Als ich Samuel letzte Woche begegnete, fiel mir sofort sein Gang auf. Er lief mir einwandfrei, ohne zu Hinken, entgegen. Den Dialog, der sich entspann, lasse ich unkommentiert. Samuel bezog sich darin auf die Situation, in der ich für ihn auf der Müllkippe beten durfte.
- "Du hinkst nicht mehr; wie geht es deinem Knie?"
- "Es tut nicht mehr weh!"
- "Warst du beim Arzt?"
- "Nein. Ich habe kein Geld für einen Arzt, ich habe nur einen Arzt."
- "Seit wann sind die Schmerzen weg?"
- "Nach dem Gebet,waren sie weg."
- "Sind sie ganz weg?"
- "Ja, sie sind ganz weg."
- Nochmal: "Seit wann?"
- "Seit nach dem Gebet.". "Danke, Jesus!"

Später erzählte Samuel, was ihn in diese aktuellen Lebensumstände gebracht hat. Eigentlich ist es so, wie es gehen kann, wenn man keine Geschwister, Ehepartner oder Kinder hat und es kein staatliches soziales Netz gibt, das einen in der Not auffängt.
Meine Frage an ihn war, wenn Jesus jetzt leiblich hier neben ihm stehen würde und er mit ihm Auge in Auge reden könnte, was er ihm sagen würde. Was würde er vielleicht (an-) klagen, Gott sagen, ihn fragen oder von ihm erbitten wollen. Samuels spontane und sachliche Antwort war, dass sein Leben so hart ist und er "nach Hause" möchte. Diese Antwort ist fatalistisch und doch nachvollziehbar.
Wir haben vereinbart, dass wir uns wieder treffen und darüber sprechen.
Dann habe ich eine ganze Zeit auf der Müllkippe bei den Leuten gesessen und mir die Geschehnisse angesehen. Wissenschaftler sagen ja, dass es auch im größten Chaos eine innere Ordnung gibt. Das ist auch auf der Müllkippe so. Am Freitag Nachmittag kam z.B. der Lkw eines Schrotthändlers nebst Pkw mit 4 Mann Besatzung angefahren und man hat den von den Menschen der Müllkippe beiseite geschafften metallischen Abfall aufgeladen. Nur wenn man das weiß, kann einem auffallen, dass es verschiedene Flecken gibt, wo der gesicherte noch verwertbare Müll teilweise sortiert abgelegt wurde. Am Ende der Aktion bekommt jeder der Helfer auf der Müllkippe vom Schrotthändler eine kleine Aufwandsentschädigung.

Das ist ja wie bei den ersten Christen in der Apostelgeschichte, dachte ich, und sie Jungs sind mir voraus.
Hallo Geo, ich erlebe in letzter Zeit in Punkto teilen das gleiche wie du, bei den Kindern im Akazienweg. Wenn da jemand etwas Besonderes dabei hat wird es auch großzügig an alle, auch an uns Mitarbeiter, verteilt. Das ist wohl eine Art Solidarität unter Gleichen?! Sei lieb gegrüßt Elvira
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