schlendern und sich bewusst alles anzusehen unter dem Gesichtspunkt, über was sich die Familie freuen könnte und entsprechend einzukaufen. Umgekehrt habe ich z.B. bewusst kein Deospray und keine Zahnpasta -/bürste gekauft, weil ich dachte, sie könnten es vielleicht als Anspielung auf mangelnde Körperhygiene fehl-interpretieren und sich schämen.

Es passierte jedenfalls etwas mit mir selbst. Ich erlebte, wie zuletzt öfter, dass das alte Sprichwort "Geben ist seliger als nehmen", wahr ist, weil vermutlich meine Freude größer war, als die der Empfänger. Das hätte ich ja früher nie geglaubt! Nicht, weil man einen besonderen Dank, oder gar eine Gegenleistung erwartet, sondern einfach nur so. Außerdem habe ich festgestellt, dass sich diese Art des Gebens in die konkrete Situation (jedenfalls für mich) radikal anders anfühlte, als wenn man Geld in (s)eine Gemeinde gibt oder nach XY überweist, wo diese Unmittelbarkeit nicht gegeben ist.
Und es gibt noch einen Unterschied. Als ich früher aus mal aus rein humanitären / ethischen Aspekten etwas gespendet hatte und sei es sogar direkte Hilfe zu Menschen, hatte ich vielleicht aus einem momentanen Mitleid mein Gewissen beruhigt und war dann insgeheim Stolz auf mich selbst. Ich konnte mich dann sogar innerlich in meiner Selbstgerechtigkeit über die erheben, die nicht für irgendwas spendeten. Was ich aber aktuell beschreibe, ist nicht Stolz auf mich selbst, sondern so viel Freude, dass mir die Augen feucht werden. Ich bin stolz auf IHN, wenn man das so sagen kann (so ähnlich, wie ein kleiner Bub stolz auf seinen Vater ist, weil er "viel stärker ist, als deiner. Äätsch!" ).

Da ich von der gemeinsamen Fahrt noch wusste, wo die Familie etwa wohnt, fuhr ich hin, Joshua Immanuel hat mich vom Fenster aus sofort erkannt und winkte freudig am Fenster. Als wir den Einkauf  ausluden, sagte der Vater nur zu seiner Frau, "Sieh nur, wie der Herr uns versorgt". Damit war alles gesagt. Für ihn und für mich.

Die Dame des Hauses war anfangs bemüht, sich für die angebliche Armseligkeit des Hauses zu entschuldigen. Es dauerte eine rechte Weile, bis ich ihr deutlich machen konnte, dass es mir sehr gut bei ihnen gefällt (das tat es wirklich!). Ich wurde zu einem Rundgang im Haus eingeladen (Das Haus befindet sich in einer abgelegenen kleinen, hübschen Waldarbeitersiedlung und ist trotz der sehr deutlichen Wartungsrückstandes natürlich um Klassen besser, als die Häuser im Township. Dennoch. Es gab kein Auto, kein Handy und kein Telefon. Da waren keine Vorhänge aus "so-und-so"-Seide, keine Vasen aus "dem-und-dem"-Porzellan und keine Möbel aus dem ersten Haus am Platze. Das Haus hat aber für mich eine ausgeprägte "innere Schönheit", so, wie es bei Menschen innere und eine äußere Schönheit gibt. Ich fühlte mich ab der ersten Sekunde dort sehr wohl. Über der Tür hing ein kleines, schlichtes Holzkreuzchen, "only to remind me every day, that HE is alive", wie Mark betonte;  nur um ihn täglich dran zu erinnern, dass ER lebt.

Wir hatten uns über Lebensumstände und -hintergründe unterhalten und uns dann 2 Stunden nur noch gegenseitig über unseren genialen Gott gepredigt. Die beiden geisterfüllten Leute hatten absolut atemberaubende Zeugnisse über das, was Er in ihrem Leben getan und gewirkt hat. Ich war inmitten der  Eltern und der Kids in einer wunderbar fried- und liebevollen Atmosphäre. Die jüngeren (11) und (14) haben sich die ganze Zeit rechts und links an ihre Mama geschmiegt. Alles sehr unaufgeregt; es herrschte in der Armut große Harmonie, Liebe und der Frieden, den die Welt nicht kennt.


Außerdem hatten sie mir eine Dusche mit Hahn geschenkt. Exakt (!) so, dass sie an die vorhandenen Bedingungen passt. Man kann sie sehr einfach an die außen am Haus in Thembalethu angebrachte orangefarbene Versorgungsleitung mit einem T-Stück und zwei Rohrschellen anschließen und hat eine prima Außendusche!

Ich überlege jetzt schon einige Zeit und komme zum Ergebnis, dass diese 5-köpfige Familie bislang wohl die bemerkenswerteste ist, die ich je (?) kennengelernt habe.
Sie zeigen genau das, was den Unterschied ausmacht und was ich live und in Farbe beobachten konnte. Sie sind bettelarm. Die Dame hat sein 23 Jahren AIDS und hat seit 22 Jahren tot zu sein. Der Arzt sagte ihr damals "höchstens noch 6 Monate". Sie fragte: "Sind Sie Gott?" Sie lebt mit der Krankheit und nimmt täglich Tabletten, aber sie WEIß, dass Gott sie rettet. Jeden Tag neu. Sie atmet. Sie hat Frieden. Sie hat sehr viel Würde und Ausstrahlung. Sie ist eine beeindruckende, bemerkenswerte Dame. Alle 3 Kinder und auch ihr Gatte sind HIV negativ. Ich komme immer wieder ins Schwärmen. (ohne, dass es Schwärmerei wäre - es ist Realität). Immanuel - Gott mit uns.

Armut, Krankheit, Tod treffen auch Menschen,  die Jesus ernst nehmen und es tut auch weh. Aber sie können völlig anders damit umgehen. Ich kann es sehen, fühlen, hören, erleben.

Ich war jedenfalls sehr, sehr durch diese Leute gesegnet, als ich wegfuhr. Wir werden uns wiedersehen.

P.S.: Wenn ich tagebuchartig von meinen Erlebnissen berichte, dann nicht, um mich zu rühmen, sondern IHN. Ich käme ohne den, den ich erlebe, niemals auf die Idee, andere sehen zu wollen. Aber ER macht, dass ein Sauhund wie ich, nach und nach etwas für andere Menschen übrig hat.

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