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Alle meine Anfechtungen haben sich verflüchtigt. Ich hatte sie zurückgewiesen und die Freude im Heiligen Geist hat wieder die Oberhand gewonnen. Die Angriffspunkte sind nicht mehr! Habe zwar heute Nacht von Essen geträumt, das wars aber auch schon. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Also liege ich hier mit meiner Wärmflasche im Bett und tippe den heutigen Tagesverlauf, während draußen auf der Straße diese grässlichen Vuvuzelas tröten. (Habe erst heute erfahren, dass schon morgen die WM anfängt - Räusper).
Jeanné von der Ekklesia-Gemeinde hatte angeboten, am heutigen Donnerstag Abend mit einem ihrer Söhne nach Silvertown zu kommen, weil sie zwei Einkaufstüten mit Tomaten abzugeben hatte. Gesagt, getan, um 17.50 Uhr, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, waren wir mit ihrem Sohn Joshua, am Sonntag 16 Jahre alt geworden, vor Ort.
Ich bin mit dem kleinen Township schon so vertraut und viele Leute kennen mich, so dass ich es fast nicht für nötig befunden hätte zu beten und Jesus über unseren Einsatz zu stellen. Ich tat es aber dann doch im Auto und konnte sofort die Gegenwart Gottes körperlich spüren.
Immer wieder unfasslich. Wir sollen eben nicht UNSER Ding, sondern SEIN Ding machen!
Es war nun fast Dunkel und wir begannen jeweils eine handvoll Tomaten mit Grüßen von Jesus in die Hütten zu verteilen.
Aus dem Augenwinkel sehe ich am Wegesrand eine rabenschwarze Person am rabenschwarzen Lattenzaun in nunmehr beinahe rabenschwarzer Dunkelheit stehen. Quasi das Gegenteil der ostfriesischen Flagge: "Weißes Ross auf weißem Grund".
Jedenfalls dachte und sagte ich: "Sami?" Keine Reaktion. Nochmal genau hingesehen - er war es.
Doch mein Freund stand wie eine Statue stocksteif mit offenen Augen komplett regungs- und ausdruckslos da. Er hatte noch eine glühende, milieuüblich mit Telefonbuchpapier gedrehte Zigarette in der linken Hand und reagierte wie ein Komapatient weder auf längeres Zurufen, noch auf intensives Rütteln. Null Reaktion. Absolut Null. Auch seine Haut war eiskalt.
Was war los? Ich wollte Johannes von der Nummernbande holen, der wenige Hütten weiter wohnt, um abzuchecken, ob das eine vielleicht eine Ausfallerscheinung nach Drogenkonsum ist, aber Johannes war nicht zuhause.
Derweil betete der kleine Joshua unerschrocken gegen dämonische Bindungen und SCHNAPP. Sami war wieder da! Von einer Sekunde zur nächsten! Krass.
Er konnte zunächst nicht gut sprechen und wirkte schwächlich: "...Wo bin ich?", aber er war wieder da. Wir stützten ihn, brachten ihn zu seiner Hütte und legten ihn aufs Bett. Seine erste und mehrfach wiederholte Aussage war, noch auf dem Bett liegend:
"Dänk you Jesus. Hallelujaaaah. Praise Jesus!"
Wir kümmerten uns eine Weile um ihn, dann gingen wir weiter, versprachen aber, später wiederzukommen. Welch ein Timing Gottes. Der Black-Out muss gerade vor unserem Eintreffen passiert sein, sonst hätte die Kippe nicht noch geglüht.
Wir verteilten nun weiter Tomaten in den Häusern, trafen liebe und dankbare Menschen, und als wir eine Dreiviertelstunde später zu Sami zurückkehrten, saß er auf einem Hocker und las bei Kerzenlicht in Afrikaans ein Buch über geistliche Kampfführung. Als wir die Hütte betraten, sprang er auf, wedelte uns mit erhobenen Händen mit dem Buch zu, deutete euphorisch auf das Gelesene und rief wieder sein Lob zu Jesus und dass der Satan keine Chance hätte. Was für ein Typ der Sami.
