Church building / Kirchengebäude in Thembalethu

... God has chosen the weak things of the world to confound the things which are mighty; And base things of the world, and things which are despised, has God chosen ... (1Cor 1:27.28) p>p>p>

Sonntag, 14. März 2010

Die Müllkippe: "Ich habe nur einen Arzt"

In der Stadt habe ich einen Obsthändler aufgetan, bei dem ich das Obst für die Suppenküche zu Großhandelspreisen erstehen kann (siehe Foto). Da kaufe ich jetzt ein und habe seit letzter Woche auch auf der Müllkippe das Speisesortiment um Früchte erweitert. Es gibt jetzt pro Mensch ein Sandwich und eine Frucht, oder auch jeweils zwei, je nachdem, wie es von der Personenzahl her aufgeht. Ich stehe neben dem Auto und verteile an die Bedürftigen, die meistens mit offenen Händen in empfangender Haltung dastehen und nach Erhalt des Essens weggehen.

Das geht ohne jedes Hauen und Stechen ab. Im Gegenteil, eher diszipliniert. Ein Mann hat zum Beispiel große Ritterlichkeit bewiesen, indem er sämtliche Damen mit den Worten "Ladies first" vorgelassen hat. Das hat mich einigermaßen beeindruckt, zumal er nicht wirklich wissen konnte, ob das Essen am Ende für ihn reichen würde. Abgesehen davon würden die Meisten die Frauen auf der Müllkippe kaum mit dem Begriff Lady assoziieren. Ich habe ihm gesagt, dass ich sein Verhalten sehr schätze und habe ihm eine Extraration gegeben, um ihn zu ermutigen. (In jeder Frau steckt eine Lady :-) ).


Als ich Samuel letzte Woche begegnete, fiel mir sofort sein Gang auf. Er lief mir einwandfrei, ohne zu Hinken, entgegen. Den Dialog, der sich entspann, lasse ich unkommentiert. Samuel bezog sich darin auf die Situation, in der ich für ihn auf der Müllkippe beten durfte.
  • "Du hinkst nicht mehr; wie geht es deinem Knie?"
  • "Es tut nicht mehr weh!"
  • "Warst du beim Arzt?"
  • "Nein. Ich habe kein Geld für einen Arzt, ich habe nur einen Arzt."
  • "Seit wann sind die Schmerzen weg?"
  • "Nach dem Gebet,waren sie weg."
  • "Sind sie ganz weg?"
  • "Ja, sie sind ganz weg."
  • Nochmal: "Seit wann?"
  • "Seit nach dem Gebet.". "Danke, Jesus!"
Ich habe dann längere Zeit mit Samuel geredet. Er beeindruckt mich unter anderem deshalb, weil er nicht trinkt. Das ist vermutlich ein Novum für jemanden in seiner Situation. Billigem Alkohol sind die Ärmsten hier auf breiter Front verfallen.

Später erzählte Samuel, was ihn in diese aktuellen Lebensumstände gebracht hat. Eigentlich ist es so, wie es gehen kann, wenn man keine Geschwister, Ehepartner oder Kinder hat und es kein staatliches soziales Netz gibt, das einen in der Not auffängt.

Meine Frage an ihn war, wenn Jesus jetzt leiblich hier neben ihm stehen würde und er mit ihm Auge in Auge reden könnte, was er ihm sagen würde. Was würde er vielleicht (an-) klagen, Gott sagen, ihn fragen oder von ihm erbitten wollen. Samuels spontane und sachliche Antwort war, dass sein Leben so hart ist und er "nach Hause" möchte. Diese Antwort ist fatalistisch und doch nachvollziehbar.
Wir haben vereinbart, dass wir uns wieder treffen und darüber sprechen.

Dann habe ich eine ganze Zeit auf der Müllkippe bei den Leuten gesessen und mir die Geschehnisse angesehen. Wissenschaftler sagen ja, dass es auch im größten Chaos eine innere Ordnung gibt. Das ist auch auf der Müllkippe so. Am Freitag Nachmittag kam z.B. der Lkw eines Schrotthändlers nebst Pkw mit 4 Mann Besatzung angefahren und man hat den von den Menschen der Müllkippe beiseite geschafften metallischen Abfall aufgeladen. Nur wenn man das weiß, kann einem auffallen, dass es verschiedene Flecken gibt, wo der gesicherte noch verwertbare Müll teilweise sortiert abgelegt wurde. Am Ende der Aktion bekommt jeder der Helfer auf der Müllkippe vom Schrotthändler eine kleine Aufwandsentschädigung.

Auf dem Weg nach draußen standen in der Gruppe von zuvor 10, jetzt nur noch 4 Männer. Die anderen waren kurzfristig unterwegs. Ich fragte, ob ich das Essen für die Abwesenden da lassen kann und ob sie ehrlich mit ihnen teilen würden. Die Antwort war: "Ja, wir teilen immer alles miteinander". Ich bin willens, zu glauben, dass dem so ist. Das bedeutet aber auch, das unsereiner noch von denen lernen kann, von denen man es nicht vermutet.
Das ist ja wie bei den ersten Christen in der Apostelgeschichte, dachte ich, und sie Jungs sind mir voraus.

1 Kommentar:

  1. Hallo Geo, ich erlebe in letzter Zeit in Punkto teilen das gleiche wie du, bei den Kindern im Akazienweg. Wenn da jemand etwas Besonderes dabei hat wird es auch großzügig an alle, auch an uns Mitarbeiter, verteilt. Das ist wohl eine Art Solidarität unter Gleichen?! Sei lieb gegrüßt Elvira

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