Wir beteten noch gemeinsam für eine bessere Arbeitsstelle für ihn, ihm liefen wieder Tränen aus den Augen, er umarmte uns von Herzen und verkündigte uns mit Inbrunst die Größe Gottes.
Sami hatte heute wieder, so wie jeden Tag, Reifen auf der Müllkippe verbrannt und vielleicht giftige Gase eingeatmet. Keine Ahnung, wie schnell oder langsam diese Giftgase wirken, aber er lief auch heute einige Kilometer beschwerdefrei von der Müllkippe nach Hause, um ein paar Meter vor seiner Hütte einen totalen Black-Out zu erleben - so, wie wir ihn antrafen.
Ich kann mir nicht gut vorstellen, dass diese Symptome typische Vergiftungserscheinungen waren, aber ich bin kein Experte.
Wie auch immer: Sami berichtete, sein Kopf und seine Lungen seien nach Joshuas Gebet wieder völlig klar und frei. Keine Nachwirkungen. Sehr erstaunlich.
Gerade zu Wochenbeginn wurden alle, die mit mir enger unterwegs sind, z.B. die, die an diesem unvergesslichen Pfingsten (siehe Eintrag vom 23. Mai 2010) mit dabei waren, massiv angegriffen. Ich hatte mich noch gefragt, wieso der alte Sami stets so fröhlich sein kann und ihn gar nix aus der Ruhe bringt. Ob er wohl nie angefochten wird? Heute hatte es ihn aber auch volle Kanne erwischt. Doch Dank Gottes unfassbarem Timing wurde wieder ein grandioser Sieg daraus und wir alle sind gewachsen und wurden gestärkt.
Noch ein Timing Gottes (ich könnte das ja alles selbst nie glauben, wenn ich es von einem anderen lesen würde! :-) ):
In Silvertown bedeutet "Dunkelheit", dass man sich schlecht orientieren kann. Überall liegen auf den matschigen Pfaden Hunde, Holz, Eimer, Krimskrams. In Kopfhöhe hängen zuweilen "unsichtbare" rostige Drähte als Wäscheleinen zwischen den Blechhütten.
Außer von den Feuern vor diesen Häuschen strahlt nirgendwo Licht. Also ist es mangels Taschenlampen nicht leicht, sich fortzubewegen.
Jeanné sagte in dieser Phase des Abends hinter Joshua und mir hergehend, den unspektakulären Satz:
"Danke, Herr, dass du auf mich acht hast und meine Pfade erleuchtest!".
Ich gebe mein Ehrenwort, dass es wohl deutlich weniger als 10 Sekunden dauerte, bis daraufhin eine Beleuchtungskette über uns und genau diesem matschigen Pfad leuchtete. Wahrscheinlich war es es gerade genau 19.00 Uhr oder sonst eine vorprogrammierte Zeit der Elektrizitätswerke, aber das Timing war genial.
Unmöglich zu inszenieren, sowas.
Gottes Timing hat sich an diesem Abend noch ein weiteres Mal gezeigt:
Ich kenne die Entwicklung einer Suppenküche in Thembalethu in "meiner" Zone Acht durch das Engagement von Smava und anderen Damen, seit 2006.
Seit letzter Woche nun kam mir der Gedanke für die Einrichtung einer Suppenküche in Silvertown. Ganz konkret hatte ich als Ansprechpartnerin eine Frau von dort auf dem Herzen, für die wir an Pfingsten für die Erfüllung mit dem Heiligen Geist gebetet hatten und die daraufhin sofort laut in neuen Sprachen redete und völlig vom Geist Gottes ergriffen war. Wie sich später herausstellte, ist sie die Gattin des zuvor erwähnten Johannes von der Nummernbande.
Als ich sie heute antraf, erklärte ich ihr die Bedingungen: 3 Damen, die sich Jesus verpflichtet fühlen, sich offiziell registrieren lassen, treuhänderisch Essen verwalten und dieses 3-mal wöchentlich für die Bedürftigen zubereiten.
Ihre ebenfalls unfassliche Anwort:
Ich habe gerade vor wenigen Wochen mit einer Freundin geredet, ob Gott uns nicht wohl jemanden schickt, der uns bei der Eröffnung einer Suppenküche helfen kann?!?
Was sagt man denn hierzu? Jesus hat alles im Blick! Nichts entgeht ihm.
Nebenbemerkung: Um grob den Bedarf über die Bewohnerzahl von Silvertown abzuschätzen, erhielten wir die Antwort, dass -je geschätzt 20 qm großer Blechhütte- üblicherweise 5 Menschen darin wohnen, manchmal aber auch 10 Personen.
Zum Abschluss des Abends trafen wir noch auf den Hausherrn von Samuels Unterkunft, Patrick, geschätzt knapp 30 Jahre alt. Seines Zeichens Gatte von Samis Nichte. Er erzählte uns seine sehr lange Lebens- und Leidengeschichte.
Dass sein Vater die Mutter mit einer Eisenstange erschlug , als er 7 Jahre alt war, ist nur eine, wenn auch besonders tragische Begebenheit.
Nun arbeitet er für einen Hungerlohn jeweils 13 Stunden an 6 Tagen. Es ist ein solcher tiefer Schmerz in den Menschen, da kann ich gut nachvollziehen, dass sie Saufen und Drogenkonsum als einzige Erleichterung in dieser Tristesse wahrnehmen.
Wir haben ihm von der Liebe Jesu erzählt und dessen Ruf: "Komm, Patrick". Dann haben der quicklebendeige Sami, die anderen und ich im Kreis gestanden, uns alle samt Patrick umarmt und für ihn gebetet. Weil ich es auf dem Herzen hatte, bat ich Patrick, dass er jetzt selbst zu Gott beten solle.
WOW. Hat der Mann ein Gespräch mit Gott aus dem Herzen rausgehauen! Mir kam nach dem zweiten Satz bereits eine Gänsehaut (Jeanné auch, wie sie mir später erzählte). Ein minutenlanges (wörtlicher Auszug:)
"Herr, in deinen Fußstapfen will ich wandeln - alle Tage meines Lebens" - Gebet.
Auch wenn ich nicht alles, was er auf Afrikaans sagte, verstand, kann mich dennoch nicht erinnern, sowas von einem inbrünstigen "nimm mich bitte an" schon mal live gehört zu haben.
Nun ja, es wurde spät, kalt und mir war etwas übel. Weniger wegen des allgegenwärtigen Marihuanageruchs, der die Luft schwängerte, sondern vielmehr von dem beißenden Rauch, der dank der Blecheimerfeuer von beinahe jeder Hütte ausging, so dass einem die Augen tränten. Schließlich wird nicht nur Holz in den Blecheimern verbrannt, sondern alles, was nicht gerade das Gütesiegel "garantiert nicht brennbar" trägt.
Also verabschiedeten wir uns, dankten dem, dem aller Dank gebührt, wunderten uns einmal mehr über seine unvergleichliche Größe und sein Timing und wurden von Sami allerliebst und überschwänglich verabschiedet.
Joshua und Jeanné lieferte ich mit dem für achtzig Euro ölwannengeschweißten Nissan zuhause ab, und wieder ging ein erstaunlicher Tag zu Ende.
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(Beide obigen Fotos mit den brennenden Fässern stammen nicht aus Silvertown, spiegeln aber die Atmosphäre recht gut wieder)
Donnerstag, 10. Juni 2010
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Servus Geo,
AntwortenLöschenich freue mich jedes Mal, wenn ich in deinem Blog lese, über das, was du mit JESUS erlebst. Gut das du gegangen bist. Was du schreibst, ist eine große Bereicherung für mich und ermutigt mich sehr, auch hier in Deutschland jederzeit mit JESUS zu leben. Ich würde gerne einige Einträge zur Ermutigung im Forum http://www.glaube.de veröffentlichen. Natürlich mit Hinweis auf dein Copyright. Habe ich dafür deine Erlaubnis? Manche theoretische Diskussion kann dadurch auf gesunden, geistlichen Boden gestellt werden. Der Hunger nach der Geistestaufe kann gefördert und erfüllt werden und vieles mehr.
Hoffe bald von dir zu hören, liebe Grüße und Gottes reichen Segen weiterhin
Lothar